• 28.10.2001 12:45

Michelin beschreibt 2001 als erfolgreiches Lehrjahr

Der französische Reifenhersteller zieht Bilanz über die erste Come-back-Saison und gesteht Siegeshunger ein

(Motorsport-Total.com) - Besser hätte die Debütsaison des Reifenspezialisten Michelin in der Königsklasse des Motorsports kaum verlaufen können: Mit vier Grand Prix-Siegen, ebenso vielen Pole Positions und acht schnellsten Rennrunden schloss Michelin sein Lehrjahr in der Formel 1 über-aus erfolgreich ab ? und dies, obwohl die meisten der 17 GP-Pisten für die französischen Reifentech-niker Neuland darstellten. Insgesamt eroberten die Michelin-Partner BMW WilliamsF1, Jaguar, Benetton, Prost und Minardi in der soeben zu Ende gegangenen Saison 104 WM-Punkte. Der Einstieg auf so hohem Niveau wirkt sich unmittelbar auf die Erwartungshaltung für die kommende Saison aus: Die Rolle des Geheimfavoriten hat Michelin erfolgreich abgelegt.

Titel-Bild zur News: Michelin

Michelin ist siegeshungrig und will Bridgestone 2002 gewaltig zusetzen

Offiziell stand für die Saison 2001 der olympische Gedanke im Vordergrund ? Siege hatten weder Konzernchef Edouard Michelin noch Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier im Einstiegsjahr in die Formel 1 erwartet. Aus gutem Grund: 17 Jahre nach dem Ende der ersten Michelin-Ära im Grand Prix-Sport von 1979 bis 1984 ? in der die französische Marke vier Fahrer- und zwei Konstrukteurstitel gewann ? betrachteten beide das Formel 1-Engagement nicht als Rückkehr in den Grand Prix-Sport, sondern als neuerlichen Einstieg. "Seit wir die Formel 1 verließen, entwickelte sich die Technologie derart rasant weiter, dass wir wieder bei Null anfangen müssen", dämpfte Dupasquier übertriebene Erwartungen.

Doch bereits beim dritten Grand Prix der Saison, dem Großen Preis von Brasilien, wurde klar: Die erfahrenen Techniker aus Clermont-Ferrand hatten Pneus gebacken, die unter den richtigen Bedin-gungen auf Anhieb siegfähig waren. Grand Prix-Neuling Juan Pablo Montoya bremste in Interlagos nicht nur den amtierenden Weltmeister spektakulär aus, sondern führte in seinem Michelin-bereiften Williams-BMW das Rennen souverän an. Zwar endeten die ersten Führungskilometer der französi-schen Pneus in einem unverschuldeten Unfall des Kolumbianers, dafür drehte sein Teamkollege Ralf Schumacher ? der zuvor mit zwei WM-Punkten in Malaysia das erste zählbare Ergebnis der noch jungen Saison eingefahren hatte ? in diesem Grand Prix die schnellste Rennrunde.

Ralf Schumacher holte den ersten Sieg in diesem Jahr für Michelin
Nur zwei Wochen später folgte dann der große Coup: Bereits im vierten Rennen nach dem Wiedereinstieg von Michelin gewann der deutsche Williams-BMW-Pilot den Grand Prix von San Marino in Imola. Erstmals war wieder ein Pilot mit der blauen Bib-Kappe auf der obersten Stufe des Podiums vertreten.

Dem Premierensieg ließ Ralf Schumacher weitere Erfolge in Montréal und Hockenheim folgen, sein immer stärker auftrumpfender Stallgefährte Montoya durfte im italienischen Monza erstmals als For-mel 1-Sieger jubeln. Außer diesen vier jeweils in überlegener Manier herausgefahrenen Triumphen eroberten Michelin-Piloten weitere sieben Podiumsplatzierungen: Ralf Schumacher stieg als Zweiter in Magny Cours (F) und Dritter in Monza aufs Treppchen, Juan Pablo Montoya tat es ihm mit zweiten Plätzen in Barcelona (E), auf dem Nürburgring (EU) und in Suzuka (J) gleich. Zudem zählen die dritten Ränge von Jaguar-Pilot Eddie Irvine in Monte Carlo (MC) und Benetton-Fahrer Giancarlo Fisi-chella in Spa-Francorchamps (B) zu den eindrucksvollsten Ergebnissen der anderen Michelin-Partner.

Dass der Großteil des Michelin-Erfolgs 2001 eng mit dem Aufschwung des BMW WilliamsF1 Teams einhergeht, ist kein Zufall: Die britisch-bayerische Paarung hatte sich vor der Saison die Entwicklungsarbeit mit dem Michelin-eigenen F1-Testteam geteilt und so Pneus und Chassis optimal miteinander in Einklang gebracht. Elf Mal stellten das Williams-Duo seine Boliden im Verlauf der Saison in die erste Startreihe, davon allein vier Mal auf die Pole Position des Trainingsschnellsten: In Frankreich bezwang Ralf Schumacher in einem elektrisierenden Duell um die "Pole" seinen Bruder; in Deutschland, Belgien und Italien dominierte Montoya das Qualifying. In Hockenheim und Spa-Francorchamps befand sich die erste Startreihe gar komplett in Michelin-Hand.

Michelin will 2002 noch erfolgreicher sein
Noch eindrucksvoller verliefen die Rennvorstellungen der mit den französischen Pneus ausgerüsteten Grand Prix-Autos: Nur der alte und neue Champion Michael Schumacher lag in der abgelaufenen Saison häufiger in Führung als die Piloten des BMW WilliamsF1 Teams. Von den insgesamt möglichen 1069 Führungsrunden entfallen auf Ralf Schumacher 141, Juan Pablo Montoya führte während 122 Umläufen. Mehr noch: Acht absolut schnellste Rennrunden der Williams-BMW-Piloten in 17 Grands Prix (fünf durch Schumacher, drei durch Montoya) unterstreichen nicht nur den Speed, sondern auch die stabile Performance, mit der die Michelin-Rillenslicks über ihre gesamte Einsatzdauer aufwarten konnten.

Mit den vier Siegen, vier Pole Positions und acht schnellsten Runden der Rückkehr-Saison steigerte Michelin seine Erfolgsbilanz nach insgesamt 128 Grand Prix-Teilnahmen auf 63 GP-Siege, 61 Trai-ningsbestzeiten und 67 schnellste Rennrunden. Trotz dieser Erfolgsbilanz: Dass Michelin Motorsport-Direktor Pierre Dupasquier vor dem Einstieg tief gestapelt hatte, entsprang nicht übertriebenem Understatement, sondern ausgeprägtem Realitätssinn. Immerhin trat der französische Reifenhersteller auf vielen der 17 Strecken ohne Vorkenntnisse über das Verhalten von F1-Pneus an und musste entsprechend konservativ vorgehen. Gerade die überzeugenden Vorstellungen auf unbekanntem Terrain gegen einen Gegner, der sowohl mit der sehr speziellen Formel 1-Reifentechnologie als auch mit den Grand Prix-Pisten rund um den Globus mehrjährige Erfahrung besitzt, sprechen für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte in der kommenden Saison.

Pierre Dupasquier, Michelin Motorsport-Direktor, erklärte abschließend zufrieden: "Es war ein Jahr des ständigen Beobachtens und Lernens. Wir haben dabei viele, viele Daten gewon-nen. Wir können wirklich stolz auf uns sein. Unsere vier Siege zeigen, dass wir gute Arbeit geleistet haben und dafür möchte ich jedem einzelnen Mitarbeiter von Michelin danken ? angefangen von den Jungs in der Fabrik bis hin zu den Ingenieuren im Entwicklungsbüro. Wir wollen weitere Fortschritte machen und nächstes Jahr noch erfolgreicher sein."