• 13.10.2009 14:55

  • von Roman Wittemeier

Glock-Interview: "Ich hatte so etwas geahnt"

Timo Glock im Interview über die Absage für den Brasilien-Grand-Prix, die gesundheitlichen Fortschritte und die Verhandlungen für 2010

(Motorsport-Total.com) - Timo Glock hat einfach kein Glück. Nach dem Glanzlicht im nächtlichen Singapur, wo der Toyota-Pilot auf einen starken zweiten Rang fuhr, folgten eher düstere Zeiten. Auf dem Weg nach Suzuka fing sich der Hesse eine heftige Erkältung ein, mit Fieber musste er bei den Freitagstrainings zuschauen. Am Samstag in Japan kam es dann noch schlimmer: Glock erlebte einen heftigen Crash.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock wird beim Saisonfinale in Abu Dhabi wieder im Formel-1-Auto sitzen

Bei dem Unfall hatte sich der als "Kampfdackel" im Fahrerlager bekannte Deutsche eine Schnittwunde an der linken Wade zugezogen. Die Wunde wurde in Japan versorgt, nach dem Rückflug in die Heimat war Glock zuversichtlich, in Brasilien wieder fahren zu können. Doch am vergangenen Wochenende musste der Wersauer seinen Start in Interlagos wegen angeknackster Brustwirbel absagen. Im exklusiven Interview mit 'Motorsport-Total.com' verrät Glock, wie es ihm geht und wie die Aussichten für Abu Dhabi sind.#w1#

Frage: "Timo, du hattest in den vergangenen Wochen unglaublich viel Pech. Wie geht es dir jetzt gerade?"
Timo Glock: "Mir geht es soweit ganz gut. Gesundheitlich macht mir das Bein noch ganz leicht zu schaffen, im Rücken merke ich keinen Schmerz. Von daher fühle ich mich recht gut."

Frage: "Dr. Peil aus der Sportklinik Bad Nauheim hat gesagt, dass deine angeknacksten Wirbel ohne Probleme heilen. Macht du dir trotzdem Sorgen?"
Glock: "Nein, gar nicht. Es ist halt ein wenig komisch, wenn man sich eine Zeit lang schonen muss. Das fällt mir nicht immer leicht. Ich würde gern mehr machen. Ich habe auch das Gefühl, dass ich mehr machen kann. Aber es verheilt nun mal am schnellsten, wenn ich es etwas ruhiger angehen lasse. Es ist klar, dass ich keine bleibenden Schäden oder so etwas davontragen werde. Von daher muss ich nun einfach etwas geduldig sein und dann ist bald wieder alles in Ordnung."

Absage als Vorsichtsmaßnahme

Frage: "Wie hast du reagiert, als man dir gesagt hat, nicht in Brasilien zu starten?"
Glock: "Ich hatte so etwas schon geahnt. Ich war vorher zu einer Untersuchung in Frankfurt. Als es dort hieß, dass wir den Raum wechseln müssen, um per MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie; Anm. d. Red.) den Rücken genau anzuschauen, hab ich gewusst, dass da etwas mehr sein könnte. In dem Moment war mir auch klar, dass ich vielleicht nicht in Brasilien fahren kann. Ich kenne mich selbst, kenne die Abläufe und habe gemerkt, dass im Rücken irgendetwas zwickt. Wenn man dann in einen anderen Raum gebeten und genauer untersucht wird, dann weiß man ganz schnell, dass da etwas nicht stimmt."

Bein von Timo Glock

Wie der Stutzen eines Schalkers: Timo Glock mit Verband in Japan Zoom

Frage: "Die endgültige Entscheidung über einen Start in Brasilien lag aber bei dir. Wie schwierig war es, sich zu entscheiden?"
Glock: "Gar nicht schwierig. Wenn dir ein Experte sagt, dass unangenehme Folgeschäden auftreten könnten, falls du noch einmal irgendwo einschlägst, dann denkt man gar nicht lange nach. Ich gehe in meinem Beruf immer ein gewisses Risiko ein und ich bin der letzte, der sagt, dass ich nicht fahren will. Aber in solchen Momenten sollte man clever genug sein und die Folgen abschätzen. Dann ist es einfach, eine solche Entscheidung zu treffen."

"Es ist natürlich ärgerlich, weil wir bestimmt in Brasilien ein gutes Auto haben werden. Außerdem soll es wahrscheinlich regnen am Rennwochenende, was mir auch in die Karten gespielt hätte. Aber die Gesundheit geht vor, selbst wenn ein weinendes Auge dabei ist. Richtig weh tut es sicherlich erst am Freitag, wenn ich mir das erste Freie Training im Fernsehen anschaue."

Wenn es beim Zuschauen schmerzt...

Frage: "Schaust du dir tatsächlich am Wochenende alle Sessions an?"
Glock: "Ich muss mal abwarten, wie schmerzhaft die erste Session wird (lacht). Wenn das Zuschauen zu sehr schmerzt, dann schalte ich ab."

Frage: "Wie sieht nun dein Erholungsprogramm bis zu deiner Rückkehr in Abu Dhabi aus?"
Glock: "Ich bin täglich in der Sportklinik Bad Nauheim und arbeite dort, um den Heilungsprozess möglichst stark zeitlich zu verkürzen. Ich versuche viel Krafttraining zu machen, damit ich wenigstens in Form bleibe. Muskeln bauen schnell ab. Das versuche ich natürlich zu verhindern."

¿pbvin|512|2057||0|1pb¿Frage: "Wie sicher ist es, dass du in Abu Dhabi wieder fahren kannst?"
Glock: "Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, denn die Erholungsphase wird helfen. Das Risiko eines Starts wird natürlich deutlich geringer sein als jetzt für Brasilien. Ich muss nun die Zeit optimal nutzen und dann wird man anhand einer weiteren Untersuchung sehen, dass es bestimmt klappt. Ich bin da sehr optimistisch."

Frage: "Wirken sich deine Ausfälle in Suzuka und Brasilien auf deiner vertragliche Situation für 2010 aus?"
Glock: "Nein. Die Gespräche laufen ganz normal weiter und meine Situation hat sich nicht verschlechtert. Natürlich ist es noch besser, wenn du dich auf der Strecke weiter gut präsentieren kannst. Aber beim Rennen in Singapur habe ich ganz deutlich gezeigt, was ich kann. Mein Manager Hans-Bernd Kamps sortiert die Optionen derzeit. Ich bin sehr zuversichtlich. Gesundheitlich muss ich die Dinge sowieso nehmen, wie sie kommen. Im Verhältnis zu vielen anderen Leuten geht es mir sehr gut."