Letztes Aufbäumen von Silverstone

Quer durch die britische Motorsportszene will man sich nun doch noch einmal um den Grand Prix in Silverstone bemühen

(Motorsport-Total.com) - Der britische Motorsportverband will die letzten Bemühungen der Streckenbetreiber in Silverstone unterstützen, um den Grand Prix vielleicht doch halten zu können, nachdem am Wochenende klar wurde, dass Bernie Ecclestone für 2005 nicht mehr mit Großbritannien plant. Nur durch eine Hau-Ruck-Aktion kann nun noch eine Änderung der Entscheidung herbeigeführt werden.

Titel-Bild zur News: Straßen um Silverstone

Das Verkehrschaos in Silverstone war schon schlimmer, finden viele

Konkret geht es um etwas mehr als zwei Millionen Euro, die der 'BRDC' an Ecclestone überweisen müsste, um das Traditionsrennen auch nächstes Jahr austragen zu dürfen, doch der 'BRDC' selbst kann diese Summe nicht aufbringen. Präsident Sir Jackie Stewart sucht daher im Moment nach alternativen Geldquellen, kritisiert für bisher unterlassene Unterstützung immer wieder die britische Regierung und ersucht diese noch einmal um Hilfe.#w1#

Stewart schrieb sogar dem britischen Premierminister

Folglich hat sich der Schotte nun brieflich an den britischen Premierminister Tony Blair gewandt und in dem Schreiben die Bedeutung der Formel 1 für die regionale Motorsportindustrie und die gesamte britische Wirtschaft unterstrichen. Allerdings ist das Verhältnis zwischen der britischen Formel 1 und der britischen Politik angespannt, seit 1997 Ecclestone mehrere Millionen Pfund gespendet hat - jede Regierungshilfe würde unter diesem Aspekt in der Öffentlichkeit als äußerst zwielicht erscheinen.

Auch die 'MSA', der britische Motorsportverband, hat nun aber Hilfe zugesagt. Zwar wird die 'MSA' nicht unmittelbar finanziell in die Presche steigen können, sehr wohl aber will sie als Vermittler agieren. Dies bestätigte der Vorsitzende John Grant am Wochenende: Es gehe nicht nur um die Fans, sagte er, "denn für die Teams, ihre Sponsoren und die Automobilhersteller ist es wichtig, ihre Produkte auch in den bewährten Märkten zu präsentieren, genau wie in den aufstrebenden Ländern."

"In den letzten paar Jahren hat sich außerdem gezeigt, dass Silverstone für die TV-Zuschauer immer wieder eine sehr gute Show bietet. Es gibt schnelle und herausfordernde Kurven und einige gute Überholmöglichkeiten", ergänzte er. Und weiter: "Der britische Grand Prix leistet einen signifikanten Beitrag zur britischen Wirtschaftsleistung und er ist ein wichtiges Flaggschiff für die überaus erfolgreiche britische Motorsportindustrie."

Lage nicht hoffnungslos, aber doch sehr, sehr ernst

Mit "ein bisschen gutem Willen", so Grant weiter, müsse sich doch eine Lösung finden lassen: "Es ist noch immer Zeit, um eine Übereinkunft auszuarbeiten." Allerdings ist ihm gleichzeitig sehr wohl bewusst, wie ernst es um Silverstone steht, denn selbst 'BRDC'-Quellen glauben inzwischen zum Teil nicht mehr daran, dass der Grand Prix von Großbritannien 2005 stattfinden wird. Eine endgültige Entscheidung wird ja noch im Oktober fallen.

Indes hat sich auch Ex-Formel-1-Pilot Johnny Herbert dafür ausgesprochen, Silverstone weiter im Kalender zu belassen: "Silverstone zu streichen, wäre unfair. In den letzten Jahren wurde viel Geld in die Sanierung der Straßen und so weiter gesteckt und ich finde, dass es wesentlich schlechtere Strecken gibt. Mit China oder Bahrain kann man Silverstone nicht vergleichen. Das sind neue Strecken, aber Silverstone gibt es schon seit 50 oder mehr Jahren."

"Man muss Silverstone an anderen europäischen Strecken wie Monza vergleichen. Da sieht es gar nicht so schlecht aus", ergänzte der Brite. "Die Straßen rund um Monza sind viel voller als die in Silverstone. Vor ein paar Jahren dauerte es nach einem Rennen in Silverstone drei oder vier Stunden, bis man endlich raus kam, aber ich war dieses Jahr dort und es ging ruck-zuck. Ich finde, Silverstone bekommt zu wenig Anerkennung für die Verbesserungen der letzten Jahre."