GP Kanada
Kanada in der Analyse: Protest von Red Bull abgewiesen
F1-Liveticker zum Nachlesen: +++ Protest von Red Bull abgewiesen +++ McLaren-Crash: Lando Norris nachträglich bestraft +++ Luca de Meo verlässt Renault +++
Lange Anhörung
Unsere Kollegen vor Ort melden, dass Russell und Verstappen vorhin rund 45 Minuten bei den Stewards gewesen seien. Das heißt natürlich, dass es wohl auch noch etwas dauern wird, bis wir ein Urteil bekommen - zumal ja auch noch zahlreiche andere Untersuchungen laufen.
Könnte also noch eine lange Nacht werden ...
Beide Williams mit Problemen
Alexander Albon schied mit einem Problem am Motor aus, und auch sein Teamkollege hatte offenbar ähnlichen Ärger. "Ich bin ziemlich frustriert, denn ich habe das ganze Rennen damit verbracht, ein Problem zu managen", so Carlos Sainz.
Daher habe er nicht wirklich kämpfen können, berichtet er und betont: "Wir haben einen guten Job gemacht, um das Auto nach Hause zu bringen und einen Punkt zu retten, aber als Team müssen wir solche Situationen vermeiden."
"Wir haben an diesem Wochenende aus dem einen oder anderen Grund nicht unser maximales Potenzial gezeigt, und bei einem so engen Feld hat das natürlich Auswirkungen auf das Endergebnis", ärgert er sich.
Was genau das Problem war, das verrät er leider nicht. Er sagt nur, er habe heute "alles" managen müssen. Am Ende wurde er Zehnter.
Rennsieger am grünen Tisch
Sollte George Russell tatsächlich noch eine Strafe bekommen, würde Max Verstappen das Rennen nachträglich doch noch gewinnen. Da fällt mir gleich diese Fotostrecke ein:
Horner erinnert an 2022
Der Red-Bull-Teamchef betont in seiner Medienrunde, dass der Protest "nicht persönlich" gemeint sei. "Wenn ihr euch daran erinnert, dass Checo [Perez] in Singapur 2022 zwei Strafen dafür bekommen hat, dann gibt es ganz klare Präzedenzfälle", so Horner.
Man sei daher "überrascht" gewesen, dass die Rennkommissare die Szene nicht von sich aus untersucht hätten. Verstappen habe übrigens nichts von dem Protest gewusst, als er vorhin mit den Medien gesprochen habe.
Hier könnt ihr noch einmal nachlesen, wie das 2022 bei Perez in Singapur war.
Russell: Nur eine Momentaufnahme
Während wir die Rennkommissare ihren Job machen lassen, wollen wir natürlich auch noch wissen, was Russell rein sportlich zu seinem Sieg sagt - sofern er diesen denn behalten darf.
Er sieht es ganz ähnlich wie sein Teamchef Toto Wolff und erklärt bei Sky: "Es sind drei Faktoren. Es gibt die Temperatur, die Glätte der Strecke und die Geschwindigkeit der Kurven."
"Die Strecke ist glatt, die Geschwindigkeit ist niedrig, so dass die Reifen nicht überhitzen. Und heute war es heiß, aber wir hatten zwei der drei Dinge, die uns konkurrenzfähig machen", erklärt Russell.
Schon beim nächsten Rennen in Österreich könne es aber wieder ganz anders aussehen, denn da sei der Asphalt deutlich älter, und es gebe mehr schnelle Kurven als in Kanada - zusätzlich zur Hitze.
"Wir haben also drei Dinge, die gegen uns arbeiten. Ich werde hier nicht sitzen und sagen, dass Mercedes zurück ist, denn wir waren letztes Jahr das schnellste Team hier, aber wir haben die Meisterschaft nicht gewonnen", erinnert er.
Daher bleibt er auch jetzt vorsichtig.
Alle Autos legal
Eine kleine Randnotiz: Alle Autos haben nach dem Rennen die technische Abnahme der FIA bestanden. Das heißt, dass zumindest an dieser Front kein Ärger mehr in Form einer Disqualifikation droht.
Wir verlieren bei den ganzen Untersuchungen und jetzt noch dem Protest sowieso bald den Überblick ...
Horner erklärt Protest
In seiner Medienrunde hat Christian Horner jetzt verraten, dass Red Bull aus gleich zwei Gründen protestiert. Einmal geht es in der Tat darum, dass Russell mehr als zehn Wagenlängen hinter dem Safety-Car gewesen sein soll.
Der andere Grund ist das von Verstappen bereits angesprochene starke Abbremsen von Russell, das gefährlich gewesen sei. Die Regeln seien hier eigentlich "sehr klar", so Horner. Daher habe man Protest eingelegt.
Verstappen: Gab "ein bisschen Verwirrung"
Auch bei Verstappen hörte es sich im Interview mit Sky vorhin nicht so an, dass es einen Protest geben würde. Angesprochen auf die Szene, bei der Russell hinter dem Safety-Car abbremste, sagte er dort: "Ich glaube, George hat versucht, auf das Safety-Car aufzuschließen."
"Ich habe dasselbe versucht, und als er dann versucht hat, auf das Safety-Car aufzuschließen, hat er wieder abgebremst, und das hat für ein bisschen Verwirrung gesorgt", so Verstappen.
Während er sich am Funk im Auto noch über die Fahrweise von Russell beschwerte, kritisierte er den Sieger nach dem Rennen nicht mehr. Nun aber doch der Protest.
Anhörung
Red Bull wurde für 17:50 Uhr Ortszeit vorgeladen, um den Protest vorzubringen. Das entspricht 23:50 Uhr MESZ, also genau jetzt. Kurios: Bei Sky hatte Helmut Marko vorhin noch angekündigt, nicht protestieren zu wollen.
Konkret geht es darum, dass Russell hinter dem Safety-Car einen zu großen Abstand gelassen haben soll. Doch Marko sagte dazu: "Das ist Angelegenheit der Stewards, wir machen da keinen Protest."
Offenbar hat man es sich anders überlegt - sofern es nicht um eine ganz andere Szene geht, die wir gerade nicht auf dem Zettel haben.
Red Bull protestiert gegen Russell!
Breaking News: Es laufen nicht nur zehn Untersuchungen, jetzt hat auch noch Red Bull gegen George Russell protestiert. Vermutlich geht es um die Situation hinter dem Safety-Car. Mehr gleich bei uns!
Wolff: Streckencharakteristik hat geholfen
Obwohl es heute ziemlich heiß war, sei George Russell das ganze Rennen über an der Spitze "einfach wirklich dominant gewesen", freut sich Toto Wolff bei ServusTV. Denn eigentlich sind hohe Temperaturen die Achillesferse von Mercedes.
"Die Pace war immer da. Aber das liegt auch, glaube ich, an der Streckencharakteristik", betont Wolff und erklärt: "Das ist ganz glatter Asphalt im Gegensatz zu beispielsweise Bahrain oder auch Barcelona, wo ein alter Asphalt ist."
"Also wir müssen schon die Kirche im Dorf lassen", warnt er, auch wenn das Rennen mit P1 und P3 "ein super Erfolg" gewesen sei. Aber das heißt nicht zwangsläufig, dass Mercedes jetzt all seine Probleme gelöst hat.
Verstappen: Nie eine Chance auf den Sieg
Der Weltmeister sagt nach P2 bei Sky, dass das Team "einen guten Job" gemacht habe. "Wir hatten im Rennen einfach nicht wirklich die Pace, und auch hier war der Reifenabbau in den ersten beiden Stints etwas zu stark", erklärt er.
Dadurch sei man "ein recht defensives Rennen gefahren", berichtet er und erklärt: "Wir mussten bei unseren Stopps sehr aggressiv vorgehen, und ich dachte ehrlich gesagt, dass der letzte Stopp sehr aggressiv war."
"Ich war mir nicht sicher, ob ich es mit guten Reifen bis zum Ende schaffen würde, aber zum Glück schien [der Verschleiß] mit der geringeren Tankfüllung etwas besser unter Kontrolle zu sein, und das war positiv", so Verstappen.
Hintergrund: Er kam vor allen anderen im Spitzenfeld zum zweiten Stopp und hatte daher am Ende die ältesten Reifen. Vielleicht hat das Safety-Car ihm da also etwas geholfen.
Hamilton: Murmeltier ruinierte Rennen
Der Brite wurde am Ende Sechster, war aber chancenlos, weil er zu Beginn des Rennens ein Murmeltier überfuhr. Dabei wurde auch sein Auto beschädigt. "Mir fehlte einfach eine Menge Performance", berichtet er.
Er sei "auf jeden Fall ein bisschen enttäuscht", denn: "Ich hatte gehofft, dass ich heute um ein Podium kämpfen kann." Doch das Thema hatte sich dann bereits früh erledigt.
Teamkollege Charles Leclerc landete einen Platz davor. Der Monegasse war im Rennen mit seiner Strategie nicht zufrieden, erklärt nun aber, dass das Team natürlich "mehr Informationen" als er selbst habe.
"Aber wir werden uns das noch einmal ansehen", betont er, "denn ich war mir ziemlich sicher, dass der Einstopper die richtige Entscheidung war, nach dem, was ich gefühlt und um mich herum gesehen hatte."
Letztendlich hätte die Strategie aber sowieso keinen "großen Unterschied" gemacht. Das Rennen habe er bereits gestern im Qualifying verloren.
Da werden Erinnerungen wach
Viele Fans fühlten sich bei dem Unfall sofort an den McLaren-Crash zwischen Lewis Hamilton und Jenson Button im Jahr 2011 an gleicher Stelle erinnert. Hier gibt es beide Szenen noch einmal im direkten Vergleich:
McLaren: Piloten dürfen weiter frei fahren
Das hat Teamchef Andrea Stella bestätigt. "Wir wollen Lando und Oscar die Möglichkeit geben, Rennen zu fahren", stellt er klar und gesteht: "Das ist nicht unbedingt eine einfache und geradlinige Aufgabe."
"Aber wir wollen versuchen, es so gut wie möglich zu machen, und ich gehe nicht davon aus, dass die heutige Episode unseren Ansatz in dieser Hinsicht ändern wird", so Stella.
Wenn überhaupt, dann werde es die Prinzipen des Teams sogar "stärken", glaubt der Teamchef, der auch in Zukunft nicht in den Kampf zwischen seinen Fahrern eingreifen will.

