• 19.10.2001 14:59

  • von Fabian Hust

Frentzen: Prost 2002 näher an der Spitzengruppe dran

Frentzen über seine Eindrücke von Prost und Michelin und warum er glaubt, dass es 2002 mit Prost voran gehen wird

(Motorsport-Total.com) - Als Heinz-Harald Frentzen ausgerechnet bei seinem Heimrennen in Hockenheim ohne ein Cockpit da stand, da befürchteten viele, dass die Formel-1-Karriere des Mönchengladbachers zu Ende ist. Zum einen deshalb, weil seine Rennen in dieser Saison nicht mehr an die Glanzleistungen von 1999 erinnerten, als er lange Zeit im unterlegenen Jordan-Mugen-Honda mit Titelchancen unterwegs war. Zum anderen, weil bei den Top-Teams alle Cockpits belegt waren und man auch kein Interesse zeigte, den mittlerweile 34-Jährigen zu verpflichten.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen (Prost Grand Prix)

Heinz-Harald Frentzen hat den größten Schwachpunkt am AP04 geortet

Frentzen bewies Mut und unterschrieb bei Prost, obwohl ihm die meisten Experten davon abgeraten hätten, bei dem krisengeschüttelten Rennstall anzuheuern. "Als ich ab dem Budapest-Rennen für alle überraschend bei Prost Grand Prix unterschrieb, meinte Niki Lauda, dass ich mir dort meinen Namen kaputt machen würde. Ich glaube, Niki hatte bloß Angst davor, dass ich plötzlich mit dem Prost vor seinen Jaguar stehen würde. Eine Furcht, die zumindest bei einigen der letzten fünf Startaufstellungen auch durchaus berechtigt war", gibt sich der Mönchengladbacher in einem Interview mit der 'Autobild Motorsport' ganz selbstbewusst.

In Sachen Erfahrung hatte Jean Alesi, mit dem er das Cockpit tauschte, keinen Nachteil, jedoch gilt Frentzen als der wesentlich technisch versiertere und auch interessierte Fahrer. So gelang es dem Deutschen, den AP04 dank eines völlig umgekrempelten Setups, als dies die bisherigen Piloten verwendet hatten, zu neuen Höchstleistungen zu treiben. Die Ingenieure des Teams waren begeistert und unterstützten Frentzen bei seinen Vorhaben.

Diese Unterstützung war genau das, was Frentzen oftmals bei Jordan vermisste. So klappte es auch wieder mit der Motivation - der vierte Platz im Qualifying in Spa resultierte aus nichts anderem als aus der wiedergewonnenen Motivation, die sich auf der halbfeuchten Strecke in Risikobereitschaft verwandelte.

Bereits frühzeitig äußerte sich Frentzen zufrieden über den Wurf der Designer, besonders die Aerodynamiker sei nicht schlecht. Vor seiner ersten Ausfahrt im Auto war Frentzen besonders gespannt darauf, wie sich der Ferrari-Motor, mit dem Michael Schumacher seinen ersten Titel für Ferrari holte, anfühlt und "HHF" war begeistert: "Er hat mich positiv überrascht."

Vergleichen konnte Frentzen wie wenige andere Fahrer auch die Reifen von Bridgestone und Michelin. Von außen ist es bereits unschwer zu erkennen, dass die beiden Reifenhersteller eine andere Philosophie zu verwenden scheinen, Michelins Reifen sind nach dem Rennen "verbraucht", die Bridgestone-Pneus sehen meist aus wie neu. "Es war spannend zu sehen, wie die Franzosen mit einer komplett anderen Philosophie an den Reifenbau gehen", berichtet Frentzen. "Das Michelin-Konzept ist völlig anders und daraus resultieren die Reifenkonstruktionen. Trotzdem kommen sie zu ganz ähnlichen Ergebnissen."

Wenn es um Details geht, schweigt sich Frentzen aus. Er will keine Auskünfte darüber geben, wo beispielsweise der Honda-Motor im Vergleich zum Ferrari-Motor Nachteile hat oder wo die Stärken und Schwächen der jeweiligen Reifen liegen. Die betreffenden Firmen werden es ihm danken.

Bei Jordan hatte Frentzen in diesem Jahr mit einem hartnäckigen Untersteuern zu kämpfen, das, was er dann bei Prost erlebte, stellte aber "alles in den Schatten". Doch Frentzen, dem Ex-Teamchef Eddie Jordan vorwarf, nicht nur fahren zu wollen, sondern auch das Auto designen zu wollen, hat den Hasenfuß gefunden und die Designer darauf aufmerksam gemacht: "Weil dieses Problem jetzt ganz klar ist, kann ich sagen: Das Prost-Auto für 2002 wird deutlich besser. Mit dem Neuen wird man näher an die Spitzengruppe herankommen." Geortet hat Frentzen das Problem bei einer schlecht gelösten Achsgeometrie der Vorderachse.

Ob Heinz-Harald Frentzen im kommenden Jahr weiterhin im Prost sitzen wird, zum Arrows-Team wechseln wird oder gar auf ein Engagement in der Formel 1 verzichten wird, steht immer noch in den Sternen. Frentzen jedenfalls gibt sich bedeckt: "Von Anfang an habe ich gesagt, dass mein Engagement erst einmal auf die restlichen fünf WM-Läufe der Saison 2001 begrenzt ist."