• 11.07.2001 11:44

  • von Marcus Kollmann

"Crazy Eddie" möchte noch lange Formel 1 fahren

Jaguars gesprächiger Fahrer über die Saison, sein Cockpit, seine neue Lebenseinstellung und Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Einige Leute bezeichnen ihn als den einzigen Playboy der Königsklasse in der Formel 1 - was ihm persönlich nicht besonders gefällt -, andere sprechen wann immer Eddie Irvine etwas äußert von "Crazy Eddie", weil der 35-Jährige Nordire offen und ehrlich und überall seine Meinung kund tut.

Titel-Bild zur News: Eddie Irvine (Jaguar Racing)

Eddie Irvine gibt sich immer locker, gelassen und vor allen Dingen cool

Vor dem Heimspiel des 1965 in Newtownards geborenen Nordiren dieses Wochenende in Silverstone, gehört der Jaguar-Pilot natürlich zu den begehrtesten Gesprächspartnern der englischen Presse. Gegenüber 'ITV' verriet er ein paar Ansichten über die ihn unlängst umgebenden Meldungen und Reaktionen auf seine Äußerungen.

Nach vier Jahren an der Seite von Michael Schumacher hatte Eddie Irvine bekanntlich genug und verließ Ferrari. Dem Rennstall, mit dem er 1999 Vizeweltmeister wurde. Aber auch wenn Irvine bei seiner Ankunft im Jaguar-Team von der schlechten Infrastruktur überrascht war, so hat er seine Entscheidung, die Roten zu verlassen, nie bereut: "Ich bin vier Jahre für Ferrari gefahren und war so nah am Gewinn der Weltmeisterschaft dran wie ich nah sein konnte. Nach Michaels Rückkehr wusste ich aber, dass ich wieder nur die Nummer 2 sein würde. Dies wollte ich nicht und die logische Konsequenz war deshalb ein Teamwechsel", so Irvine, der in diesem Jahr bislang vier Punkte holte.

Obwohl er auch von Anfang an einen Vertrag mit Jaguar Racing für die Saison 2002 hatte, so kamen doch in den letzten Wochen immer wieder Spekulationen auf, wonach das in Milton Keynes beheimatete Team Interesse am 97er-Weltmeister Jacques Villeneuve hätte, was zwangsläufig aber nicht bedeutet, dass Irvine im Falle einer Verpflichtung des Kanadiers das Cockpit hätte räumen müssen. Ihn selbst haben diese Meldungen nicht gekümmert, wohl, weil er genau wusste, dass sein Cockpit keinesfalls zur Disposition steht: "Ich kann nur sagen, dass mich dieses Gerede gar nicht berührt hat, denn ich sitze dieses Jahr im Jaguar und ganz sicher auch in der nächsten Saison. Ich will und werde mein Bestes geben und solange ich genau das tue, solange verdiene ich auch meinen Stammplatz", macht der 35-Jährige deutlich, dass die Formel 1 ein Leistungssport ist, in welchem man kontinuierlich überzeugende Arbeit abliefern muss. Kein Wunder, dass Irvine auch schon langfristig denkt und sagt, dass er 2003 auch für die "Raubkatzen" fahren möchte - sofern denn alles ideal läuft.

In einem eigentlich langweiligen Rennen, die Rede ist vom letzten Grand Prix, sorgte Eddie Irvine mit aggressiver Fahrweise und dem in der Schikane - unmittelbar vor der Kurve vor der Start-/Zielgeraden - eingeleiteten Überholmanöver für ein wenig Abwechslung und ohne Zweifel auch für einen Höhepunkt des Rennens vor vierzehn Tagen. Der Nordire scheint mit dem immer konkurrenzfähiger werdenden Auto auch selbst zunehmend besser in Fahrt zu kommen, beziehungsweise sich besser präsentieren zu können.

"Ich hatte in den letzten Rennen weitaus mehr Freude am Rennfahren als ich jemals in der Formel 1 hatte. Ich bin im Laufe der Jahre erfahrener geworden und komme mit den Situationen besser zurecht. Man kann nicht immer am Limit fahren. Wenn man in einem Auto sitzt, welches nicht gut genug für Punkte ist, muss man ganz anders die Situation meistern als wenn das Gegenteil der Fall ist", so "Crazy Eddies" Erkenntnis aus 123 Grand-Prix-Teilnahmen.

Was seinen Ex-Teamkollegen bei Ferrari anbelangt, so macht der Nordire mit pendelndem Wohnsitz zwischen Irland und Italien keinen Hehl daraus, dass ihm nicht alles passt, was der Superstar der Formel 1 sagt, und vor allem auf der Rennstrecke tut: "Ich kenne Michael wahrscheinlich besser als irgendein anderer Fahrer, insofern kenne ich auch seine Schwachstellen, was gut für mich ist", tut Irvine geheimnisvoll, "wenn man Michael jedoch so kennt wie ich, dann muss man sagen, dass er dieses Jahr total relaxed ist und ihm wohl niemand die Weltmeisterschaft streitig machen können wird."

Aber wenngleich er "Schumi I" auf der einen Seite Komplimente macht, so wird er nicht müde, auch Kritik am Deutschen zu üben. Derzeit erklärt Irvine, vorausgesetzt man spricht ihn explizit darauf an, dass er es dem Ferrari-Piloten gerne einmal zeigen würde, denn die Spurwechsel des Ferrari-Piloten beim Start findet er nicht in Ordnung: "Ich würde nicht vom Gas gehen, so, wie ich vor einigen Jahren in Argentinien mal Häkkinen habe auflaufen lassen", zeigt der 35-Jährige unmissverständlich auf, dass er sich zur geringen Fahrer-Fraktion in der Formel 1 zählt, welche nicht vor großen Namen Angst haben.