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  • 30.08.2001 17:20

Schumacher würde Barrichello auch Sieg schenken

Michael Schumacher hat angekündigt, Rubens Barrichello je nach Situation den Sieg zu schenken

(Motorsport-Total.com/dpa) - Im Schatten des Weltmeisters ist der Kampf um Platz zwei entbrannt, doch Michael Schumacher kann auch im Rennen um die "Vize-Meisterschaft" als prominenter Hilfsarbeiter eine entscheidende Rolle spielen. Der viermalige Champion versicherte am Donnerstag vor dem Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps, dass er seinem Teamkollegen Rubens Barrichello - wenn nötig - auch einen Sieg schenken würde. "Wir sind beide bei Ferrari angestellt. Wenn er hinter mir ist, werde ich ihn logischerweise vorbeilassen", kündigte Schumacher an, obwohl er selbst in Spa einen Rekord feiern könnte. Sollte er seinen 52. Formel-1-Erfolg einfahren, wäre der Kerpener alleiniger Spitzenreiter in der "ewigen" Rangliste vor Alain Prost. "Wir fahren für Punkte", stellte Schumacher den Teamgeist in den Vordergrund.

Titel-Bild zur News: Pressekonferenz Belgien 2001

Kampf um den Vizetitel: Rubens Barrichello darf auf Hilfe hoffen

"Platz zwei ist sehr wichtig, für mich und für Ferrari", meinte Barrichello selbst. Der Brasilianer hofft auf Unterstützung, doch allein darauf verlassen will er sich nicht. "Wenn Michael Erster ist und ich Vierter, kann er mir nicht helfen. Also muss ich mir zuerst selbst helfen."

Drei Kandidaten streiten um den Rang hinter dem Champion. David Coulthard will sich für die verlorene WM ein bisschen entschädigen. Ferrari möchte das rote Glück mit Barrichello perfekt machen. Und Ralf Schumacher will die Gunst der Stunde nutzen. "Ich habe nicht erwartet, in dieser Position zu sein. Jetzt bin ich es und ich versuche es", meinte der BMW-Williams-Pilot. Gleichzeitig äußerte der Kerpener Sicherheits-Bedenken für Spa und die berühmte 'Eau-Rouge'-Kurve: "Ich denke, Eau Rouge ist gefährlich, weil es zu wenig Auslaufzonen gibt."

Nur sieben Punkte trennen Coulthard (51), Barrichello (46) und "Schumi II" (44), Spa-Vorjahressieger Mika Häkkinen liegt als Fünfter mit 21 Zählern schon weit zurück. "Die WM ist für den Weltmeister gelaufen, aber nicht für uns", sagte BMW-Sportdirektor Gerhard Berger Ferrari und McLaren-Mercedes noch einmal den Kampf an.

Ganz verwunden scheint McLaren-Chef Ron Dennis die erneute Titel- Niederlage noch nicht zu haben. Die 'Gazzetta dello Sport' zitierte den Briten mit erneuten Sticheleien: "Ich hoffe, Ferrari genießt den Sieg, der über jeden Verdacht erhaben ist. Auch wenn ein gewisser Zweifel bleibt, vor allem über die Traktions-Kontrolle in den ersten Rennen."

Für Coulthard und das Silberpfeil-Team ist die restliche Saison trotz der vorzeitigen WM-Entscheidung mehr als Schaulaufen. Nach dem Frust sollen Erfolge im Endspurt Image und Selbstbewusstsein wieder aufmöbeln. "Mein Ziel besteht darin, die vier letzten Rennen zu gewinnen und mich in eine gute Position für 2002 zu bringen", kündigte der Schotte vor dem 14. Grand Prix an. "Wir werden aus unseren Fehlern lernen", meinte Dennis. Auch Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug gab sich kämpferisch: "Wir wollen gewinnen." Auf einen freiwilligen Verzicht von Michael Schumacher glaubt er nicht: "Michael würde nie im Leben einen Sieg abgeben, warum sollte er?"

Abgesehen von einem guten Saisonabschluss haben die Top-Teams schon die WM 2002 im Visier. Wegen des Test-Verbots von Mitte Oktober bis Jahresende nutzen Ferrari, McLaren-Mercedes und BMW-Williams die restlichen Rennen, um bereits Elemente für die nächstjährigen Autos zu testen. "Für dieses Jahr ist alles fertig, für Spa haben wir ein neues Aerodynamik-Paket", sagte Ferrari-Technikchef Ross Brawn und verriet, dass die "Scuderia" seit acht Wochen verstärkt Kapazitäten für das kommende Auto abstellt. Dennis meinte, man bereite sich "seit vielen Monaten" auf 2002 vor. Williams bringt ein "modifiziertes Auto" nach Spa. Ralf Schumachers Team hofft, damit auftrumpfen zu können. Berger: "Die vier Strecken, die jetzt kommen, liegen uns."