• 07.05.2011 12:19

  • von Stefan Ziegler

Coulthard über Williams: Es fehlt die zündende Idee

Formel-1-Experte David Coulthard spricht über die Entwicklung des Williams-Teams und nimmt Stellung zur Verpflichtung von Mike Coughlan

(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Tagen machte das britische Williams-Team einige Schlagzeilen. Allerdings mehr abseits als auf der Rennstrecke, denn die sieglose Zeit des britischen Rennstalls dauert weiterhin an. Im März ging die Mannschaft von Frank Williams an die Börse und leitete schließlich einen Prozess ein, der Technikchef Sam Michael das Team verlassen sieht. "Neuanfang" ist die Devise des Teams.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

David Coulthard fuhr zur Mitte der 1990er-Jahre für Williams in der Formel 1

David Coulthard, ehemaliger Formel-1-Fahrer bei Williams, stimmt diese Entwicklung recht traurig. "Jeder spricht über den Niedergang von Williams und niemand hat Spaß daran, das Team in dieser Position zu sehen. Ich schon gar nicht, denn im Anschluss an den tragischen Tod von Ayrton Senna gab mir Frank 1994 meine große Chance in der Formel 1", schreibt er in seiner 'Telegraph'-Kolumne.

Hat sich Williams falsch aufgestellt?

"Ich kann nichts anderes als Gutes von ihm und seinem Rennstall berichten. Es gibt wohl kaum Jemanden im Fahrerlager, der etwas Schlechtes über Williams sagen könnte", meint der Schotte und merkt an: "Sie waren das Sinnbild eines stolzen, privaten Teams, das den großen Teams in der Hersteller-Ära erfolgreich Paroli bot." Möglicherweise sei der Niedergang aber genau darin begründet.

Williams blieb dem bewährten Arbeitsmuster bei, als sich andere Teams nach alternativen Wegen umsahen. "McLaren verkaufte zum Beispiel einen gewissen Anteil am Team an Mercedes und wurde besser und besser, während sich Williams nicht mit einem Hersteller einlassen wollte. In mageren Jahren, als man die Gürtel enger schnallen musste, verließen sie sich auf ihre Sponsoren."

"Ich bin kein Experte, aber ein Investor - und ich würde zögern, Minderheits-Eigner zu werden." David Coulthard

"Die Entscheidung, an die Börse zu gehen, sorgte daher für hochgezogene Augenbrauen", meint Coulthard und fügt hinzu: "Ich bin kein Experte, aber ein Investor - und ich würde zögern, Minderheits-Eigner eines Formel-1-Teams zu werden." Die Ergebnisse auf der Strecke seien in diesem Punkt keine Hilfe: "Auf der Strecke ging es ebenfalls kontinuierlich bergab", erläutert der DTM-Pilot.¿pbvin|512|3638|inside|0|1pb¿

Coulthard traut Williams eine Trendwende zu

Dies gipfelte in einer Personalentscheidung: "Es war sehr traurig zu sehen, wie Technikchef Sam Michael in dieser Woche im Zuge einer personellen Umstellung seinen Hut nahm. Er ist sicher einer der guten Burschen in der Formel 1 und sollte keineswegs vollkommen für den Abstieg des Teams verantwortlich gemacht werden. In der Formel 1 ist nie nur ein Mann für alles am Auto zuständig."

Die Position des Australiers nimmt Mike Coughlan ein, der in der Spionageaffäre von 2007 zu fragwürdiger Berühmtheit gelangt war. Dem ehemaligen McLaren-Mitarbeiter soll es gelingen, das Williams-Schiff wieder zurück auf Kurs zu schaffen. Coulthard traut dem Team "zweifelsohne" eine Rückkehr zu alter Stärke zu, "doch es wird wahrscheinlich erst schlimmer, bevor es besser wird".

"Es braucht im Prinzip nur eine Innovation oder ein großartiges Auto." David Coulthard

"Es braucht im Prinzip nur eine Innovation oder ein großartiges Auto. Man denke nur an Brawn 2009", sagt der frühere Formel-1-Fahrer und merkt abschließend an: "Coughlan wurde geholt, um just diese Innovation zu schaffen. Ich habe kein Problem mit seiner Berufung zu dieser Aufgabe. Er ist erfahren und jeder verdient eine zweite Chance. Ich wünsche ihm viel Glück, denn er wird es brauchen."