• 19.01.2004 09:27

  • von Florian Haasper

Briscoe: "Ich brauche keine Kampfansagen"

Die Toyota-Testfahrer Ricardo Zonta und Ryan Briscoe äußerten sich gegenüber 'F1Total.com' exklusiv über die kommende Saison

(Motorsport-Total.com) - Toyota vertraut 2004 auf die Dienste seiner Testfahrer Ricardo Zonta und Ryan Briscoe. Die beiden Piloten befinden sich an unterschiedlichen Punkten in ihrer Karriere. Zonta möchte sich mit guten Leistungen wieder für ein Stammcockpit in der Formel 1 empfehlen. Schon 2000 hatte er eine komplette Saison für BAR-Honda absolviert. Briscoe hingegen muss sich als Nachwuchstalent zunächst an die Formel 1 gewöhnen und seine Fähigkeiten beweisen. Beide Fahrer machen im Doppel-Interview mit 'F1Total.com? deutlich, dass sie es auf die Arbeitsplätze von Cristiano da Matta und Olivier Panis abgesehen haben. Zudem stellen sie dem neuen TF104 ein gutes Zeugnis aus.

Titel-Bild zur News: Toyota-Testfahrer Ricardo Zonta und Ryan Briscoe

Ricardo Zonta und Ryan Briscoe wollen in Zukunft ein Stammcockpit bekommen

Frage: "Herr Zonta, Herr Briscoe, wie gefällt ihnen der neue TF104?"
Ricardo Zonta: "Das neue Auto fühlt sich sehr gut an. Wir konnten es ja in Paul Ricard bereits testen. Besonders in den schnellen und mittelschnellen Kurven ließ sich der TF104 wunderbar kontrollieren. Es ist zu früh, ein endgültiges Urteil zu fällen. Aber die Aerodynamik sieht viel besser aus als beim TF103. Die Arbeit geht nun bei den Tests in Barcelona nächste Woche richtig los."#w1#
Ryan Briscoe: "Der TF104 sieht richtig gut aus. Wie Ricardo schon gesagt hat, lässt sich der Wagen offenbar auch auf der Strecke sehr gut fahren. Ich glaube, wir haben uns da auf jedem Gebiet verbessert. Es ist sicher kein extravagantes Auto. Aber es soll ja im ersten Schritt auch nur den Abstand zu den Top-Teams verkleinern. Wer erwartet, dass der TF104 auf Anhieb Rennen gewinnen wird, der liegt wohl falsch. Die Ziele sind regelmäßige Platzierungen in den Punkten und ein Podestplatz. Das wird schon schwer genug. Der TF104 ist dafür aber eine gute Ausgangsbasis."

Testarbeit wird 2004 noch wichtiger

Frage: "2004 wird Toyota freitags mit einem dritten Auto antreten. Freuen sie sich darüber, nun auch an den Rennwochenenden in Aktion zu sein?"
Briscoe: "Das wird Ricardo für uns erledigen."
Zonta: "Die neuen Regeln sind natürlich für uns Testfahrer sehr gut. Ich werde an den Rennwochenenden Gelegenheit haben, viele Runden zu fahren. Es geht darum, das beste Setup und die besten Reifen für Cristiano und Olivier zu finden. Mein Job ist also in Zukunft noch wichtiger. Außerdem kann ich mich im direkten Vergleich mit den anderen Stammpiloten beweisen. Das wird sehr spannend für mich."

Frage: "So können sie sich auch besser für ein Stammcockpit empfehlen ..."
Zonta: "Ja, ich arbeite sehr hart daran, irgendwann wieder selbst Rennen zu fahren. Ob ich dabei erfolgreich bin, hängt letztlich von der Qualität meiner Arbeit als Testpilot ab. Jeder Fahrer will Rennen fahren, das ist doch ganz klar. Ich vermisse es schon sehr, selbst um Punkte zu kämpfen. Deshalb würde es mich ungemein freuen, wenn ich ein Comeback feiern könnte."
Briscoe: "Mein Ziel ist es natürlich auch, Stammfahrer zu werden. Meine Karriere geht gut voran. Testfahrer bei Toyota zu sein, das ist schon mal eine Riesensache. Wenn ich in diesem Jahr einen guten Job mache und das Team beeindrucke, dann bekomme ich ja vielleicht schon nächstes Jahr ein Cockpit. Zumindest ist das mein Ziel."

Frage: "Würden sie auch bei einem unterklassigen Team anheuern, wenn sich die Chance auf ein Cockpit bietet?"
Briscoe: "Es ist eine Möglichkeit. Toyota kümmert sich seit drei Jahren um mich. Wenn sie meinen, dass es die beste Option sei, dann liegt meine Karriere voll und ganz in ihren Händen. Am liebsten wäre es mir allerdings, beim Team zu bleiben."
Zonta: "Man sollte nie etwas von vornherein ausschließen. Momentan fühle ich mich aber bei Toyota sehr wohl."

Beide Piloten wollen ein Stammcockpit ergattern

Frage: "Marc Gené hat öffentlich gesagt, dass er 2005 das Cockpit von Juan Pablo Montoya erben möchte. Wann kommt die erste Kampfansage von ihnen beiden?"
Briscoe: "Ich will für Toyota Rennen fahren. Ganz einfach. Um das zu erreichen, muss ich das Cockpit eines anderen Fahrers übernehmen, also entweder das von Cristiano oder Olivier. Das ist offensichtlich. Da brauche ich keine Kampfansagen."
Zonta: "Ich lasse meine Leistungen auf der Strecke für mich sprechen. Als Testfahrer habe ich eine unglaubliche Selbstsicherheit im Auto aufgebaut, denn man absolviert schon sehr, sehr viele Runden. Dass ich auch Rennen fahren will, das dürfte jedem klar sein."

Frage: "Was halten sie von ihrem Testfahrer-Kollegen?"
Zonta: "Ryan ist zweifelsohne sehr talentiert. Sein Job in der nächsten Saison ist für das Team immens wichtig. Er übernimmt ja quasi meine Aufgaben aus dem Vorjahr, nämlich die Entwicklung des Autos voranzutreiben. Für ihn ist das eine tolle Chance, Erfahrung zu sammeln."
Briscoe: "Ricardo ist fantastisch. Von ihm kann ich sehr viel lernen. Er macht dem Team immer genau deutlich, was er möchte und wie das Auto verändert werden muss. Wir harmonieren sehr gut zusammen, obwohl wir natürlich auch in gewisser Hinsicht Konkurrenten sind."