• 02.10.2001 11:37

  • von Marcus Kollmann

Ferrari-Pilot Rubens Barrichello im Interview

Der Brasilianer spricht über seinen Ausfall in Indianapolis, die Strategie, das Überholen von Montoya und seine Gefühle

(Motorsport-Total.com/Haymarket) - Bei Ferrari war, wie schon am Rennsonntag vor zwei Wochen in Monza, am vergangenen Sonntag ganz eindeutig Rubens Barrichello der Mann des Rennens. Im Gegensatz zu Michael Schumacher hatte der Brasilianer auf eine Zwei-Stopp-Strategie gesetzt und lag bis zu seinem Motorschaden in der 71 Runde gut im Rennen. Obwohl er in der Schlussphase des 73 Runden langen Grand Prix pro Runde gut eine halbe Sekunde auf Mika Häkkinen aufholte, blieb ihm am Ende der Erfolg des erfolgreichen Beendens des Rennens verwehrt. Aber selbst Platz zwei hätte dem Mann aus Sao Paulo beim Kampf um die Vizeweltmeisterschaft geholfen. In Suzuka müsste Barrichello schon gewinnen, während David Coulthard gleichzeitig nicht in die Punkteränge fahren dürfte, damit der Traum der Scuderia, auch den Vizetitel bei den Fahrern zu holen, wahr werden kann. Nach dem Rennen sprach Barrichello über den Grand Prix, seine Strategie, die Überholmanöver und den Ausfall.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello im F2001

Bis zum Motorenschaden lag Barrichello äußerst gut im Rennen

Frage: "Rubens, wie fällt dein Urteil über den heutigen Renntag aus?"
Rubens Barrichello: "Wann immer ich die Chance habe ein Rennen zu gewinnen, so kämpfe ich um den Sieg. Wir hatten eine fantastische Strategie und ich habe eine ganze Zeit versucht verdammt schnelle Rundenzeiten hinzulegen und mich selbst mit dem Verkehr auf der Strecke zu verbessern. Leider war mein zweiter Reifensatz nicht gut. Ich glaube, dass der Reifendruck zu hoch war und ich so mit diesem Satz einige Zehntelsekunden pro Runde verschenkt habe. Es war aber dennoch alles sehr eng. Ich war etwas schneller als Mika und hätte, wäre der Abstand bis auf eine Sekunde verkürzt gewesen, die ganze Zeit bis zum Schluss gefightet. Aber leider hat es nicht sein sollen."

Frage: "Wie frustrierend war der Ausfall?"
Barrichello: "Mir selbst tat das schon weh. Nachdem Michael die Weltmeisterschaft gewonnen hatte, hatte ich vier Mal die Chance einen Sieg zu holen. Spa war nicht gut, Monza war gut, denn ich hätte es beinahe geschafft, wäre da nicht das Problem beim Boxenstopp gewesen. Und beim US-Grand-Prix hatte ich wieder die Chance zu gewinnen. Insgesamt sind die Umstände etwas unglücklich gewesen. Es schmerzt ganz leicht in der Magengrube, aber das kann ich kaum ausdrücken. Es ist einfach das Gefühl, dass es schlecht gelaufen ist."

Frage: "Das war das zweite Rennen in dem du gewinnen hättest können. Hat die Tatsache, dass du nun Vater bist, einen Unterschied ausgemacht?"
Barrichello: "Nun, ich bin sehr glücklich darüber. Der beste Augenblick in meinem Leben passierte in der letzten Woche. Ich bin glücklich als Mensch und deshalb auch als Fahrer happy. Und dadurch bin ich auch ein schnellerer Pilot. So ist das."

Frage: "Wann hast du bemerkt, dass du ein Problem mit dem Auto hattest?"
Barrichello: "Als ich 2,6 oder 2,8 Sekunden hinter Mika lag. Da begann ich zu fühlen, dass der Motor ein wenig an Leistung verloren hatte. Nach weiteren zwei Runden verlor ich dann die volle Power und man wies mich an früh zu schalten. Allerdings konnten wir nichts zur Behebung der Situation tun. Wir konnten nur abwarten und weiterfahren. Die Sache ist die, dass das Auto so gut war, selbst als ich ohne Vortrieb in einer Runde unterwegs war, fuhr ich immer noch schnell in die Kurven hinein. Das konnte man sehen als die anderen begannen mich zu überholen. Ich bin traurig, ganz klar, aber was kann ich tun? Ich werde jetzt zurück nach Brasilien fliegen, um meinen Sohn zu sehen."

Frage: "War die Zwei-Stopp-Strategie am Ende die richtige Wahl?"
Barrichello: "Für das Auto was wir hatten, war es meiner Meinung nach die richtige Strategie. Bei Michael, der auf Pole Position stand, war es etwas anderes. Ich startete als Fünfter, weshalb wir etwas ausprobieren mussten."

Frage: "Nachdem du Michael überholt hattest, hat dir da Ross Brawn gesagt wie schnell du fahren müsstest?"
Barrichello: "Er sagte mir, dass ich auf die Reifen Acht geben sollte, dennoch aber Druck machen sollte, was ich auch getan habe."

Frage: "Wie war das Überholmanöver mit Montoya?"
Barrichello: "Montoya wart hart aber fair, wie immer. So wird es jedes Mal laufen, wenn wir miteinander kämpfen, egal ob er versucht mich zu überholen oder ich versuche ihn zu überholen. Ich denke, dass es ein großartiger Kampf war."

Frage: "Hat es dir geholfen, dass du wenig Benzin an Bord hattest, um an ihm vorbei zu kommen?"
Barrichello: "Oh ja, das hat schon etwas ausgemacht. Er war auf der Geraden sehr schnell. Ich hatte Glück, denn ich konnte seinen Windschatten nutzen und ihn mir dann schnappen."

Frage: "Irgendwelche Gedanken an Mikas Sieg?"
Barrichello: "Ich mag Mika sehr. Aber ich kann mich mit ihm nicht zu sehr freuen, denn ich bin noch immer enttäuscht, weil ich nicht gewonnen habe. Mika ist ein toller Kerl, ich mag es wenn er gewinnt. Es ist schade dass er geht, aber im Moment tut es mir mehr für mich selbst Leid, [weil ich nicht gewonnen habe, Anm. d. Red.] als um ihn."

Frage: "Wie schaut es mit dem letzten Rennen aus? Bist du zuversichtlich?"
Barrichello: "Ja, absolut. Ich freue mich auf Japan. Ich werde dort alles versuchen. Ich bin dazu bestimmt in diesem Leben zu gewinnen, und ich werde einmal in diesem Leben gewinnen bevor alles vorbei ist!"