Eddie Jordan: Andretti-Absage "Schlag ins Gesicht für alle, die fair sind"

Dass Andretti von der Formel 1 als neues Team abgelehnt wurde, ist für Eddie Jordan "grundlegend falsch": Für ihn sind viele der vorgeschobenen Argumente "Nonsens"

(Motorsport-Total.com) - Der frühere Formel-1-Teamchef Eddie Jordan hat es als "skandalös" und "grundlegend falsch" bezeichnet, dass die Formel 1 Andretti als mögliches elftes Team abgelehnt hat. Die Amerikaner hatten bereits das Grüne Licht der FIA bekommen, wurden anschließend aber vom kommerziellen Rechteinhaber kategorisch zurückgewiesen.

Titel-Bild zur News: Michael Andretti

Michael Andretti wurde von der Formel 1 mächtig vor den Kopf gestoßen Zoom

Die Formel 1 hatte dabei mit vielen Punkten - von denen einige als sehr strittig bezeichnet werden können - belegt, warum Andretti keinen Platz in der Meisterschaft haben sollte. Stichwort: Das Team bietet keinen "Mehrwert". Im Grunde lässt es sich aber darauf herunterbrechen, dass die zehn bestehenden Teams nichts vom Kuchen abgeben wollen.

Doch dass die Formel 1 mittlerweile eine geschlossene Gesellschaft geworden ist und keine neuen Teams zulassen möchte, ist für Jordan nichts anderes als "skandalös", wie er im Podcast Formula For Success sagt.

Denn als der Ire 1991 mit seinem eigenen Team in die Formel 1 einstieg, das heute noch unter dem Banner Aston Martin dabei ist, war die Situation noch eine komplett andere: "Damals wollten sich 39 Autos für 24 Plätze im Grid qualifizieren", sagt er. Damals hielt die Formel 1 noch eine Vorqualifikation ab, um das Feld vor dem Qualifying zu reduzieren.

Bei Andretti war hingegen ein Argument, dass ein elftes Team für Platzprobleme in der Boxengasse sorgen könnte. Das kann Jordan nicht nachvollziehen: "Ich sollte daran erinnern, dass 24 Autos in der Startaufstellung vorgesehen sind. Nicht 22, nicht 20. 24", sagt er.

Neues Team: Mehr Fahrer, mehr Jobs

Das würde auch neuen Fahrern Möglichkeiten geben, in der Königsklasse Fuß zu fassen. Das ist nämlich derzeit auch ein Problem: Es kommen keine jungen Fahrer mehr nach oben, weil es immer längere Verträge und eben so wenige Plätze gibt. Von den letzten fünf Formel-2-Meistern fährt 2024 nur einer in der Formel 1, und alle Cockpits werden von den gleichen Fahrern wie 2023 besetzt.

Für Jordan ist es "verstörend", dass es keine Rookies mehr in der Formel 1 gibt. Er selbst hatte mit seinem Team einigen jungen Piloten zum Debüt verholfen, darunter Michael und Ralf Schumacher, Rubens Barrichello, Eddie Irvine oder Timo Glock.


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Und: Bei zusätzlichen Plätzen würde sich vielleicht auch irgendwann eine bessere Chance für eine Frau ergeben, meint er.

Außerdem würde Andretti für "vielleicht 700 bis 800 Jobs" sorgen, was alleine schon einen Mehrwert hätte. Für Jordan wäre es "ein Privileg", jemanden wie Michael Andretti und dessen Vater Mario - Formel-1-Weltmeister 1978 - in der Serie zu haben.

Jordan verärgert: Teams bestimmten, wer mitmacht

Doch die Formel 1 sperrt sich - und das auch aufgrund des Willens der anderen Teams. Zwar wurde in der Ablehnung betont, dass die Teams dazu nicht konsultiert wurden, aber für den Ex-Teamchef ist das "Unsinn", wie er sagt: "Sie haben klargestellt, dass es eine geschlossene Gesellschaft ist. Wir zehn, vergesst alle anderen."

Doch dass diese zehn Teams der Welt vorschreiben könnten, dass es nur sie und niemanden anderen gibt, hält er für "grundlegend falsch" und sei "ein Schlag ins Gesicht für alle, die fair und vernünftig sind".


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Denn das - so sehr es auch Kritik an ihm gab - sei etwas, das unter dem früheren Formel-1-Boss Bernie Ecclestone gut funktioniert habe. Dieser sei "sehr fair" gewesen und habe allen erlaubt mitzumachen. Zwar gibt es viele Teams wie Toyota, BMW oder Prost heute nicht mehr, "aber sie haben eine Chance bekommen".

"Es sollte auf natürliche Weise einen Strom nach innen und einen Strom nach außen geben", fordert Jordan.

Andretti nicht konkurrenzfähig? "Nonsens!"

Auch damals musste die FIA ein Team annehmen, doch eine weitere Hürde gab es nicht - ganz im Gegensatz zum Fall Andretti. Diese hatten das "Go" der FIA, die "im Interesse des Sports" entschieden hatte, dass die Amerikaner einen Platz bekommen sollten.

"Und dass Liberty Media oder die FOM dann kommen und sagen, dass sie die Kriterien nicht erfüllen, das ist Nonsens", kritisiert Jordan, der nicht verstehen kann, dass Andretti die Konkurrenzfähigkeit abgesprochen wurde.

"Die Andrettis hätten alles erreichen können", glaubt er. "Die Formel 1 braucht Andretti, ein fantastischer Name. Ich bin wirklich traurig, dass sie ausgeschlossen wurden."