• 17.04.2010 18:17

  • von Dieter Rencken

Interview: Sauber rätselt über schlechten Start

Peter Sauber wundert sich, warum der C29 nicht schneller ist, nimmt seine Fahrer in Schutz und lobt die Zusammenarbeit mit Partner Ferrari

(Motorsport-Total.com) - Für das Sauber-Team, das im Winter noch als mögliche Überraschung gehandelt worden war, verlief der Saisonauftakt mit fünf Ausfällen und einem zwölften Platz bei sechs möglichen Zielankünften ganz und gar nicht nach Wunsch. Besorgniserregend ist vor allem, dass der Speed des C29 weit unter den Erwartungen liegt, was die Sponsorensuche nicht gerade einfacher gestaltet.

Titel-Bild zur News: Peter Sauber

Peter Sauber ist mit dem Saisonauftakt alles andere als zufrieden

Immerhin gibt es den Rennstall aus Hinwil aber noch, was nach dem Rückzug von BMW und dem Fiasko mit dem mysteriösen Investor Qadbak keineswegs selbstverständlich ist. Peter Sauber, ausgezeichnet mit dem 'Motorsport-Total.com'-Ehrenpreis für das Lebenswerk 2005, hat seine eigenen Interessen zurückgestellt, um die von ihm gegründete Firma zu retten. Nun gilt es, sich auch sportlich wieder aufzurappeln. Im Interview verrät der 66-jährige Schweizer, wie er das anstellen will.#w1#

Enttäuschung nach den Wintertests

Frage: "Herr Sauber, wie würden Sie die ersten drei Rennen dieser Saison zusammenfassen?"
Peter Sauber: "Wir sind mit der Performance nicht zufrieden, vor allem nicht nach den guten Resultaten bei den Wintertests."

Frage: "Welche Gründe gibt es dafür?"
Sauber: "Diese doch relativ große Differenz von mehr als anderthalb Sekunden lässt sich für mich schwer erklären, denn die Wintertests waren auf drei verschiedenen Strecken okay. Da gab es sicher gewisse Gewichtsdifferenzen, aber die sind nicht sehr groß und erklären nicht diesen großen Abstand. Wir wissen ja ziemlich zuverlässig, wie groß die Unterschiede in den Benzinmengen waren."

Frage: "Sind Sie mit den Fahrern zufrieden?"
Sauber: "Es ist schwierig, über Fahrerleistungen zu sprechen, denn in den drei Rennen konnten sie nicht zeigen, was sie können."

Frage: "Sie sehen es also so, dass das Problem bisher hauptsächlich das Auto war?"
Sauber: "Ja."

Frage: "Planen Sie ein größeres Update für den Grand Prix von Spanien?"
Sauber: "Es gibt ein Upgrade für Barcelona, ja."


Fotos: Sauber, Großer Preis von China


Frage: "Dieses Wochenende ist das letzte Wochenende von Willy Rampf, bevor James Key als Technischer Direktor übernimmt, nicht wahr?"
Sauber: "James Key hat bereits begonnen. Schanghai ist sein erstes Rennen. Er führt das Rennen auf der technischen Seite."

Frage: "Haben Sie in Hinwil noch das gleiche Equipment, das BMW hatte?"
Sauber: "Es gibt zwei ganz grundsätzliche Differenzen. Das Budget wurde um 40 Prozent gekürzt und die Mitarbeiter wurden um ein Drittel gekürzt, auf heute 260."

Frage: "Müssen Sie im Rahmen der Ressourcenbeschränkung weitere Mitarbeiter entlassen?"
Sauber: "Nein. Wir sind bereits unter dem Stand von 2012."

Personal muss nicht weiter abgebaut werden

Frage: "Das heißt, in Zukunft werden sie von der Ressourcenbeschränkung weniger betroffen sein als andere, richtig?"
Sauber: "Ja. Wir können sogar leicht erhöhen, wenn wir wollen."

Frage: "Mussten Sie auch das Windkanal- und CFD-Programm beschneiden?"
Sauber: "Ja, das ist aber im Rahmen der FOTA-Restriktionen geschehen. Die freiwillige Ressourcenbeschränkung greift schon in diesem Jahr. Die Personalzahlen müssen erst am Jahresende reduziert werden, die Windkanal- und CFD-Begrenzungen gelten aber schon seit Januar."

"Insgesamt ist es eine exzellente Zusammenarbeit." Peter Sauber

Frage: "Wie zufrieden sind Sie mit der Zusammenarbeit mit Ihrem Motorenpartner Ferrari?"
Sauber: "Im letzten Rennen hatten wir wegen eines Luftdrucksensors zwei Motorschäden, aber Ferrari hatte selbst auch Probleme. Insgesamt ist es jedoch eine exzellente Zusammenarbeit."

"Wir haben vor BMW schon neun Jahre lang mit Ferrari zusammengearbeitet. Damals haben wir die Motoren als Petronas bezeichnet, aber es waren Ferrari-Motoren. In diesen neun Jahren war die Beziehung zu Ferrari wirklich sehr gut. Es war nicht nur eine kommerzielle, sondern eine freundschaftliche Beziehung. Das ist jetzt nicht anders."

Frage: "Arbeiten auch Ferrari-Angestellte für Ihr Team?"
Sauber: "Ja. Nicht in Hinwil, aber an der Strecke."

Frage: "Haben Sie am Ende des Petronas-Deals nicht auch Entwicklungsarbeit für Ferrari geleistet, zum Beispiel im Treibstoffbereich?"
Sauber: "Ja. Sauber Petronas Engineering wurde von Osamu Goto geleitet. Wir haben Entwicklungsarbeit in Bezug auf spezifische Motorenteile für Ferrari erledigt."

Frage: "Sie haben schon mit Mercedes, Ferrari und BMW zusammengearbeitet. Wie unterscheiden sich diese Unternehmen?"
Sauber: "Das kann man nicht vergleichen, denn wir waren zur Mercedes-Zeit im Sportwagenbereich ein paar Jahre lang das Mercedes-Werksteam. Mit BMW haben wir nicht zusammengearbeitet, sondern BMW war Eigentümer des Teams. Das ist ein Unterschied. Ich hatte in dieser Zeit mit dem operativen Geschäft nichts zu tun."

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