• 19.05.2025 13:37

  • von Stefan Ehlen, Co-Autor: Filip Cleeren

"Größter Pechvogel": Alonso schlägt Hände überm Kopf zusammen

Ex-Champion Fernando Alonso beschwerte sich beim Formel-1-Rennen in Imola 2025 lautstark über sein "Pech": Warum er am Funk so eskalierte

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat beim Grand Prix der Emilia-Romagna 2025 in Imola für zwei besonders denkwürdige Situationen gesorgt: Einmal schlug er sich ausgangs der Tosa-Kurve zweimal mit beiden Händen auf den Helm. Im anderen Fall machte er am Funk seinem Ärger Luft und sagte: "Das wird Folter!" Und: "Ich bin der größte Pechvogel der Welt!"

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso in der Formel-1-Box von Aston Martin 2025

Fernando Alonso in der Formel-1-Box von Aston Martin 2025 Zoom

Nach dem Rennen wurde Alonso befragt, weshalb er sich zu dieser Geste und diesen Worten habe hinreißen lassen. Seine Antwort: "99 von 100 möglichen Rennszenarien wären gut für uns gewesen und hätten uns gute Punkte eingebracht. Aber das eine Szenario, in dem es schiefläuft, ist eingetreten. Das war einfach ein bisschen unfair."

Denn Alonso befand sich eigentlich in einer guten Ausgangslage: Im Qualifying hatte er sich mit Startplatz fünf so weit vorn wie nie in diesem Jahr platziert. "Wir sind auch gut gestartet und ich konnte Norris und Russell folgen", sagt Alonso.

Er war guter Dinge und dachte schon an "P6 oder P7", so der zweimalige Formel-1-Weltmeister. "Ich musste mich fast kneifen, weil ich mich im vorderen Teil des Feldes befand und so konkurrenzfähig war."

Dann rief ihn Aston Martin bereits in Runde zwölf an die Box, was Alonso zwischenzeitlich auf Rang 15 zurückwarf. Doch selbst das brachte Alonso noch nicht aus der Fassung, weil zum Beispiel mit Oscar Piastri im McLaren ein weiterer Fahrer aus der Spitzengruppe ebenfalls früh stoppte und danach an zwölfter Stelle lag.


"Das virtuelle Safety-Car hat dann aber dafür gesorgt, dass andere Fahrer die Möglichkeit hatten, praktisch ohne Zeitverlust einen Stopp einzulegen. Und sie alle kamen mit frischeren Riefen direkt vor uns wieder zurück auf die Strecke", erklärt Alonso. "Damit war das Rennen für uns gelaufen."

Oder wie es Alonso am Funk formulierte: Es sei ein "Totalschaden" entstanden und "keine Strategie und kein Safety-Car" könne ihm hier noch die Wende herbeiführen.

Noch ist Aston Martin nicht so weit

Dass später tatsächlich noch das Safety-Car auf die Strecke kam, habe für Aston Martin "keinen Unterschied" mehr gemacht: "Es kam zum falschen Zeitpunkt und am falschen Ort für uns", meint Alonso.

Aston-Martin-Teamchef Andy Cowell pflichtet Alonso in diesem Punkt bei und sagt: "Bis zum virtuellen Safety-Car hatten wir Hoffnung und haben mit beiden Autos um Punkte gekämpft."

"Aber in dieser Branche muss man an allem arbeiten: das Auto schneller und die Boxenstopps besser machen, jedes Detail verbessern. Dann ist man nicht mehr auf Glück oder Pech angewiesen, sondern auf eine großartige Maschine und ein großartiges Team - und genau das müssen wir erreichen."

Alonso: Punkte holen nur die anderen

Bis dahin muss Alonso mit dem leben, was Aston Martin jetzt schon zu bieten hat. Er spricht von einer bisher "verrückten Saison" 2025 und erklärt: "In Australien habe ich mich stark gefühlt - da hatte ich Feuer an den Bremsen, als ich auf P11 lag, und drei Autos wurden damals disqualifiziert. In Miami sind wir nicht auf Slicks gewechselt."

"In Imola hatten wir endlich ein starkes Auto und hätten aus eigener Kraft Punkte holen können - und dann dieses virtuelle Safety-Car. In den sieben vorherigen Rennen, als wir auf P12 oder P13 lagen, gab es nie ein virtuelles Safety-Car", sagt Alonso - und das stimmt: Bei den VSC-Phasen in Miami lag er zu weit zurück, um davon profitieren zu können.

Alonso hadert mit seiner Formel-1-Karriere

Und dann löst sich Alonso in seiner Betrachtung von der Formel-1-Saison 2025 und hadert generell mit sich und seinem Rennfahrer-Schicksal: "Im Allgemeinen war meine Karriere immer eher auf der schlechten Seite."


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Tatsächlich eilt Alonso der Ruf voraus, häufig zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein: bei Ferrari, als erst Red Bull und dann Mercedes tonangebend waren, oder bei McLaren, als Honda keinen konkurrenzfähigen Antrieb lieferte.

Das ziehe sich wie ein roter Faden durch seine Laufbahn, meint Alonso. Und 2025 passiere es wieder: "Es gibt Fahrer, die ein durchschnittliches Wochenende hatten und trotzdem in den Top 5 landen. Hoffen wir also, dass wir in anderen Rennen, in denen wir vielleicht keine Punkte verdienen, durch Glück doch welche holen."

Was Aston Martin aus Imola lernen will

Oder vielleicht, indem Aston Martin seine eigenen Abläufe auf den Prüfstand stellt und nächstes Mal schlauer agiert. Teamchef Cowell jedenfalls setzt auf eine interne Aufarbeitung: "Im Nachhinein ist es immer einfach zu sagen, was man hätte besser machen können."

"Im Eifer des Gefechts - wenn manche früh, andere spät stoppen - was macht man da? Wir haben mit beiden Autos auf Punkte gesetzt, und ich denke, das war die richtige Entscheidung. Natürlich schauen wir uns die Strategie aber noch einmal an."

"In solchen Situationen ist es wichtig, sich auf die Daten zu stützen, die zum Entscheidungszeitpunkt vorlagen - nicht auf die Sicht im Nachhinein. Und alles wird aufgezeichnet: jede Entscheidung, jede Sektorzeit, was andere gemacht haben. Und dann analysieren wir, ob wir etwas hätten erkennen müssen, was andere getan haben und wir nicht auf dem Schirm hatten."