Barrichello wittert plötzlich wieder Morgenluft

Nach seinen Top-Leistungen in Nordamerika will Rubens Barrichello noch einmal ins Rennen um den WM-Titel eingreifen

(Motorsport-Total.com) - Nur 18 Punkte - dem neuen Reglement sei Dank - fehlen Rubens Barrichello zurzeit auf die WM-Führung, obwohl Michael Schumacher schon acht, er selbst noch kein einziges Rennen gewonnen hat. Dank seines jüngsten Formanstiegs hofft der Brasilianer nun sogar wieder auf eine Titelchance.

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Noch hat Barrichello seinen ersten WM-Titel 2004 nicht abgeschrieben

Rein rechnerisch kann Barrichello mit zwei Siegen in den nächsten beiden Rennen - vorausgesetzt, sein Teamkollege erreicht maximal einen achten Platz - schon die WM-Spitze übernehmen, rein rechnerisch kann er auch ohne einen einzigen Einzeltriumph Weltmeister werden, selbst wenn Schumacher mit 13 Saisonsiegen einen neuen Rekord aufstellt. Dank des neuen Punktesystems ist mathematisch also noch nichts verloren.#w1#

Barrichello in Indianapolis der schnellste Mann

Abgesehen davon hat der 32-Jährige in Indianapolis aber erstmals gezeigt, dass er auch 2004 mit Schumacher mithalten kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. "Rubinho" lieferte ein fast fehlerfreies Wochenende ab, war klar dominierender Mann der Trainingstage und hat den Grand Prix nur verloren, weil er sich nach der ersten Safety-Car-Phase überholen ließ - und sich damit beim ersten Boxenstopp hinter Schumacher anstellen musste.

Das Selbstvertrauen ist aber trotzdem wieder da, wie er selbst unterstrich: "Ich hatte gehofft, Indianapolis mit einem Rückstand von 14 Punkten zu verlassen, nun sind es 18. Aber ich habe nun 62 Punkte, im letzten Jahr waren es in der gesamten Saison 65." Damals fuhr jedoch auch Schumacher nicht wie von einem anderen Stern - schließlich wurde der Deutsche 2004 aus eigener Kraft noch von keinem Piloten besiegt.

"Die letzten beiden Rennen waren eine gute Show", weiß Barrichello aber, dass selbst der sechsfache Champion nicht unschlagbar ist. "Beide hätte ich gewinnen können." In den USA zeigte er auch erstmals, wie ernst es ihm ist, Schumacher überholen zu wollen - und von Ferrari-Stallregie weit und breit keine Spur, wie auch Technikchef Ross Brawn klarstellte: "Wenn sie sich nicht gegenseitig ins Auto fahren, können unsere Fahrer für sich entscheiden, wo ihr Limit im Zweikampf liegt."

Neue Bremstechnik als Schlüssel zum Erfolg?

Barrichello jedenfalls ließ zuletzt einen deutlichen Aufwärtstrend erkennen, mauserte sich zum echten Gegner für den WM-Führenden. Aber woran liegt das, Rubens? "Zu Saisonbeginn bin ich tendenziell eher mit dem linken Fuß gefahren, obwohl ich von Natur aus ein Rechtsfüßer bin. Jetzt kicke ich mit beiden Füßen und ein Fußballer, der mit beiden Füßen umgehen kann, ist natürlich besser. Ich bin mit Fortdauer der Saison einfach besser geworden", entgegnete er zuversichtlich.

Hintergrund der Geschichte: Barrichello bremste jahrelang mit dem rechten Fuß, was nicht der im Kartsport erlernten Technik entspricht und auch in der Formel 1 nicht mehr üblich ist, da es ja kein Kupplungspedal gibt. Irgendwann stellte dann auch der Ferrari-Pilot seinen Stil um, womit er anfangs massive Schwierigkeiten hatte. Nun dürfte er eine Kompromisslösung gefunden haben, mit der er wieder besser zurechtkommt als zu Saisonbeginn.