• 26.10.2001 11:20

  • von Marcus Kollmann

Bi-direktionaler Funk sorgt für Diskussionen

Die Freigabe des bi-direktionalen Funkverkehrs für die Saison 2002 sorgt für reichlich heiße Diskussionen

(Motorsport-Total.com) - Die beim Treffen zu Beginn diesen Monats vom Weltmotorsport-Rat der FIA abgesegnete Reglementänderung in Bezug auf den zukünftig gestatteten Austausch zwischen den Autos auf der Rennstrecke und den Teams in der Box mittels bi-direktionalem Funk, sorgt gegenwärtig wieder einmal für Diskussionen.

Titel-Bild zur News: Benetton-Kommandostand

2002 können die Teams vom Kommandostand aus Daten übermitteln

Allgemein stehen die Teams dieser Regeländerung positiv gegenüber. So erklärten jüngst die Vertreter verschiedener Rennställe, dass es auch in Zukunft keine ferngesteuerten Fahrer geben werde und die ab der kommenden Saison 24 Piloten nicht zu Marionetten der Entscheidungsträger am Kommandostand oder in der Box würden.

Max Mosley versuchte seinerseits gegenwärtig bestehende Zweifel damit zu zerstreuen, indem er mitteilte, dass diese Regeländerung letztendlich nur beschlossen worden sei, weil sichergestellt ist, das die Fahrer auch weiterhin ausschlaggebend sein werden und nicht ein Ingenieur der in der Box mit Hilfe seines Laptops Befehle an den Boliden funkt.

"Die wichtigsten Mittel für einen Sieg sind die Bremsen und die Lenkung und da diese beiden Bereiche, sowie darüber hinaus auch die Aufhängung, frei von elektronischen Systemen sind auf die man von außen per Funk Einfluss nehmen könnte, haben wir die Computer-gestützte Übertragung von Telemetriedaten gestattet", wird Mosleys Erklärung bezüglich der Freigabe des bi-direktionalen Datenaustausches zitiert.

Gerhard Berger, der bei BMW-Williams als Motorsportdirektor tätig ist und Norbert Haug, der bei McLaren-Mercedes die selbe Funktion hat, erklärten in der deutschen Presse, dass die nach Bekanntgabe dieser Regel gemalten Szenarien von aus der Box gesteuerten Boliden, in welchen die Piloten nur noch Staffage seien, total überzogen und haltlos sind.

Gegenüber 'sport1' verriet Berger, dass er keine Gefahr einer Fernsteuerung der Piloten sehe und warnte vor verfrühter Stimmungsmache: "Ich finde jede Regel gut, die die Sicherheit erhöht und dabei kontrollierbar ist. Ich gehe davon aus, dass sich die FIA nach den Erfahrungen mit der Traktionskontrolle schon sehr genau den Kopf zerbrochen hat, ob es kontrollierbar ist. Wenn dies der Fall ist, gehe ich davon aus, dass es in der Sicherheit einen Schritt nach vorn bedeutet - und das ist zunächst das Wichtigste. Wir sollten das Ganze erst einmal auf uns zukommen lassen und abwarten."

Im Hinterkopf hatte die FIA bei der Einführung vor allen Dingen, dass die Teams bei Gefahren schneller eingreifen und so zum Beispiel einen Motor ausstellen können, wenn der Fahrer dies nicht mehr kann.

Sam Michael, der Chefingenieur von BMW-WilliamsF1, verriet dem Magazin ?Autosport?, dass die bislang geäußerten Befürchtungen aber auch nicht einfach so von der Hand zu weisen seien. Darüber hinaus führte der Engländer die neue Gefahr in Sachen Spionage an. So sei es seiner Meinung nach nicht unmöglich, aber doch auf Grund der Verschlüsselung der Daten und der Benutzung unterschiedlicher Frequenzen durch die Teams relativ schwierig, dass von außen ein Einfluss durch Fremde genommen werden kann, oder man ausspioniert wird. Bei diesem Gedanken fallen einem unweigerlich wieder die Vorwürfe zweier großer Teams ein, die sich gegenseitig in den letzten Jahren beschuldigten den Funk des anderen abzuhören.

Pat Symonds sieht auf lange Sicht hingegen den Einzug einer völlig neuen Technologie in die Königsklasse, denn jetzt sei es möglich Werte wie den Benzinverbrauch und für jede Kurve angepasste Einstellungen des Differenzials an das Auto zu übermitteln, wodurch man ganz andere Möglichkeiten habe. Die Fahrer würden durch die neue Regel entlastet, meint der Chefingenieur des Renault-Werksteams (ehemals Benetton-Renault), denn diese mussten ja bislang viele Einstellungen im Cockpit selbst vornehmen.

Dass die vielen Knöpfe und Einstellmöglichkeiten zuweilen sogar Profis überfordern, bewies Ferrari-Pilot Michael Schumacher in Spa-Francorchamps während des Belgien-Grand-Prix, als er, vertieft in die Einstellung einiger Dinge mittels der Knöpfe und Schalter des Lenkrads, beinahe von der Strecke geflogen wäre. Symonds glaubt, dass sich die Fahrer von nun an noch mehr auf das Rennfahren, die Zweikämpfe und Jagd nach den schnellsten Rundenzeiten, konzentrieren können werden.

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