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Die große Analyse des Grand Prix von Malaysia
Was bedeutet der Ausgang des Großen Preises von Malaysia für die Weltmeisterschaft? Wir meinen sehr viel
(Motorsport-Total.com) - Sepang war bisher für die Konkurrenz ein rotes Tuch. Immer war es in den vergangenen Jahren ein rotes Auto gewesen, das auf der Pole Position stand und den Sieg holte. Vor dem Rennen war klar: Ist es heiß und trocken, dann wird Ferrari gegen BMW-Williams keine Chance haben, sollte es regnen, so wird es umgekehrt sein. Welch Zufall, dass Ferraris Wetterfrosch in der zweiten Rennhälfte mit Regen rechnete, der Meteorologe von BMW-Williams im Gegensatz dazu ein trockenes Rennen vorhersagte...

© xpb.cc
Ferrari sah in der Hitze gegen die Michelin-bereiften Williams alt aus
BMW-Williams
Am Freitag kämpfte das BMW-Williams-Team noch mit mangelndem Grip, eine Tatsache, an die man sich gewöhnen muss, denn Reifenpartner Michelin braucht einfach eine Strecke, auf der die Formel-1-Boliden Gummi abgelegt haben. Die Tatsache, dass Juan-Pablo Montoya im Qualifying drei persönliche Sektorbestzeiten fuhr, die für die Pole Position gereicht hätten, sorgte bei Ferrari für Bauchschmerzen. Denn im Allgemeinen ist es so, dass die Blau-weißen im Rennen besser sind als im Qualifying, was vor allem mit den Michelin-Reifen zusammenhängt. Teamkollege Ralf Schumacher hatte Probleme mit der Abstimmung und musste sich dem Kolumbianer zunächst deutlich geschlagen geben.
Im Rennen verhielt sich Juan-Pablo Montoya kurzsichtig. Er hätte Michael Schumacher die erste Kurve überlassen sollen, denn das Risiko, das Rennen in der ersten Kurve zu verlieren ? so geschehen ? ist größer, als es zu gewinnen. Und Montoya wusste, dass er Schumacher würde schlagen können. Die Strafe der Rennleitung war überzogen, dennoch hätte Montoya auch ohne die Strafe viele Plätze eingebüsst. Ralf Schumacher fuhr ein perfektes Rennen ohne größere Fehler und fuhr konstant schnelle Rundenzeiten. Montoya bewies mit einem neuen Streckenrekord (1:38.049 Minuten in Runde 38), dass er ebenfalls Sieganwärter gewesen wäre. Für BMW war es der erste Doppelsieg in der Formel 1.
Die Motorpower von BMW-Williams ist beeindruckend, besonders in der Beschleunigungsphase sind die Bayern klar im Vorteil, was sich bei Überholmanövern als vorteilhaft erweist. Im Zusammenspiel mit der perfekten Startautomatik scheint kein Team gegen die Autos von Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya am Start eine Chance zu haben. Alles in allem war man an diesem Wochenende konkurrenzfähig und die Dominanz im Rennen war beeindruckend.
Wenn es nicht in zu vielen Rennen regnet oder kalt ist ? was nicht zu erwarten ist ? scheint das Team ein sehr ernst zu nehmender WM-Kandidat zu sein. Der Konstrukteurstitel ist dabei realistisch, ist die Fahrerpaarung in der Summe doch stärker als jene von Ferrari. In Sachen Fahrertitel wird man aufpassen müssen, dass sich beide Fahrer gegenseitig nicht zu viele Punkte wegholen. Momentan wirkt Montoya einen Tick stärker als Ralf Schumacher. Dem Deutschen fehlten in seiner schnellsten Rennrunde 0,320 Sekunden auf Montoya, der allerdings im Gegensatz zu Montoya nicht am Limit fahren musste.
Ferrari
Das Ferrari-Team hat an diesem Wochenende Schwächen gezeigt ? aber weniger Schwächen als das Endergebnis vermuten lässt. Besonders der Ausfall von Rubens Barrichello schmerzt, denn er hat wertvolle Punkte in der Konstrukteurswertung gekostet. Bis zum Motorschaden fuhr Rubens Barrichello ein fehlerfreies Rennen, er hatte gegen Ralf Schumacher aber keine Chance und hätte sich wohl mit Rang zwei zufrieden geben müssen, zumal er mit dem Setup seines Autos nicht zufrieden war.
Michael Schumacher konnte einmal mehr die Pole Position nicht ausnutzen, weil er mit seinem F2001 schlechter vom Fleck kam als Montoya. Es ist zu befürchten, dass Ferrari den Vorteil der Konkurrenz nicht über Nacht aufholen kann, weswegen Schumacher wie schon in der kompletten vergangenen Saison immer wieder wie in Malaysia aggressiv fahren muss, um seine Position zu verteidigen. Ein passiveres Verhalten am Start zur Vermeidung der Kollision hätte Michael Schumacher rückblickend auch nicht mehr eingebracht als Rang 3.
Auch ohne Zwischenfall wäre Michael Schumacher ohne Siegchance gewesen. Der F2001 ist weiterhin noch gut genug im Vergleich zu den Autos der Konkurrenz, aber Bridgestones Reifen waren im Vergleich zum Michelin-Pneu auf die lange Distanz gesehen zu langsam. Michael Schumachers Aufholjagd vom letzten auf den dritten Platz nach dem notwendigen Frontflügelwechsel war weltmeisterlich. Als Button zum Schluss scheinbar uneinholbar vor ihm lag, steckte Schumacher nicht zurück, sondern fuhr weiterhin am Limit. Die Erfahrung des Champion und der Erfolgshunger wurden belohnt: Nur weil er dicht genug an Button dran war, konnte er die Probleme des Briten ausnutzen und noch auf Platz drei vorfahren.
Ferrari läuft Gefahr, die Weltmeisterschaft zu verlieren, wenn Michelin wie in Malaysia in der Summe der Rennen den besten Reifen hat. Selbst wenn der F2002 deutlich besser ist als der F2001 ? was nicht der Fall sein soll ? wird das nicht genügen, denn über den Reifen lässt sich wesentlich mehr Zeit gut machen als über das Chassis. Zumal das Paket von BMW-Williams schon jetzt sehr gut ist und auch von McLaren-Mercedes noch einiges zu erwarten ist. Michael Schumacher fehlten in seiner schnellsten Rennrunde 0,708 Sekunden auf die schnellste Rennrunde von Montoya ? viel zu viel, auch wenn der F2001 nach dem Crash mit Montoya nicht mehr perfekt lag. Barrichello fehlten 0,882 Sekunden. Der Abstand ist angesichts der Tatsache, dass man im Gegensatz zu Williams zwei Boxenstopps einlegte zu groß.
McLaren-Mercedes
Das McLaren-Mercedes-Team muss noch Erfahrungen mit den Michelin-Reifen sammeln. Das Auto war in Malaysia besser, als es schien. Peinlich, dass das Team von Ron Dennis trotz zahlreicher Testtage immer noch Zuverlässigkeitsprobleme hat. War es in Melbourne nur David Coulthard, der sein Auto parken musste, so waren es in Malaysia gleich beide Fahrer, die mit Motorproblemen ausschieden. So kann man nicht Weltmeister werden.
Coulthard war in seiner schnellsten Runde 3,406 Sekunden langsamer als Montoya ? angesichts der frühen Ausfallzeit aber nicht repräsentativ. Teamkollege Kimi Räikkönen, der in Runde 24 aufgeben musste, fehlten 1,751 Sekunden auf Montoyas Bestzeit. Im Rennen waren die Silbernen wesentlich besser aussortiert als im Qualifying. Ein Platz auf dem Podium wäre möglich gewesen, doch das Team muss an der Zuverlässigkeit arbeiten.
Der Einstand von Kimi Räikkönen im Team ist klasse gelungen, der Finne bleibt in jeder Situation locker und cool, während man bei Coulthard erste Anzeichen erkennen kann, dass er die Gefahr sieht, von Räikkönen in den Schatten gestellt zu werden. Die Gefahr ist jedenfalls augenscheinlich vorhanden. Beide Fahrer können in diesem Jahr Rennen gewinnen, ob der WM-Titel jedoch drin ist, hängt davon ab, ob das Auto in Zukunft leichter abzustimmen sein wird und man die Zuverlässigkeit in den Griff bekommt.
Renault
Für Jenson Button war der Große Preis von Malaysia eine große Erleichterung. Der Brite stand im vergangenen Jahr oftmals in der Kritik und es ist kein Geheimnis, dass Testfahrer Fernando Alonso regelrecht darauf wartet, dass Teamchef Flavio Briatore den Briten feuert. In Kuala Lumpur fand Briatore dazu keine weitere Nahrung. Button qualifizierte sich besser als Trulli und er war auch im Rennen besser. Rang drei verlor er unverdient, weil es Probleme mit dem Auto gab. Aber auch der vierte Platz war eine tolle Leistung.
Teamkollege Jarno Trulli sah die Zielflagge wegen Motorproblemen nicht, aber alles in allem hat es Renault geschafft, ein vernünftiges Auto auf die Beine zu stellen. Damit sollte es möglich sein, dem Sauber-Team den vierten WM-Platz streitig zu machen, denn die Franzosen verfügen über wesentlich mehr Entwicklungspotenzial als das kleine Schweizer Formel-1-Team. Button ? wohlgemerkt mit einer Einstoppstrategie unterwegs ? fehlten in seiner schnellsten Runde 1,962 Sekunden ? noch zu viel, um die drei Top-Teams aus eigener Kraft schlagen zu können aber deutlich schneller als das Sauber-Team.
Sauber
Das Sauber-Team hat in diesem Jahr durchaus die Chance auf Rang vier, wenn Bridgestone einen konkurrenzfähigen Reifen liefert. Hier steckt das Ferrari-Team in der gleichen Situation wie Ferrari selbst. Dennoch bleibt nicht zu verschweigen, dass man aus eigener Kraft nur dann in die Punkte fahren kann, wenn die drei Top-Teams Probleme haben.
Nick Heidfeld fuhr ein starkes Rennen und wurde mit dem fünften Platz belohnt. Bei Teamkollege Felipe Massa sind zum Glück jene Schwächen nicht mehr zu sehen, die er noch bei den Testfahrten zeigte. Fahrfehler sind bei dem Brasilianer selten geworden, dafür wurde er in Malaysia mit dem sechsten Platz belohnt. Dies war gleichzeitig der erste Punkt für den Sauber-Piloten in der Formel 1 ? im zweiten Rennen. Dem Brasilianer ? unterwegs mit einer Einstoppstrategie ? fehlten in seiner schnellsten Rennrunde 3,275 Sekunden, Heidfeld 2,526 Sekunden.
Jordan-Honda
Formel-1-Neuling Takuma Sato wurde leider seinem Image gerecht, dass er zu stürmisch fährt und zu viele Unfälle baut. Ausgerechnet Teamkollege Giancarlo Fisichella rauschte der Japaner ins Heck, damit war das Rennen für beide Fahrer gelaufen, denn sie mussten sich erst einmal an der Box neue Flügel auffassen. Sato entschuldigte sich - Teamchef Eddie Jordan war verständlicherweise sauer. In seiner schnellsten Rennrunde fehlten Fisichella 3,361 Sekunden, Sato war in seiner flottesten Runde 0,219 Sekunden schneller.
Toyota
Die Formel-1-Neulinge aus Japan wissen weiterhin voll zu überzeugen. Mika Salo erzielte im Qualifying Rang 10 ? sensationell. Im Rennen waren beide Piloten auf Punktekurs unterwegs, doch dann zeigte sich, dass man noch neu in der Formel 1 ist. Während Mika Salo mit Elektronikproblemen kämpfte und drei Mal an die Box musste, was ihn auf Rang 12 zurückschickte, kam Allan McNish an die Box und fand dort eine unvorbereitete Mannschaft vor. Fehler, die man dem Team im zweiten Rennen absolut verzeihen kann, die man eigentlich schon beim ersten Rennen hätte erwarten können.
Das Team hat es in Malaysia geschafft, den guten Eindruck von Melbourne zu bestätigen, auch wenn man natürlich nicht vergessen darf, dass man im Winter in Sepang testete, also die Strecke bereits kannte, was in Zukunft nicht immer der Fall sein wird. Dennoch, einige der Konkurrenten im Mittelfeld laufen Gefahr, schon im ersten Jahr von Toyota geschlagen zu werden. Allen voran Erzrivale Honda. Salo fehlten auf seiner schnellsten Rennrunde 1,6 Sekunden auf die schnellste Rennrunde ? sensationell. McNish hatte 3,274 Sekunden Rückstand zu beklagen ? zu viel des Guten.
BAR-Honda
Das Team kämpft weiterhin mit einem mäßigen Chassis und einem Motor, dem es an PS fehlt. Honda wird auch in diesem Jahr nicht den Erwartungen gerecht. Und Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve scheint das eine oder andere Mal die Motivation zu fehlen. Momentan sind für das Team nur "Abstauber-WM-Punkte" möglich. Mit Platz acht holte Jacques Villeneuve wohl das Maximum aus dem Auto, Teamkollege Olivier Panis musste mit Kupplungsproblemen aufgeben. Sein kanadischer Teamgefährte kämpfte mit kleineren Problemen wie mangelndem Grip und einer schwergängigen Lenkung. "Einstopper" Villeneuve war in seiner schnellsten Rennrunde 4,324 Sekunden auf Montoya.
Arrows-Asiatech
Heinz-Harald Frentzen konnte seinen Startplatz knapp außer der Top 10 nicht nutzen, denn wie schon in Australien blieb der Mönchengladbacher am Start stehen. Für das Team von Tom Walkinshaw rächen sich jetzt die fehlenden Testtage. Frentzen musste sich wieder nach vorne arbeiten und wurde immerhin noch Elfter. In seiner schnellsten Rennrunde fehlten ihm 2,218 Sekunden ? damit war der Arrows auch im Rennen schneller als der Jaguar mit dem gleichen Cosworth-Motor ? für die Grünen peinlich, denn Frentzen war sogar auf einer Einstoppstrategie. Teamkollege Enrique Bernoldi schied mit einem Problem an der Benzinversorgung aus. Zuvor hatten ihm auf seiner schnellste Rennrunde 3,842 Sekunden auf Montoya gefehlt.
Keine Frage, im Arrows steckt noch jede Menge Potenzial, zu wenig ist das Team bisher mit dem vorne radikal designten Auto auf der Teststrecke gewesen. Das, was niemand für möglich gehalten hat, droht nun dem Jaguar-Team. Das hoch verschuldete Team könnte dem Werksteam der Ford-Gruppe tatsächlich gefährlich werden.
Jaguar-Racing
Für das Jaguar-Team war das Rennen in Malaysia frustrierend. Eddie Irvine wurde Opfer von Alex Yoongs Unaufmerksamkeit, als dieser ihm beim Überrunden den Frontflügel abfuhr. Teamkollege Pedro de la Rosa verlor ebenfalls einen Frontflügel, als er in das Heck von Olivier Panis fuhr. Der Spanier kam als Zehnter ins Ziel und war in seiner schnellsten Rennrunde 2,626 Sekunden langsamer als Montoya ? für den R3 ermutigend. Irvine fehlte bis zu seinem Ausfall wegen Hydraulikproblemen 4,274 Sekunden. Der Ire sah schon in Melbourne gegenüber seinem Teamkollegen blass aus und scheint an Motivation verloren zu haben.
Minardi-Asiatech
Minardi ist und bleibt das Schlusslicht in der Formel 1 ? auch mit dem Asiatech-Motor. Mark Webber musste mit technischen Problemen aufgeben und Teamkollege Alex Yoong sein Heimrennen wegen Getriebeproblemen vorzeitig beenden. Australien-Fünfter Mark Webber fehlten in seiner schnellsten Runde 5,076 Sekunden, Yoong 5,141 Sekunden auf Montoya. Der Malaysier leistete sich einen peinlichen Fehler, als er Eddie Irvine trotz blauer Flaggen übersah und ihm den Frontflügel abfuhr.
Fazit
Ferrari hat weiterhin das beste Auto im Feld mit einer beeindruckenden Kurvenlage und soliden Top-Speedwerten, doch die Weltmeisterschaft wird in diesem Jahr von den Reifen entschieden. Wenn Bridgestone den besseren Reifen hat, gehört Ferrari der Sieg, denn Sauber ist zu weit entfernt. Im Michelin-Duell scheint BMW-Williams momentan die besseren Karten zu haben. Die fehlende Erfahrung mit den Michelin-Pneus addiert sich bei McLaren-Mercedes derzeit zu der technischen Anfälligkeit hinzu.
Im hinteren Feld hinterlässt Renault den Eindruck, Platz vier der Konstrukteure erreichen zu können. Das Sauber-Team wird es schwer haben, den Franzosen diesen Platz streitig zu machen. Es folgt das Jordan-Honda-Team, das für die eine oder andere Überraschung gut sein dürfte ? zusammen mit Giancarlo Fisichella. Jaguar wird wohl das Vorjahresauto aus der Garage holen und in Brasilien damit schon wieder in der hinteren Top 10 mitfahren können. Arrows hat viel Potenzial, aber wohl zu wenig Geld, um es ausschöpfen zu können. Bei Toyota bleibt abzuwarten, wie man mit dem Entwicklungstempo der Konkurrenz mithalten kann und ob man weiterhin um die Top 10 herum mitfahren kann.

