• 17.03.2002 10:25

  • von Fabian Hust

Erster Formel-1-Doppelsieg für BMW in Malaysia

In einem zeitweise ereignisreichen Rennen sicherte sich BMW-Williams einen Doppelsieg während die Konkurrenz patzte

(Motorsport-Total.com) - Das dominante Rennen von Ferrari beim Saisonauftakt in Melbourne war in Malaysia schon wieder Vergangenheit. Die heißen Temperaturen von über 30 Grad sorgten dafür, dass die Karten wieder völlig neu gemischt wurden. Wie erwartet spielten die Asphalttemperaturen von rund 40 Grad den Michelin-bereiften Autos in die Hände, auch wenn nicht jeder Bibendum-bereifter Fahrer die Gunst der Stunde nutzen konnte.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Ralf Schumacher küsst seinen vierten Formel-1-Siegerpokal

Turbulent ging es wie schon in Melbourne am Start zu ? jedoch mit weit weniger "Blechschaden", dafür aber mit einer unerwarteten Reaktion der Rennleitung auf den Zwischenfall. Polesetter Michael Schumacher erwischte wie so oft im Gegensatz zur Konkurrenz von BMW-Williams einen unterlegenen Start und musste brutal nach rechts ziehen, um Juan-Pablo Montoya auf Distanz zu halten. Vor der ersten Rechtskurve versuchte dieser daraufhin, den Weltmeister außen auszubeschleunigen.

Nase an Nase, wobei der Kolumbianer einen Tick weiter vorne war, steuerten beide Piloten auf die erste Kurve zu. Schumacher versuchte innen auf den Randsteinen die Kurve zu gewinnen, Montoya auf der Ideallinie außen. Dabei bekam Schumacher Untersteuern und rutsche seitlich in Montoya hinein. Während Schumacher seinen Fronflügel einbüsste und nach dem notwendigen Boxenstopp Letzter war, verlor Montoya zunächst nur sieben Plätze und war damit Neunter.

Für Arrows-Pilot Heinz-Harald Frentzen stand das Rennen erneut von Anfang an unter keinem guten Stern. Wie schon in Melbourne blieb der Mönchengladbacher am Start stehen und musste in der Box das Auto neu starten lassen. Mit zwei Runden Rückstand sah der Deutsche dann aber wenigstens als Elfter noch die Zielflagge.

Jordan-Teamchef Eddie Jordan dürfte in Runde zwei ein britisches Schimpfwort ausgestoßen haben, als Formel-1-Neuling Takuma Sato ausgerechnet Teamkollege Giancarlo Fisichella hinten auffuhr. Ohne Frontflügel beziehungsweise ohne Heckflügel mussten beide Fahrer die Box ansteuern. Nach einer längeren Reparatur an der Box konnte sogar Fisichella das Rennen noch einmal aufnehmen. Der Italiener kam mit zwei Runden Rückstand als 13. und damit Letzter ins Ziel, Sato sah die Zielflagge ebenfalls mit zwei Runden Rückstand auf Rang neun.

Während Michael Schumacher sich Auto für Auto nach vorne arbeitete, konnte Teamkollege Rubens Barrichello durch die Kollision am Start die Führung übernehmen, vor Ralf Schumacher im BMW-Williams und den beiden McLaren-Mercedes von Kimi Räikkönen und David Coulthard. In den Punkterängen lagen zu diesem Zeitpunkt auch Nick Heidfeld (Sauber) und Jenson Button (Renault).

Die achte Runde sorgte dafür, dass Juan-Pablo Montoya auf einen Funkspruch seines Teams erst ungläubig um Bestätigung fragte und dann herzhaft fluchte. Grund hierfür war die Reaktion der Rennleitung auf den Zwischenfall mit Michael Schumacher. Man entschied sich, dem Kolumbianer eine Strafe aufzuerlegen. Er musste einmal durch die Boxengasse fahren, ohne zehn Sekunden absitzen zu müssen ? ein neues Strafformat, das für "leichte Vergehen" vergeben wird.

Bei den meisten Experten traf die Entscheidung auf kein Verständnis, zumal Michael Schumacher nicht bestraft wurde, ebenso wenig wie Rubens Barrichello oder Ralf Schumacher beim wesentlich heftigeren Unfall von Melbourne. Das BMW-Williams-Team legte nach dem Rennende Protest gegen das Rennergebnis ein ? vermutlich nur deshalb, um Klarheit zu erlangen, warum diese Strafe ausgesprochen wurde, die den 26-Jährigen auf den zehnten Platz zurückwarf.

Ganz andere Sorgen hatte unterdessen das McLaren-Mercedes-Team in der 13. Runde, als David Coulthard langsamer wurde und sein Auto zwei Runden später mit Motorproblemen an der Box abstellen musste. Für den Schotten war es der zweite Ausfall im zweiten Rennen in dieser Saison. Nur neun Runden später musste auch Teamkollege Kimi Räikkönen seinen Silberpfeil mit einem Motorschaden parken. Damit vergab man die Chance auf vermutlich die Plätze zwei und drei.

An der Spitze konnte Ferrari mit Rubens Barrichello Ralf Schumacher im BMW-Williams nicht hinter sich halten, denn Ferrari musste auf zwei Stopps setzen wohingegen Ralf Schumacher trotz einer Einstopp-Strategie fast dem Tempo des Ferrari-Piloten mitgehen konnte. 17 Runden vor Schluss war es dann auch mit der Hoffnung von Barrichello vorbei, wenigstens auf Teamkollege Michael Schumacher ein paar Punkte gut zu machen. Im "alten" F2001 verweigerte der runderneuerte Vorjahresmotor seinen Dienst.

Michael Schumacher unterdessen kämpfte sich bis zum Schluss verbissen durch das Feld nach vorne und konnte nur auf Grund der Tatsache, dass er bis zur letzten Runde am Limit fuhr, Jenson Button im sensationell starken Renault überholen, als dieser ausgerechnet in der letzten Runde technische Probleme bekam. Auch Juan-Pablo Montoya bahnte sich den Weg durch das Feld und fuhr nebenbei noch einen neuen Streckenrekord heraus.

Nach 56 harten Runden und der Erleichterung für Michelin, dass der angekündigte Regen ausblieb, konnte sich Ralf Schumacher seinen vierten Rennsieg sichern und damit gleichzeitig die Erfolgsserie von Ferrari in Sepang beenden, die seit 1999 alle Rennen gewonnen hatten. Juan-Pablo Montoya belegte Rang zwei und sorgte damit für den ersten Doppelsieg von BMW in der Formel-1-Geschichte. Michael Schumacher holte mit Rang drei das Maximum heraus ? BMW-Williams war an diesem Tag viel zu stark für den Weltmeister.

Ein achtbares Ergebnis erzielte Renault-Pilot Jenson Button mit Rang vier, der nur wegen technischer Probleme auf seinen ersten Podiumsplatz verzichten musste. Teamkollege Jarno Trulli war bereits vorzeitig mit technischen Problemen ausgeschieden. Beim "Heim-Grand-Prix" für das Sauber-Team lief endlich einmal alles glatt. Nick Heidfeld fuhr als Fünfter über die Ziellinie, Teamkollege Felipe Massa wurde Sechster. Für den Formel-1-Neuling war es der erste WM-Punkt seiner jungen Formel-1-Karriere.

Formel-1-Neuling Toyota ging nach Platz sechs von Melbourne dieses Mal mit leeren Händen nach Hause. Allan McNish sah nach einem Fahrfehler und einem völlig verpatzten Boxenstopp, bei dem die Reifen nicht parat lagen, als Siebter das Ziel und vergab damit einen möglichen sechsten Platz. Auch Mika Salo lag auf Punktekurs, bevor er sein Auto mit technischen Problemen abstellen musste.

Das zweite Saisonrennen hat gezeigt, dass die Weltmeisterschaft völlig offen ist und Michael Schumacher der Konkurrenz nicht auf und davonfahren kann. Schumacher führt weiterhin mit 14 Punkten, dahinter folgen aber direkt Montoya mit 12 Zählern und Bruder Ralf mit 10 Punkten. Vor allem bei heißen Temperaturen scheint Michelin überlegen zu sein ? und heiß ist es bei der Mehrheit der Rennen. "Wir werden um den WM-Titel mitfahren", kündigte BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen nach dem Rennen an und legt damit endlich die Zurückhaltung ab.