Hamilton testet dieses Jahr bewusst weniger

Lewis Hamilton testet diesen Winter bewusst weniger als vor einem Jahr, um seine Batterien aufzuladen - Rückblick auf seine Premierensaison

(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr bereitete sich Lewis Hamilton gerade auf seine erste Formel-1-Saison vor, doch seither ist viel passiert. Und so ist es zwölf Monate später auch nicht mehr notwendig, dass der McLaren-Mercedes-Pilot an jedem einzelnen Test teilnimmt, um so viele Erfahrungen wie möglich zu sammeln, sondern er beschränkt sich selbst auf einige ausgewählte Termine.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton möchte in diesem Winter vor allem ein wenig ausspannen

Dies macht durchaus Sinn, schließlich liegt hinter Hamilton eine auslaugende Saison, die auch nach dem letzten Rennen in Brasilien noch nicht vorbei war, weil er anschließend zu unzähligen PR-Terminen und Preisverleihungen erscheinen musste. Zwar waren das in der Regel angenehme Verpflichtungen, aber es waren eben dennoch Verpflichtungen - erst über Weihnachten wird der 22-Jährige ein paar Tage frei machen.#w1#

Weniger Tests als im letzten Winter

"Es ist wichtig für mich, ein bisschen Pause zu machen und zumindest ein bisschen Zeit mit der Familie zu verbringen." Lewis Hamilton

"Ich muss nicht mehr bei jedem Test dabei sein, sondern es ist wichtig für mich, ein bisschen Pause zu machen und zumindest ein bisschen Zeit mit der Familie zu verbringen", erklärte er der 'Daily Mail'. Doch selbst wenn er nicht vor Ort an der Strecke dabei ist, steht er mit dem Team in Kontakt: "Am Ende eines jeden Tages gibt es ein Debriefing, wo ich per Telekonferenz zugeschaltet bin. Manchmal frage ich, wie das Auto war und wie es sich ohne Traktionskontrolle fährt."

Die bisherigen Fortschritte während des Winters bewertet Hamilton positiv, auch wenn natürlich noch niemand die neuen Autos ausprobiert hat. Aber speziell Mercedes befinde sich schon jetzt auf einem guten Weg: "Motorenseitig sieht es ziemlich gut aus", zeigte er sich zuversichtlich. "Wir haben das Jahr auf einem Hoch beendet, daher versuchen wir nun einfach, den Schwung beizubehalten und die Schwachstellen zu verbessern."

Doch der Brite ließ im Interview mit der Tageszeitung auch die für ihn unglaubliche Premierensaison in der Formel 1 noch einmal Revue passieren, in der er immerhin 147 Tage lang die Weltmeisterschaft anführte, ehe er beim großen Showdown in Brasilien doch noch um einen einzigen Punkt von Kimi Räikkönen abgelöst wurde. So richtig die Post ging aber erst mit der Pole Position in Kanada ab, die Hamilton auch als Saisonhighlight in Erinnerung behält.

Erinnerungen an den ersten Sieg

"Ich hätte nie gedacht, dass ich in meiner ersten Saison meinen ersten Sieg feiern würde." Lewis Hamilton

"Das war ein unwirkliches Gefühl - und dann auch noch zu gewinnen, ein Rennen mit vier Safety-Car-Phasen, einem Unfall von einem Freund und so vielen anderen Faktoren - ich habe mich schon gefragt, ob es sein soll, dass ich gewinne, aber zum Glück haben wir dann doch den Sieg davongetragen. Dabei hätte ich ehrlich nie gedacht, dass ich in meiner ersten Saison meinen ersten Sieg feiern würde", so der Vizeweltmeister.

"Neunmal hintereinander auf das Podium zu fahren, war überwältigend, aber auch eine tolle Erfahrung", erinnerte er sich. "Ich musste mich zurücklehnen und alles aufsaugen wie ein Schwamm, denn es passierte so viel mit all den Terminen, mit neuen Leuten und all diesen unterschiedlichen Ländern, in denen ich war. Und dann musste ich ja noch ins Auto steigen und neue Strecken kennen lernen und gegen erfahrenere Piloten antreten. Es war also eine hektische Saison."

Das Erlernen neuer Strecken bekam Hamilton aber außergewöhnlich gut hin, was zum Teil sicher an seiner akribischen Vorbereitung lag. Aber er hatte noch ein Erfolgsgeheimnis: "Im Jahr davor in der GP2 hatten wir nur eine halbe Stunde Training, was 13 Runden entsprach, also mussten wir die Strecken sehr schnell lernen. Ich konnte mich also schon vor der Formel 1 schnell anpassen und einen Rhythmus finden", sagte der GP2-Champion von 2006.

Ein Nacken wie ein Bulle...

Lewis Hamilton

Sternstunde: Lewis Hamiltons erster Sieg beim Grand Prix von Kanada Zoom

Auch körperlich steckte Hamilton die Belastungen erstaunlich gut weg, was er wiederum seiner erstklassigen Vorbereitung zu verdanken hatte, die von McLaren in die Hand genommen wurde. Das ging so weit, dass seine Kragenweite bei Hemden von der Größe 14,5 auf 17 nach oben schnellte - und nach dem letzten Test wieder normal wurde. Erst nach Weihnachten wird er daran arbeiten, diesbezüglich wieder in Topform zu kommen.

Und dann war da noch die Hitzeschlacht von Malaysia, wo die mit Wasser gefüllte Trinkflasche schon nach dem ersten Boxenstopp leer war, so dass er sich regelrecht ins Ziel quälen musste: "In dem Rennen", gab Hamilton zu Protokoll, "habe ich viereinhalb Kilo verloren! Man steht so sehr unter Stress, auch außerhalb des Cockpits, also muss man so fit sein, dass man auch dann noch gesund ist, wenn man so viel Gewicht verliert."

Wenn Hamilton im Januar wieder in den McLaren-Mercedes steigt, wird es im Vergleich zum Vorjahr einen wesentlichen Unterschied geben: Er ist jetzt neben Weltmeister Räikkönen und Fernando Alonso einer der drei Superstars der Formel-1-Szene, alle Augen werden auf ihn gerichtet sein. Ob er cool genug ist, das seine Vorbereitung nicht beeinträchtigen zu lassen, werden die nächsten Monate bis zum Auftaktrennen zeigen...