• 18.03.2002 10:59

Formel-1-Chefs streiten über Sparkurs

Die Formel-1-Teamchefs streiten über Sparmaßnahmen ? Grand-Prix-Wochenende künftig nur noch zwei Tage lang?

(Motorsport-Total.com/sid) - Sparen, sparen, sparen: So lautet das Motto vor der richtungweisenden Sitzung des Automobilweltverbandes (FIA) am Dienstag in Paris. Die elf Formel-1-Teamchefs konnten sich aber nicht auf einen Kompromissvorschlag einigen, stattdessen gab es im Vorfeld wieder mal Ärger. "Diesen Kompromiss hatte jeder akzeptiert, mit Ausnahme von ein, zwei Verrückten", schimpfte Renault-Sportchef Patrick Faure.

Titel-Bild zur News: Dr. Theissen und Todt

Sind sich offenbar noch nicht einig: BMWs Dr. Theissen und Ferraris Todt

FIA-Präsident Max Mosley hatte neben der Reduzierung von Testfahrten und des möglichen Verzichts auf den Freitag als Trainingstag vor allem eine Limitierung der Motoren ins Gespräch gebracht. Nur noch ein Triebwerk pro Auto solle am ganzen Grand-Prix-Wochenende eingesetzt werden dürfen ? und das schon 2003. Das würde laut BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen vielleicht ein Drittel der Kosten einsparen, die Motorenhersteller BMW, Mercedes-Benz, Ford (Cosworth), Honda sowie die Werksteams Ferrari, Renault und Toyota aber möglicherweise zu kompletten Neukonstruktionen zwingen.

Die Hersteller hatten gemeinsam einen Gegenvorschlag gemacht, der für die nächste Saison vorsah, im Zeittraining am Samstag und im Rennen am Sonntag den gleichen Motor zu verwenden. Ab 2004 sei es "kein Problem" mit nur einem Triebwerk das ganze Wochenende zu bestreiten, meinte Faure.

Doch nicht alle Teamchefs waren einverstanden, bei den Quertreibern soll es sich um Eddie Jordan und Tom Walkinshaw (Arrows) gehandelt haben. "Manchmal wundere ich mich, dass Leute mit Privatflugzeugen, großen Häusern und Booten über ihre Armut jammern. Wenn ich mich nicht wettbewerbsfähig fühle, sollte ich vielleicht erst diese Dinge verkaufen", meinte McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis.

Dass die Formel 1 sparen sollte, darüber sind sich die Teams im Prinzip einig. "Es ist vernünftig, damit anzufangen, wenn man wie die Formel 1 auf dem Höhepunkt ist", meinte Toyotas Technischer Direktor Gustav Brunner. Der Österreicher sieht auch Mosleys Vorschläge nicht ganz so extrem. "Er prescht manchmal vor, damit die anderen einig werden", sagte Brunner: "Man darf aber die Hersteller nicht übergehen, sie sind schließlich die größten Sponsoren der Formel 1."

In der 26-köpfigen Formel-1-Kommission dürfen die Hersteller nur einen eigenen Vertreter stellen. Neben Mosley, Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und den Teamchefs gehören jeweils vier Promoter der europäischen Rennen und der Übersee-Grand-Prixs, zwei Sponsorenvertreter und zwei Vertreter der Reifenlieferanten zu diesem Gremium.

Die Kommission erarbeitet Vorschläge für den FIA-Weltrat, der am Mittwoch tagt. Für Änderungen des sportlichen Reglements ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig, für Änderungen am so genannten Concorde Agreement, der geheim gehaltenen "Verfassung" der Formel 1, eine einstimmige Entscheidung.

"Ein Reglement mit nur einem Motor wäre sicher hart, aber wenn man wirklich bei den Motoren sparen will, ist es der einzige Weg", sagte Faure. Teameigner Peter Sauber überzeugt das nicht: "Auf den ersten Blick erscheint es logisch: weniger Motoren, also weniger Kosten", so der Schweizer, der seine Motoren bei Ferrari einkauft: "Doch keiner will auf Leistung verzichten. Die Hersteller werden gezwungen, haltbare 850 PS hinzukriegen, und das wird noch viel teurer."

Größeres Sparpotenzial sehen viele Formel-1-Beteiligte in einer Reduzierung der Testfahrten. Faure schlug vor, jeweils am Freitag vor einem Rennen vier bis sechs Stunden zu fahren und dafür auf Tests zwischen den Grand Prix zu verzichten. "Das würde wenig kosten, denn alle Teams sind ohnehin da, und man bräuchte kein zusätzliches Testteam mehr", sagte der Franzose.