FIA-Zwist der GPDA: Russell "hatte nicht vor, so politisch involviert zu sein"

Wie sich George Russells Nebenjob bei der GPDA durch den FIA-Zwist verändert hat, warum er gerade jetzt wichtig ist - und was das mit Messi und Ronaldo zu tun hat

(Motorsport-Total.com) - Dieser Job neben dem Job hat für George Russell zuletzt deutlich an Fahrt aufgenommen: Schon seit 2021 ist der Mercedes-Pilot bereits Direktor der Fahrergewerkschaft GPDA, doch in jüngerer Vergangenheit hat er in dieser Rolle ganz schön viel um die Ohren.

Titel-Bild zur News: Viel zu diskutieren: George Russell und FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem

Viel zu diskutieren: George Russell und FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem Zoom

"Ich will ehrlich sein: Alex Wurz [GPDA-Präsident] und Anastasia Fowle, unsere juristische Beraterin, kümmern sich um den Großteil der schweren Brocken", verweist Russell im exklusiven Interview, das am Sonntagmorgen in voller Länge auf Motorsport-Total.com veröffentlicht wird, zwar auf seine Unterstützer.

Mit einem Schmunzeln räumt der Brite aber ein: "In den letzten 18 Monaten waren wir doch deutlich mehr beschäftigt, als wir es ursprünglich erwartet hatten, weil sich die Dinge so entzweit haben."

Grund: Die Streitigkeiten zwischen FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem und den Fahrern, vor allem in Bezug auf das viel diskutierte Fluchverbot: "Die Entwicklungen waren doch recht überraschend, auch für mich persönlich. Ich war deutlich stärker eingebunden, aber da muss man eben ein Gleichgewicht finden", erklärt Russell.

Russell warnt: "Müssen alle sehr wachsam bleiben"

Der Mercedes-Pilot stellt vor diesem Hintergrund trotzdem klar: "Als ich der GPDA beigetreten bin, hatte ich eigentlich nicht vor, so politisch mit der FIA involviert zu sein, denn das war zu diesem Zeitpunkt eigentlich auch überhaupt kein Faktor", so Russell, der zu bedenken gibt: "Es war mehr eine kooperative Angelegenheit."

Die Fahrer und der FIA-Präsident waren zuletzt selten auf einer Wellenlänge

Die Fahrer und der FIA-Präsident waren zuletzt selten auf einer Wellenlänge Zoom

Im Zuge der gewachsenen Konflikte zwischen Fahrern und FIA sein Amt aber wieder abzugeben, das hat der Brite nicht vor: "Nein, das würde ich nicht. Denn im Moment reiten wir als Sport auf einer Welle - aber wenn man von der Welle fällt, kann es sehr schnell bergab gehen", sagt er mit Blick auf den aktuellen F1-Boom: "Deshalb müssen wir alle sehr wachsam bleiben und dürfen die derzeitige Position der Formel 1 nicht als selbstverständlich ansehen."

Russell lobt: "Die Teams leisten großartige Arbeit. Liberty und Stefano [Domenicali] machen einen fantastischen Job in Sachen Vermarktung und Werbung, wie zuletzt zum Beispiel mit Lego. Aber es ist wie ein Jenga-Turm: Wenn ein einziger Baustein fällt, kann das ganze Konstrukt einstürzen", warnt der Mercedes-Star.

GPDA-Chat: Wenn Messi und Ronaldo sich Memes schicken

Daher ist für ihn ganz klar: "Wir dürfen jetzt also keinesfalls nachlassen, wo wir uns in dieser starken Position befinden - denn, wie gesagt, es kann sich sehr schnell ändern. Genauso unerwartet, wie der Aufschwung kam, kann er auch wieder verschwinden. Deshalb ist gerade diese Phase womöglich entscheidender als je zuvor."

Immerhin: Unter den Fahrern besteht laut Russell grundsätzlich eine gute Einheit - das demonstriere sich unter anderem in der berühmt-berüchtigt WhatsApp-Gruppe der GPDA, in der es nicht immer nur um ernste Anliegen gehe, sondern schon auch mal lustig zugehen kann: "Nun, es ist nicht nur das eine oder das andere", lacht Russell, "es ist wahrscheinlich eine Mischung aus beidem. Wenn erstmal ein Gespräch in Gang kommt, dann fliegen die Nachrichten nur so hin und her", verrät der Mercedes-Pilot.

Mercedes-Pilot George Russell im Gespräch mit Frederik Hackbarth

Mercedes-Pilot George Russell im Gespräch mit Frederik Hackbarth Zoom

In Bezug auf seine 19 Fahrerkollegen sagt er: "Wir haben alle eine gute Beziehung zueinander, wobei die mancher Leute natürlich besser ist und bei anderen schlechter. Aber es ist schon eine ziemlich einzigartige Chatgruppe: Man stelle sich mal vor, die 15 oder 20 besten Fußballer der Welt hätten einen Gruppenchat - man würde wahrscheinlich nicht sehen, wie Messi und Ronaldo sich gegenseitig Memes zuschicken... also ja, das ist schon etwas Spezielles."

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