David Croft über Stroll-Vorfall: "Habe gehört, dass ein Helm geworfen wurde"
Was ist in Barcelona in der Aston-Martin-Box wirklich passiert? Der britische TV-Kommentator David Croft heizt die Spekulationen jetzt neu an ...
(Motorsport-Total.com) - Hinter den Kulissen der Formel 1 wird weiterhin wild spekuliert: Lag es wirklich nur an den Folgen einer 2023 erlittenen Handgelenksverletzung, dass Lance Stroll am Sonntag den Grand Prix von Spanien in Barcelona nicht bestreiten konnte, oder gab es in Wahrheit am Samstag nach dem Qualifying einen Zwischenfall in der Aston-Martin-Box, bei dem der Sohn des Teameigentümers eskaliert ist?

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Was ist am Samstag in der Aston-Box wirklich passiert? Es wird weiterhin viel spekuliert ... Zoom
Die Story über ein angebliches Fehlverhalten von Stroll jun. wurde zuerst von der BBC veröffentlicht, die am Sonntagmorgen berichtete, Stroll habe nach seinem 14. Platz im Qualifying "die Beherrschung verloren" sowie "Ausrüstung in der Garage beschädigt und Teammitglieder beschimpft". Das Team äußerte sich dazu nicht konkret, räumte auf Anfrage aber ein: "Lance war verärgert."
Jetzt hat David Croft, Chefkommentator beim britischen Pay-TV-Sender Sky, im Podcast The F1 Show weitere Details verraten: "Ich habe gehört, dass ein Helm geworfen wurde. Mit solcher Wucht, dass er möglicherweise beschädigt wurde, als er die Wand traf. Es soll auch viel Geschrei und Gefluche gegeben haben."
Was am Boxenfunk (nicht) gesagt wurde
Der Qualifying-Boxenfunk gibt keinen Aufschluss darüber, was Stroll, sollten die Gerüchte stimmen, so zur Weißglut gebracht hat. Der Kanadier fuhr eine Runde mit mehreren kleinen Fehlern, war um eine halbe Sekunde langsamer als Alonso und verpasste als 14. den Einzug ins Q3. Am Funk war jedoch weder ein Fluchen noch sonst irgendein Gemurre von ihm zu hören.
Ganz im Gegenteil: Stroll sagte während des kompletten zweiten Q2-Runs Runs kein einziges Wort zu seinem Renningenieur und missachtete beim Reinfahren an die Box dessen ausdrückliche Instruktion, zur FIA-Waage zu fahren. Das erklärte das Team später so, dass er aufgrund von Schmerzen im Handgelenk sofort medizinische Hilfe aufsuchen wollte.
Was wirklich vorgefallen ist, bleibt also unklar. Einsatzleiter Mike Krack sagt dazu nur: "Ich war an der Boxenmauer und habe nichts in der Richtung mitbekommen. Das ist typisches Paddock-Gerede." Ein Dementi, das keins ist. Eindeutiger gewesen wäre ein anderer Satz, den er nicht gesagt hat, nämlich: "Dieser Vorfall hat sich so nicht zugetragen und die Behauptungen sind frei erfunden."
Warum Croft die Aston-Erklärung nicht glaubt
Bei Croft bleiben jedenfalls Zweifel bestehen, ob die Handgelenksverletzung (die nach Barcelona nochmal operiert wurde) nicht nur eine vorgeschobene Ausrede war. Die später von Aston Martin gegebene Erklärung, man beobachte Strolls 2023 bei einem Fahrradunfall erlittene Verletzung schon seit sechs Wochen, hält der Formel-1-Journalist nicht für plausibel.
Croft sagt: "Wenn sie das Problem tatsächlich so lange beobachtet haben, dann hätten sie Lance im Sinne des Teams im Qualifying gar nicht erst ins Auto gesetzt. Wenn es wirklich so ernst war, dass er eventuell nicht rennfit ist, dann hätten sie Felipe Drugovich noch vor dem Qualifying ins Auto gesetzt. Und dann fährt Lance in Q1 plötzlich eine Runde, die ihn auf Platz 7 bringt. Also ist er offensichtlich in der Lage, phasenweise sehr wohl gute Leistungen zu bringen."
"Lance ist dafür bekannt, schon früher gegen Wände geschlagen zu haben. Allerdings meist gegen provisorische Trennwände, die ihm nicht wirklich wehgetan haben", spekuliert Croft und ergänzt: Sollte es sich wirklich so zugetragen haben, wie es ihm erzählt wurde, dann würde Krack so etwas "in der Garage keinesfalls dulden".
Hat Stroll also seinem Zorn - worüber auch immer - freien Lauf gelassen, wild um sich geschlagen und sich dabei selbst an der Hand verletzt, die ohnehin schon vorbelastet war? Oder war der Startverzicht im Rennen in Wahrheit eine Strafmaßnahme von Vater Lawrence Stroll? Solange keiner der unmittelbar Beteiligten offen darüber spricht, werden die Spekulationen womöglich nicht abreißen.
Was die Rennkommissare dazu gesagt haben
Tatsache ist: Die FIA-Rennkommissare haben die Erklärung von Stroll und Aston Martin, er habe aus medizinischen Gründen nicht zur FIA-Waage und zur Anhörung kommen und das Rennen am Sonntag bestreiten können, akzeptiert. Wörtlich heißt es im FIA-Dokument 27 zum Rennwochenende in Barcelona, dass ein ärztlicher Bericht "eine medizinische Beeinträchtigung" an Strolls rechter Hand bestätige.
In Dokument 27 schreiben die Kommissare außerdem: "Uns wurden zwei Dokumente übergeben: ein medizinischer Bericht und ein Schreiben des Fahrers. In dem Schreiben erklärte der Fahrer, dass der Grund für sein Fernbleiben von der Verwiegung starke Schmerzen gewesen seien, aufgrund derer er dringend medizinische Hilfe aufsuchte."
"Er sei zur Verwiegung und in die Interviewzone gegangen, sobald es ihm möglich war, und danach ins Medical Centre zur weiteren Untersuchung. Uns wurde mitgeteilt, dass nachfolgende medizinische Tests diese Diagnose bestätigten und dem Fahrer geraten wurde, nicht zu fahren und sich zu schonen. Das Team zog Auto 18 daher zurück, da der Fahrer verletzungsbedingt nicht fahrfähig war."
Croft meint dazu: "Die Kommissare waren überzeugt, dass ein medizinisches Problem vorliegt. Also war offenbar irgendetwas nicht in Ordnung. Ob das aber wirklich schon seit sechs Wochen beobachtet wurde oder nicht? Wir wissen es schlicht nicht. Denn bis zu dem Moment, als Lance am Sonntag nicht am Rennen teilnahm, wurde nichts dazu gesagt."


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