• 26.10.2001 09:28

  • von Marcus Kollmann

Fronten zwischen Reifenherstellern verhärten sich

Michelins Pierre Dupasquier glaubt, dass Bridgestone einen chemisch verbesserten Reifen in Japan einsetzte und ist sauer

(Motorsport-Total.com) - Nachdem es im Vorfeld der Saison 2001 bei vielen Formel-1-Fans und -beobachtern ob des aufkommenden Reifenduells zwischen Bridgestone und Michelin Bedenken wegen einer auf die Königsklasse zurollenden Protestlawine nach den Rennen gegen das Rennergebnis gegeben hatte, blieb es in der laufenden Saison erstaunlich ruhig zwischen den beiden Rivalen. Von vielen Seiten war nämlich befürchtet worden, dass Bridgestone gegen die sich in der Wertung befindenden Michelin-Fahrer Protest auf Grund zu starker abgenutzter Reifen einlegen könnte.

Titel-Bild zur News: Reifen

Dupasquier glaubt, dass Bridgestone chemisch behandelte Reifen in Amerika und Japan einsetzte

Reifenreglement ein Buch mit sieben Siegeln
Der Hintergrund dieser Geschichte liegt im aktuellen Reifenreglement. So heißt es im FIA-Reglement lediglich, dass sich die Motorsportbehörde bei dem Verdacht, dass die Leistung auf Grund zu stark abgefahrener Reifen oder aber eines sehr hohen Reifenverschleißes ermöglicht wird, sich das Recht zur Einführung einer Prüfmethode vorbehält. Darüber hinaus hieß es bislang, dass die Rillen nach dem Absolvieren der Grand Prix-Distanz noch zu erkennen sein müssen. Wie es allerdings um die Einhaltung dieser Regel stand, wurde auf Grund eines ausbleibenden offiziellen Protests nie geklärt. Obwohl die Bridgestone-bereiften Teams in dieser Saison bei den insgesamt 17 Rennen mit dreizehn Siegen und ebenso viel Pole Positionen, sowie neun schnellsten Runden die Oberhand über die Konkurrenz aus Frankreich hatten, war es Michelin, die schon in ihrer ersten Come-back-Saison zu beeindrucken wussten.

Vom harten Wettstreit der Japaner und Franzosen untereinander zeugte auch eine Aussage seitens Bridgestone, dass man dieses Jahr über einhundert verschiedene Reifenmischungen entwickelt habe, um so den eigenen Teams zum Erfolg zu verhelfen.

Allgemein wird davon ausgegangen, dass Bridgestone schon im kommenden Jahr von Michelin ziemlich unter Druck gesetzt werden könnte, denn nun haben die Franzosen mehr Erfahrungen sammeln können und darüber hinaus aktuelle Daten von allen Rennstrecken. Andererseits erkaufte sich Michelin die guten Ergebnisse durch zumeist angefahrene Reifen, da die frischen Pneus zu lange brauchten um auf Temperatur zu kommen. Als Folge der angefahrenen Reifen rollten die Michelin-bereiften Teams zum Ende der Rennen meist mit Slick-ähnlich glatter Reifenoberfläche in den Parc fermé; wo sich einst die Rillen befanden war manchmal nur noch zu erahnen.

Dupasquier über verweigerte Klarstellung der Regeln verbittert
Ralf Schumacher gehörte zu denjenigen Piloten, die vom Anfahren der Reifen vor einem Rennen regelmäßig Gebrauch machten. Der Teamkollege des Deutschen, Juan-Pablo Montoya, tat dies auch und erklärte zum Saisonende, dass Michelin noch gewaltig zulegen müsste, damit auch die frischen Reifen ihre volle Leistung entfalten, da diese praktisch nicht konkurrenzfähig gewesen seien.

Aktuellen Berichten zufolge soll sich Pierre Dupasquier, der Motorsportdirektor von Michelin, über die von Bridgestone bei deren Heim-Grand Prix in Suzuka eingesetzten Reifen beschwert haben. So äußerte der Franzose die Vermutung, dass die Japaner die Pneus chemisch behandelt haben müssen. Anders sei die um 0,700 Sekunden schnellere Pole-Zeit Michael Schumachers, der in 1:32.484 Minuten die Strecke am Samstag in der Qualifikation umrundet hatte, im Vergleich zum schnellsten Michelin-Mann (Juan-Pablo Montoya, 1:33.184 Minuten) nicht zu erklären.

Bemerkt haben will Dupasquier schon in Indianapolis einen auf seine Vermutung hindeutenden Geruch der Ferrari-Reifen. Mittels der chemischen "Sonder"-Behandlung könnte sich Bridgestone so einen Vorteil zu Eigen gemacht haben, um nicht zu schlecht gegen die in der zweiten Saisonhälfte stark aufholende Konkurrenz auszusehen.

Verbittert war Dupasquier über die verweigerte Klarstellung der Regeln in diesem Punkt. Dies zeigt auf, dass hinter den Kulissen "getrickst" worden sein könnte, um die Formel 1 vor einer dauerhaften Protestiererei des einen oder anderen Reifenherstellers zu bewahren. Spekulationen besagen darüber hinaus, dass Bridgestone in Japan gegen die Wertung der Michelin-Piloten wegen zu stark abgenutzter Reifen protestiert haben soll. Der französische Reifenhersteller wies diesen Vorwurf jedoch von sich und führte die verweigerte Klarstellung der Regeln in diesem Fall für sich als positives Gegenargument an.

Laut Dupasquier wird Michelin auf Grund der letzten Erkenntnisse den gleichen Weg wie Bridgestone einschlagen und sich der Vorgehensweise der Japaner anpassen.

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