• 19.01.2004 13:13

  • von Florian Haasper

Da Matta: "Hoffentlich haben wir genug gelernt"

Toyota-Pilot Cristiano da Matta stand im Rahmen der Präsentation des TF104 den Medien Rede und Antwort - 'F1Total.com' war dabei

(Motorsport-Total.com) - Als amtierender CART-Champion in die Formel 1 gekommen, dümpelte Cristiano da Matta 2003 im Mittelfeld. Bei der Präsentation des neuen Toyota TF104 in Köln stellte er sich den Fragen der Fachpresse. 'F1Total.com' war dabei und stellte fest, dass sich der Brasilianer für die neue Saison kämpferisch zeigt und an seine Zukunft bei Toyota glaubt.

Titel-Bild zur News: Cristiano da Matta

Cristiano da Matta geht selbstsicher in die Saison 2004

Frage: "Herr da Matta, wie sind sie mit den Ergebnissen des vergangenen Jahres zufrieden?"
Cristiano da Matta: "Ich hatte 2003 an einem gewissen Punkt der Saison den Eindruck, dass Olivier und ich am Jahresende unter den ersten Zehn in der Fahrerwertung landen würden. Aus verschiedenen Gründen haben wir das nicht geschafft. Darüber war ich sehr enttäuscht. Aber das gehört wohl zum Lernprozess bei einem Formel-1-Team dazu. Hoffentlich haben wir genug gelernt, damit die Fehler nicht noch einmal passieren."#w1#

Frage: "Werden wir 2004 auch einen fehlerlosen Cristiano da Matta sehen?"
Da Matta: "Das hoffe ich doch. Ich habe im Verlauf des letzten Jahres viel dazugelernt und einen großen Sprung gemacht. Nun kenne ich alle Strecken und weiß genau, was mich erwartet. Ich bin sicher, dass ich mich auch 2004 weiterentwickeln werde. Auch als ich in den USA gefahren bin, war ich im zweiten Jahr immer viel stärker als im ersten. Das wird diesmal wieder so sein."

Da Matta möchte sich vor allem im Qualifying steigern

Frage: "Vor allem im Qualifying hatten sie in der letzten Saison häufig Probleme. Wird das anders?"
Da Matta: "Das ist sicher das Gebiet, auf dem ich mich am meisten verbessern möchte. Mit meinem Rennspeed bin ich in Anbetracht dessen, dass es mein erstes Jahr in der Formel 1 war, völlig zufrieden. Im Qualifying hat mir aber einfach noch die Erfahrung gefehlt. Zum Teil habe ich erst im Rennen entdeckt, wie ich bestimmte Kurven am besten zu fahren habe. Diese Kenntnis hätte ich natürlich schon im Qualifying gebraucht. Das wird in diesem Jahr anders."

Frage: "Das dürfte auch ihre Landsleute in Brasilien freuen. Ist es für sie etwas Besonderes, dass die Saison 2004 in ihrem Heimatland endet?"
Da Matta: "Sicherlich ist das für mich sehr interessant. Ich habe mir fest vorgenommen, meine Ziele bis dahin erreicht zu haben und auf einer respektablen Position in der Meisterschaft zu liegen. Dann wäre es toll, eine erfolgreiche Saison in Brasilien abzuschließen. Bis dahin ist es aber noch ein verdammt weiter Weg."

Frage: "Wie hat sich die Verpflichtung von Mike Gascoyne als Technischer Direktor der Chassisabteilung bemerkbar gemacht?"
Da Matta: "Natürlich erwartet jeder von Mike eine ganze Menge. Er soll das Team weiter verbessern und die neue Richtung vorgeben. Er hat dazu auf jeden Fall die nötige Erfahrung. Genau die brauchen wir dringend. Viele Teammitglieder sind erst seit zwei oder drei Jahren in diesem Geschäft. Vielleicht haben wir uns deshalb einige Male bei der Problemsuche verrannt. Dies wird in Zukunft nicht mehr passieren, dafür wird Mike schon sorgen."

Olivier Panis ist "ein guter Freund" geworden

Frage: "Bringt er die nötige Gewinner-Mentalität mit, die Toyota vielleicht bisher gefehlt hat?"
Da Matta: "Auf jeden Fall. Er will Rennen gewinnen ? und das möchte das Team auch. Ich setze wirklich sehr große Hoffnungen in ihn. Je besser ich ihn kennenlerne, desto mehr bin ich von ihm beeindruckt. Man kann seine Klasse gar nicht hoch genug einschätzen."

Frage: "Wie bewerten sie die Klasse ihres Teamkollegen Olivier Panis?"
Da Matta: "In gewisser Hinsicht sind Olivier und ich uns vom Typ her sehr ähnlich. Bei anderen Teams sind sich die Fahrer ja manchmal nicht grün, aber das ist bei uns nicht so. So hart wir auf der Strecken gegeneinander fighten, so sehr ziehen wir bei der Weiterentwicklung des Autos am gleichen Strang. Nur so können wir gewinnen. Es gibt überhaupt keinen Grund, den Teamkollegen als Feind zu sehen. Nach einem Jahr der Zusammenarbeit mit Olivier kann ich sagen, dass er mir ein guter Freund geworden ist. Ich respektiere ihn als Mensch und als Fahrer gleichermaßen."

Frage: "Trotzdem gibt es Gerüchte, dass zumindest einer von ihnen 2005 nicht mehr bei Toyota fahren wird ..."
Da Matta: "Zu Beginn des Jahres wird immer sehr viel Mist geschrieben. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass es bei Toyota derzeit keine Planungen gibt, die Fahrer zu wechseln. Sorgen mache ich mir bestimmt keine. Ich kann einfach nur mein Bestes geben. Wenn das irgendwann nicht mehr gut genug ist, dann muss man sich etwas überlegen."

Umstellung auf die Formel 1 fiel da Matta schwer

Frage: "Sie kamen 2003 als CART-Champion zu Toyota. Hatten sie damals leichtere Gegner als sie den Titel holten?"
Da Matta: "Ich glaube nicht, dass es wirklich große Unterschiede gibt. Man muss sicherlich Michael Schumacher herausheben. Er ist mit Abstand der beste Fahrer, gegen den ich jemals angetreten bin. Ansonsten fahren sowohl in der Formel 1 als auch in der CART-Serie viele talentierte Fahrer."

Frage: "Aber die Qualität in der Formel 1 liegt doch insgesamt höher?"
Da Matta: "Das ist richtig. In den USA wird nicht mehr auf dem Level gefahren wie etwa Ende der neunziger Jahre. Ich habe meinen Titel 2002 allerdings auch gegen starke Konkurrenten gewonnen, so ist es ja nicht. Was es in der Formel 1 schwieriger macht, ist das unterschiedliche Material. Einige Piloten haben ein schnelleres Auto zur Verfügung als andere. So fällt es schwer, die Performance der Fahrer objektiv zu beurteilen. In Amerika wird Mann-gegen-Mann gefahren. Da wird es nie ein überlegenes Auto geben, das alle Gegner überholt."

Frage: "War es für sie eine große Umstellung, ein Formel-1-Auto zu fahren?"
Da Matta: "Es hat in der Vergangenheit so viele Fahrer aus den amerikanischen Serien gegeben, die es nicht geschafft haben, sich in der Formel 1 zu etablieren. Auch bei mir hat es eine Weile gedauert, bis ich mich an alles gewöhnt hatte. Man muss sehr hart an sich arbeiten. Die größte Herausforderung ist ganz sicher das Handling des Autos. Hier musste ich mich gewaltig umstellen. Vor allem die Rillenreifen machen die ganze Sache kompliziert. Es braucht viel Zeit, um in einem Formel-1-Auto seine natürliche Schnelligkeit umzusetzen. Ich bin da auf einem sehr guten Weg. Das werde ich 2004 beweisen."