Kein Ende der Silverstone-Saga in Sicht
Während weitere Vertragsdetails durchsickern, hoffen britische Rennsportikonen auf einen Verbleib von Silverstone im Kalender
(Motorsport-Total.com) - "Ich hoffe wirklich, dass Silverstone gerettet wird", erklärte Jenson Button am Wochenende dem 'Sunday Mirror'. Der junge Brite hatte sich im Juli vorgenommen, vor eigenem Publikum zu gewinnen, schaffte dies aber nicht. Dennoch - oder gerade deswegen - setzt er sich für einen Verbleib der Traditionsstrecke im Kalender der FIA ein.

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Silverstone wird 2005 wahrscheinlich keine Formel-1-Autos sehen
"Auf deiner Heimstrecke vor den eigenen Fans ein Rennen zu fahren, ist einer der schönsten Momente einer jeden Karriere", erklärte er. "Für mich wäre es - abgesehen vom Gewinn der Weltmeisterschaft - das Größte, einmal in Silverstone ganz oben zu stehen." Button spricht damit zahlreichen aktiven und zurückgetretenen britischen Rennfahrern aus dem Herzen, die viele Erinnerungen und Emotionen mit Silverstone, im Zweiten Weltkrieg übrigens ein Militärflughafen, verbinden.#w1#
Mit Verstreichen der Frist am 30. September verschwand Silverstone vom provisorischen Kalender für die kommende Saison, doch endgültig soll diese Entscheidung noch nicht sein. Knackpunkt der Verhandlungen ist die Gebühr, die der 'BRDC' an Bernie Ecclestones 'FOM' überweisen müsste: Offenbar hat die 'FOM' bereits einen Rabatt gewährt, will dafür aber einen langfristigen Vertrag mit Silverstone. Im Moment fehlen geschätzte 2,2 Millionen Euro.
Ecclestone: "Bestimmt nicht mein Fehler"
"Wir würden uns gerne in der Mitte treffen", sagte Ecclestone zu seinem Rabatt-Angebot. "Wenn es keinen britischen Grand Prix geben sollte, ist das bestimmt nicht mein Fehler, das steht fest." Alternativ zu seinem aktuellen Angebot hat der Brite ja auch in Betracht gezogen, seine finanziellen Forderungen noch einmal zu lockern. Voraussetzung dafür wäre allerdings, dass der 'BRDC' weitere Schritte zur Sanierung der Anlage ergreift.
Indes hat auch Ex-Weltmeister John Surtees den Verdacht geäußert, dass Ecclestone im Moment nur mit seinen Säbeln rasselt, den Abzug von Silverstone aber nicht wirklich durchführen wird: "Ich glaube nicht, dass Bernie den Grand Prix streichen will. Er ist ein patriotischer Mann. Alle anderen Leute in unserem Land, die mit der Formel 1 Geld gemacht haben, sind aus Steuergründen ins Ausland gegangen, aber Bernie ist noch immer in England. Er ist ein Enthusiast."
Auch für die Hersteller wäre es "desaströs", Silverstone zu verlieren, glaubt Surtees: "Nirgendwo sonst verdienen sie so viel pro verkauftem Auto wie hier. Ich denke, Silverstone wird gerettet. Schlussendlich ist es der einzige Sport in unserem Land mit einer 26-Milliarden-Euro-Industrie. Es wäre keine bedachte Entscheidung, das Rennen zu streichen, sondern es wären einfach zwei Personen, die sich nicht auf einen Geschäftsdeal einigen können."
Surtees glaubt noch immer an einen Kompromiss
Darüber hinaus betonte er, man könne von Ecclestone nicht erwarten, dass er für Silverstone alle Regeln, die für andere Veranstaltungsländer gelten, außer Kraft setzt, "aber ich glaube, man wird einen Kompromiss erreichen. Es wurden auf beiden Seiten Fehler gemacht. Hoffentlich lässt sich das aussortieren." Dies muss jedoch rasch geschehen, denn der provisorische Kalender wird schon in wenigen Wochen vom World Council der FIA offiziell abgesegnet.
Indes hat 'BRDC'-Geschäftsführer Alexander Hooton durchblicken lassen, warum das unterschriftsreife Ecclestone-Angebot noch nicht angenommen wurde: "Wir haben Bernie einen Geldbetrag angeboten, bei dem wir gerade mal so keine Verluste gehabt hätten - wenn überhaupt. Jedenfalls hätte kein Profit dabei herausgeschaut. Wir haben einen Geldbetrag angeboten, der schlussendlich um einen sehr kleinen Betrag zu wenig war."
"Zurückgekommen ist eine Summe, die wir bezahlen müssen, plus sollen wir den Grand Prix jetzt entweder von 2005 bis 2012 oder von 2007 bis 2012 veranstalten. Das ist ein ganz anderes Paar Schuhe. Wir können uns heute nicht auf ein siebenjähriges Abkommen einlassen, das schon jetzt nicht profitabel ist und bei dem die jährliche Gebühr auch noch um jeweils zehn Prozent steigt", vermittelte Hooton Einblick in die momentanen Streitpunkte mit Ecclestone.

