• 28.10.2001 14:57

  • von Marcus Kollmann

Berger beurteilt Michelin-Potenzial zurückhaltend

Der BMW-Motorsportdirektor spricht über die Erwartungen an den Reifenpartner für 2002 und über den Wettstreit mit McLaren

(Motorsport-Total.com) - Dieses Jahr konnte das BMW-Williams-Team, trotz der eigenen Worten nach noch unbedingt zu verbessernden Gesamtstandfestigkeit des Pakets, oftmals die Top-Teams Ferrari und McLaren gewaltig ärgern. Die Power des Zehnzylinders von BMW, gepaart mit dem FW23- und später FW23B-Chassis, sowie die schnelle und ehrgeizige Fahrermischung trugen ihrerseits allesamt zum dritten Platz der Konstrukteure mit insgesamt 80 WM-Punkten bei. Nicht verschwiegen aber werden darf, dass auch Reifenpartner Michelin einen großen Anteil an den vier Siegen, vier Pole Positionen und acht schnellsten Rennrunden in dieser Saison hatte, denn die Franzosen leisteten in ihrer ersten Come-back-Saison großartige Arbeit und halfen ihrem Nummer-1-Team wo sie nur konnten.

Titel-Bild zur News: Gerhard Berger (BMW-Motorsportdirektor)

Vor McLaren hat das BMW-Williams-Team keine Angst, verrät Berger

Während sich der Wettkampf zwischen Michelin und Bridgestone hinter den Kulissen in den letzten Rennen zuspitzte und sich der französische Reifenhersteller klar als aufkommende Gefahr im nächsten Jahr präsentierte, bewertet BMW-Motorsportdirektor Gerhard Berger das Steigerungspotenzial von Michelin momentan noch eher zurückhaltend.

Dass die Franzosen Bridgestone in der kommenden Saison den Rang ablaufen werden, daran wagt Berger noch nicht zu denken - zumindest nicht öffentlich.

"Im nächsten Jahr werden die Karten neu gemischt", erklärte der Österreicher gegenüber 'sport1'. "Es werden neue Autos gebaut, Fahrer sitzen in neuen Cockpits und es werden auch neue Reifen entwickelt. Ich weiß noch nicht, wie viel Potenzial Michelin noch hat und wie viel Bridgestone noch zulegen kann", so sein Statement.

Ganz anders sieht der 10-fache Sieger und 210-fache Grand Prix-Teilnehmer hingegen den Wettkampf mit der Konkurrenz, wobei es in erster Linie um McLaren-Mercedes geht, die bislang noch keinen Reifenpartner für 2002 bekannt gegeben haben, aber laut Aussagen eines Insiders wohl gerne mit Michelin-Pneus antreten würden. Dies könnte Probleme aufwerfen, denn bislang ist BMW-Williams unangefochtenes Nummer-1-Team der Franzosen.

Obwohl McLaren sich am Ende der Saison mit insgesamt 102 Punkten und somit 22 Punkten mehr als BMW-Williams vor der aufstrebenden Konkurrenz behaupten konnte, so machte Frank Williams Rennstall insgesamt den stärkeren Eindruck. Berger sieht vielleicht auch deshalb keine Probleme, selbst wenn Ron Dennis Team ab 2002 mit Michelin-Reifen ausrücken sollte.

"Unser Ziel ist es, irgendwann ganz an die Spitze zu kommen. Da McLaren noch vor uns ist, wollen wir die natürlich schlagen. Und wenn die mit dem selben Reifen fahren, dann haben wir einen Faktor weniger, den wir bei der Konkurrenz nicht richtig einschätzen können. Dann müssen wir dafür sorgen, dass wir den besseren Motor, das bessere Chassis, die bessere Aerodynamik und die besseren Fahrer haben", erklärte der BMW-Motorsportdirektor und deutete damit an, dass man keinesfalls diese möglicherweise eintretende Situation fürchtet.