• 30.08.2001 19:23

  • von Fabian Hust

Donnerstagspressekonferenz

Rubens Barrichello, David Coulthard, Ralf Schumacher, Niki Lauda und Willy Rampf auf der Donnerstagspressekonferenz

(Motorsport-Total.com) - Rubens Barrichello (Ferrari), David Coulthard (McLaren-Mercedes), Niki Lauda (Jaguar-Teamchef) und Willy Rampf (Technischer Direktor bei Sauber) auf der Pressekonferenz am Donnerstag in Spa-Francorchamps.

Titel-Bild zur News: Pressekonferenz Belgien 2001

Barrichello, Coulthard, Schumacher, Lauda und Rampf

Frage:"Willy, was macht den Unterschied in diesem Jahr aus im Bezug auf die technische Entwicklung?"
Willy Rampf: "Ok, lasst uns mit dem neuen Auto beginnen. Der C20 ist im Vergleich zum C19 ein völlig neu entwickeltes Auto. Ich denke, das einzige Teil, das wir vom C19 übernommen haben sind die Radmuttern - der Rest wurde neu entworfen. Wegen der neuen Regeln in diesem Jahr mussten wir das Aerodynamikpaket überarbeiten. Das Ziel war es, ein aerodynamisch sehr effizientes Auto zu bauen, was wir jetzt auch haben. Im Rahmen des Gewichtsreduzierungsprogramms haben wir auch jedes Teil neu entworfen, um das Gewicht senken zu können. Wir haben mehr Ballast als jemals zuvor.

Wir hatten in diesem Jahr ein sehr engmaschiges Entwicklungsprogramm. Das Ziel ist es, für jede Veranstaltung eine neue Entwicklung zu haben, bei jedem Rennen, egal ob das ein neues Aerodynamikpaket oder ein Kontrollsystem wie das Differenzial ist. Bis jetzt sind wir wirklich voll im Plan, wir haben für jedes Rennen neue Komponenten und neue Verbesserungen."

Frage: "Und das lief voll zu eurem Gunsten?"
Rampf: "Ja, absolut. Ich denke, dass Sauber zu Saisonbeginn schon immer ein sehr gutes Auto hatte, aber das Problem war, dass die Leistung im Laufe der Saison immer verloren ging, was dazu führte, dass wir nicht mehr Schritt halten konnten. Wir haben daraus gelernt und aus diesem Grund haben wir dieses engmaschige Entwicklungsprogramm begonnen, das wir jetzt strikt befolgen, was sich auszahlt."

Frage: "Wurde das von ihnen verabschiedet?"
Rampf: "Ja, hauptsächlich wurde das von mir verabschiedet und von ein paar Schlüsselpersonen im Designoffice."

Frage: "Ihr hattet zwei Fahrer, die nur sehr wenig Erfahrung haben, einer davon mit sehr wenig Formel-1-Erfahrung - wie haben sie sich in Sachen technischem Feedback gemacht?"
Rampf: "Da gibt es Unterschiede. Kimi hat in der Formel 1 nicht so viel Erfahrung, aber wenn eine Komponente, sagen wir ein Aerodynamikpaket, schneller ist, dann sieht man das sofort, man sieht das an den Rundenzeiten und seinen Kommentaren. Nick ist sehr gut bei der Entwicklung des Autos. Das heißt, dass er nach jeder Ausfahrt mit einer Menge detaillierter Erklärungen zurückkommt, was der Unterschied im Vergleich zur letzten Ausfahrt war. Ich muss sagen, dass er über sehr viel Erfahrung verfügt und auch sehr diszipliniert ist."

Frage: "Baut auch Kimi diese Erfahrung auf?"
Rampf: "Ja, definitiv. Er ist bisher nur ein paar Rennen gefahren, aber man kann sehen, dass seine Aussagen sehr zutreffend sind."

Frage: "Sagen sie uns doch bitte etwas über die Entwicklung des nächstjährigen Autos, hat die Entwicklung schon begonnen?"
Rampf: "Ja, wir haben mit dem neuen Auto begonnen. Wir haben jetzt schon eine Menge im Windkanal getestet. Wir haben auch mit längerfristigen Projekten wie mit dem Design des Getriebes begonnen. Jetzt kommt das Monocoque dran, das sich momentan in der Mitte des Conceptdesigns befindet."

Frage: "Wer designed es?"
Rampf: "Wir haben ein sehr gutes Team von Designern in unserem Designoffice mit fünf Schlüsselpersonen, den Aerodynamikern, mich selbst und den Schlüsseldesignern, die das Konzept entwerfen. Ich habe die Verantwortung für das ganze Projekt."

Frage: "Niki, wie viel müssen sie wirklich über das Rennteam lernen? Wie anders ist ihr neuer Job als Teamchef im Vergleich zu ihrem alten Job?"
Niki Lauda: "Zunächst einmal muss man sein ganzes Leben über lernen, das ist mein Prinzip. Man sollte nie sagen, dass man alles weiß. Das ist das, was ich grundsätzlich sagen wollte. Ich muss jetzt also alles genau ins Detail hinein verfolgen, denn vorher war ich für die ganze Mannschaft verantwortlich, jetzt bin ich noch zusätzlich für das Rennteam verantwortlich. Ich muss jetzt also sehr schnell die Details des Rennteams kennen lernen und es zum Arbeiten bewegen."

Frage: "Es gibt also noch eine Menge zu lernen?"
Lauda: "Ich denke nicht, dass sehr viel zu lernen sein wird, aber es ist immer gut, wenn man versucht zu lernen, nicht, wenn man versucht, besser zu werden."

Frage: "Planen sie, Teamchef zu bleiben oder müssen sie jemanden anderen Starken für das Team aufbauen?"
Lauda: "Nein, ich werde Teamchef bleiben, aber wenn die Saison vorbei ist, dann werde ich nach der Umstrukturierung des Jaguar-Teams schauen und einen Mann suchen, der mir zur Seite stehen wird, aber das ist noch nicht entschieden. Ich habe diesen Mann noch nicht gefunden, das werde ich jetzt tun."

Frage: "Sie gehen nun beiden Jobs nach, aber sie möchten gerne Teamchef bleiben."
Lauda: "Ja."

Frage: "Sie haben ganz klar Management-Erfahrungen mit Jaguar, mit ihrer Fluglinie, mit Ferrari, wie nützlich sind diese Erfahrungen für ihren neuen Job?"
Lauda: "Zunächst einmal war das bei Ferrari wirklich nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich war da nur als ein Fahrer, es ist also nicht mit dem Job zu vergleichen, dem ich heute nachgehe. Grundsätzlich geht es nur darum, mit den Leuten zusammenzuarbeiten, zu verstehen, wer was macht und die wichtigen Dinge anzugehen, und das ist das, was ich hier mache. Ich denke nicht, dass es nicht so schwierig ist, wie es durch ihre Frage den Anschein haben kann. Man muss nur hier mit offenen Augen da sein und schauen, was man verbessern kann und aus diesem Grund bin ich hier."

Frage: "Sie haben auch eine Menge Verpflichtungen gegenüber den Medien: die Kolumnen in den Zeitungen, ihre TV-Arbeit, können sie das weiterhin machen?"
Lauda: "Das hängt davon ab, wir werden sehen. Zunächst kommt mein Job bei Jaguar und wenn ich Zeit habe, dann werde ich die anderen Dinge tun. Um ihnen die gewünschte Antwort zu geben, klar erwarten sie, dass ich es weiterhin tun werde, aber ich werde mit Sicherheit meinen Job nicht vernachlässigen. Wenn ich ihnen eines Tages sage, dass ich keine Antwort geben kann, dann wissen sie, dass ich arbeiten muss."

Frage: "Alle von Euch in der ersten Reihe hier kämpfen um den zweiten Platz in der WM, oder vielleicht auch nicht! David hat gesagt, dass er kein Interesse hat, Zweiter zu werden, wie wichtig ist es also für dich und das Team, Zweiter in der WM-Wertung zu werden?"
Rubens Barrichello: "Ich denke, dass es schon wichtig ist. Der erste Platz ist schon vergeben. Ich denke, der nächstbeste ist der Zweite, also gebe ich mein Bestes. Ich habe vier Rennen, um dieses Rennen zu gewinnen. Es ist nicht normal zu sehen, dass das Team für zwei Fahrer arbeitet und mit Michael jemanden zu haben, der dir helfen kann, weil die meiste Zeit über er alles gibt, seinem Job nachgeht und man die meiste Zeit über da ist, um ihm zu helfen. Jetzt haben wir noch vier Rennen und ich möchte den besten Job erledigen und Zweiter werden. Dann wäre ich glücklicher, als wenn ich Dritter werden würde."
David Coulthard: "Ich glaube nicht, dass ich gesagt habe, dass ich kein Interesse habe. Ich denke, dass ich gesagt habe, dass es nicht meine Motivation ist, Zweiter zu werden. Meine Motivation ist es zu gewinnen und wenn ich die letzten vier Rennen anschaue, dann möchte ich zehn Punkte aus jedem einzelnen Rennen mitnehmen und was ich über die Meisterschaft gesagt habe ist das Ergebnis dieser einzelnen Rennen im Verlaufe des Jahres. Wenn ich in diesem Jahr den zweitbesten Job mache, dann werde ich Zweiter. Wenn nicht, dann nicht, aber das ändert nichts an meiner Motivation, Rennen zu gewinnen."

Frage: "Und für das Team?"
Coulthard: "Ich weiß es nicht. Ich habe sie nicht gefragt. Ich bin kein Teamchef, ich kann also nicht für das Team sprechen aber es wäre logischerweise für das Team ein Vorteil, Zweiter zu werden. Dann wären sie in der zweiten Garage und die ist vielleicht größer als die Garagen danach. Ich weiß nicht."
Ralf Schumacher: "Nun, um ehrlich zu sein, erwartete ich uns nicht in dieser Position. Jetzt werde ich versuchen, sie zu gewinnen. Das ist alles, was ich sagen kann."

Frage: "Ralf, wie bewertest du deine Chancen hier - es ist eine Power-Strecke, aber du willst kein nasses Wetter, wäge doch einmal deine Chancen ab."
Ralf Schumacher: "Ein Powerkurs ist großartig, das hilft uns immer, aber wir werden keine heiße Piste auffinden, was uns nicht helfen wird. Für Sonntag ist Regen vorhergesagt, das ist ein weiteres Problem, ich denke also nicht? es könnte für uns aufgeben, wenn das Wetter wechselhaft ist, wenn es aber regnet, wird es sehr schwierig werden."

Frage: "Es wurde gesagt, dass du hier ein modifiziertes Auto hast - kannst du uns ein wenig mehr sagen?"
Schumacher: "Es sind nur Modifikationen am Chassis. Es ist ein wenig anders, vielleicht ein wenig leichter mit ein paar aerodynamischen Retuschen. Grundsätzlich ist es ein Zwischenschritt für das nächste Jahr, der uns in die richtige Richtung bringen soll."

Frage: "David, ich glaube, Belgien ist eine deiner Lieblingsstrecken."
Coulthard: "Ja, ich denke, dass dies für viele Fahrer gilt, die sagen, dass sie diese Strecke wirklich mögen. Ich habe darüber nachgedacht, als ich diese Woche hier herkam, habe mir die Strecke vorgestellt und die schönen Dinge, die man hier erhält. Es gibt auf dieser Strecke ein paar einzigartige Herausforderungen. Jeder redet über die Eau Rouge, weil es für die Fahrer und die Zuschauer eine einmalig beeindruckende Kurve ist. Ich denke, dass dies hier eine interessante, lange Runde ist. Das Wetter ist ein weiterer unbekannter Faktor, der eine weitere Dimension für das Rennwochenende bereit stellt. Wir standen hier schon alle fünf Minuten vor dem Start im Regen, nachdem es das ganze Wochenende über trocken war, also ist das ein interessantes Rennen."

Frage: "Letzes Wochenende warst du in Brno beim Motorradrennen. Was denkst du darüber?"
Coulthard: "Ich denke, dass der Motorrad-Grand-Prix sehr aufregend ist, sie haben eine Menge Fans, aber es ist einfacher, sich dort zu bewegen, weil sie in Tschechien ganz klar nicht so viele Leute haben wie bei uns bei einem Grand Prix. Die Garagen sehen verdammt groß aus, wenn da nur ein paar Motorräder im Vergleich zu Grand-Prix-Autos in ihnen stehen. Aber man wird herzlich willkommen geheißen und erhält die volle Packung eines Sportsmanns, der eine andere Sportart besucht."

Frage: "Die Anlagen scheinen in Brno ganz gut zu sein - glaubst du, dass sie einen Grand Prix veranstalten können?"
Coulthard: "Ich denke, dass die Strecke und die Anlagen exzellent sind. Die Auslaufzonen sind meiner Meinung nach für die Formel 1 aber nicht groß genug und man müsste sie umfangreich modernisieren. Es gibt allerdings eine Menge Strecken mit ähnlichen Auslaufzonen, auf denen wir fahren und testen - damit findet man sich nach einer Weile ab. Wenn sie versuchen wollen, einen Grand Prix zu bekommen, dann müssen sie noch arbeiten, aber es ist schon jetzt eine aufregende Anlage. Der Zugang und alles ist schon sehr beeindruckend."

Frage: "Rubens, du hast die Hilfe von Michael erwähnt, was wird das deiner Meinung nach nach sich ziehen?"
Barrichello: "Ich weiß es nicht. Ich denke, dass er selbst gegenüber der Presse gesagt hat, dass es sich Ferrari wünscht, mit einem Doppelsieg die Saison zu beenden. Ich habe schon zuvor gesagt, dass wenn er das Rennen gewinnt und ich Vierter oder Fünfter bin, dass er dann keine Chance hat, mir zu helfen. Ich muss mir selbst helfen, aber wir haben uns noch nicht darüber unterhalten, wie er mir helfen kann."

Frage: "Wie wird die Saison in der Heimat gesehen?"
Barrichello: "Ich denke, dass Brasilien über alles sehr kritisch spricht. Wenn Cuertin gewinnt, dann ist er fantastisch, wenn er nicht gewinnt, dann spielt er nicht gut, so einfach ist das. Es gibt nichts dazwischen, man hat nicht immer die Unterstützung, wenn man sie braucht, aber bis jetzt ist ihre Position jene: 'noch vier Rennen, Rubens hat die Chance zu gewinnen, also lasst ihn unterstützen'. Aber im Laufe des Jahres gab es Momente, in denen ich dachte, dass sie besser nicht so viele Dinge gesagt haben hätten sollen, weil sie für Stress sorgen und ich denke nicht, dass sie die Öffentlichkeit verdient hat. Ich denke, dass die Fans da sind, um zu jubeln und manchmal bekommen sie falsche Informationen untergeschoben, was schlecht ist."

Frage: "An die drei Fahrer, eine Menge Leute sagen, dass die Saison vorbei und jetzt langweilig ist. Glaubt ihr, dass auf den Titel zu viel Aufmerksamkeit gelegt wird und dass das andere, das so in der Formel 1 passiert, zu wenig beachtet wird?"
Barrichello: "Für mich hat die Saison gerade erst begonnen. Ich denke, dass es noch ein großartiger Kampf sein wird, den wir haben werden und ich habe eine Menge Leute mit der Nummer-1-Kappe von Michael 'Rubens, Rubens!' rufen gesehen. Es geht jetzt für mich erst richtig los."
Coulthard: "Klar wird auf die Meisterschaft der Hauptaugenmerk gelegt, aber jedes einzelne Rennen bietet schon noch genügend Spannung. Ich denke, dass dies nur bei euch Jungs der Fall ist und weniger bei der Öffentlichkeit, weil ihr das schon alle so lange macht, dass ihr schon ein wenig gelangweilt seid."
Schumacher: "Es wird immer gesagt, dass der Fahrertitel das wichtigste in der Formel 1 ist. Ich denke, dass die Saison ein wenig an Interesse verloren hat, aber das ist natürlich. Wir alle denken - nicht hauptsächlich Michael - dass wir gerne noch ein offenes Ende gehabt hätten, dann gibt es definitiv mehr Interesse. Aber für uns, die Zweite werden wollen, bin ich mir sicher, bleibt es noch interessant."

Frage: "Ralf, habt ihr ein oder zwei neue Autos, wenn eines, wer wird es fahren?"
Schumacher: "Zunächst einmal darf ich dieses Auto fahren, das ist aufregend, und ich danke dem Team für diese Entscheidung! Zweiter in der Fahrerwertung bedeutet Williams nichts, sie sind mehr am Konstrukteurstitel interessiert, was ich verstehe. Es ist also egal, wer vorne ist, so lange Punkte eingefahren werden."

Frage: "Niki, Bobby hat gesagt, dass sie und er andere Management-Stile haben würden. Können sie etwas darüber sagen und wie lange hat das Team gebraucht, bis es merkte, dass es nicht so wie gewünscht läuft?"
Lauda: "Nun, Bobby hat das Management anders gesehen. Ich bin Österreichisch, wenn man das so sagen möchte und ich habe mit Sicherheit eine Menge Änderungen vorgenommen. Aber es war grundsätzliche keine schwierige Entscheidung, die Bobby gefällt hat, da sie mit unserem Einverständnis gefällt wurde. Er hatte zwei Betätigungsfelder, eines in den USA und eines hier. Aber unsere Leistung in der Formel 1 ist nicht so, wie sie das sein sollte. Es braucht eine Menge Arbeit und er hat sich entschieden, dass den USA seine Priorität gilt, wir sind also in Frieden auseinander gegangen."

Frage: "Werden ihre Verpflichtungen gegenüber Cosworth und Pi nicht ihre Rolle bei Jaguar behindern?"
Lauda: "Ich muss Prioritäten setzen und die Priorität ist, dass Cosworth und Pi für Jaguar Racing arbeiten. Die Ergebnisse im Rennen zählen also in diesem Unternehmen. Bobby ist hier nicht mehr und es gibt keinen, der es tun kann und ich bin bereit, der Rolle nachzugehen, also werde ich Prioritäten setzen und mich bis Ende des Jahres auf Jaguar Racing konzentrieren und dann sehen, wie wir das ganze Management umstrukturieren können."

Frage: "Ralf, du hast gesagt, dass du diese Strecke hier nicht besonders magst - wann wird ein Kurs gefährlich und nicht mehr herausfordernd?"
Schumacher: "Eau Rouge ist wegen den Auslaufzonen gefährlich. Wir hatten hier schon schwere Unfälle. Aber die Leute haben gesagt, dass es zu schwierig ist, hier die Auslaufzone zu verändern. Meiner Ansicht nach sind sie für eine Kurve wie diese nicht ausreichend."