Fahrer üben harte Kritik an Indianapolis

Wegen Sicherheitsmängeln müssen sich die Veranstalter in Indianapolis teils recht harte fahrerseitige Kritik gefallen lassen

(Motorsport-Total.com) - Eigentlich zählt der 'Indianapolis Motor Speedway' zu den sichersten Rennstrecken der Welt. Selbst wenn es in der schnellen Ovalpassage, die man nie ganz entschärfen wird können, einmal kracht, ist normalerweise zumindest der Ablauf der Sofortmaßnahmen perfekt. Nicht so am vergangenen Wochenende.

Titel-Bild zur News: Ralf Schumacher

Schumachers Unfall brachte einige Sicherheitsmängel zum Vorschein

Daher steigen die Fahrer nun zwar nicht auf die Barrikaden, doch sie üben Kritik - und das fast geschlossen. Am lautesten beschwerte sich David Coulthard in seiner Funktion als einer der Direktoren der Fahrergewerkschaft 'GPDA': "Es ist schockierend, dass Ralf nach seinem Unfall gleich einige Minuten im Auto warten musste, denn da geht es um Leben und Tod. Ich finde, das gehört untersucht."#w1#

Button wäre lieber durch die Boxengasse gefahren

Coulthards britischer Landsmann Jenson Button erklärte indes, dass man das Rennen seiner Meinung nach hätte abbrechen sollen: "Der Unfall an sich war schon schlimm genug, aber da sind auch überall Wrackteile auf der Fahrbahn gelegen. Wenn schon nicht abgebrochen wird, kann man aber immer noch hinter dem Safety-Car durch die Boxengasse fahren und in der Zwischenzeit mit einem Reinigungsfahrzeug die Unfallstelle säubern."

Buttons Argument erlangt insofern zusätzliche Brisanz, als die Horror-Abflüge von Fernando Alonso und Ralf Schumacher in Indianapolis durch Reifenschäden zustande gekommen sind, die Michelin inzwischen darauf zurückgeführt hat, dass die Laufflächen von Wrackteilen aufgeschlitzt wurden. Offenbar sind Alonso und Schumacher nach dem Startcrash in der ersten Kurve ungewollt über Teile gefahren, was sich später fatal ausgewirkt hat.

Seitens BMW-Williams wurde indes harte Kritik daran geübt, dass die Bergungsmaßnahmen ungewöhnlich lange gedauert haben. Offiziell hieß es, das Medical-Car mit Prof. Sid Watkins an Bord musste vom Boxenausgang erst eine ganze Runde fahren, ehe es zur Unfallstelle kommen konnte, man darf jedoch hinterfragen, warum in einer so kritischen Situation die Vorschriften nicht etwas großzügiger ausgelegt werden und lächerliche 100 Meter gegen die Fahrtrichtung gefahren wird...

Rettungskräfte waren viel zu spät am Unfallort

So dauerte es etwas mehr als drei Minuten, bis die ersten medizinischen Helfer am Unfallauto waren, das Medical-Car traf noch wesentlich später ein. Hätte der Deutsche reanimiert werden müssen, hätte eine solche Schlamperei durchaus, wie Coulthard schimpfte, über Leben und Tod entscheiden können, was jedoch Gott sei Dank nicht der Fall war. Die Formel 1 ist haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt.

Ein weiterer Kritikpunkt, der in den nächsten Tagen die Runde machen könnte, ist, dass Schumacher ausgangs der Steilkurve in die Betonmauer einschlug, nicht in die viel gepriesene 'SAFER'-Spezialbarriere, die aus Sicherheitsgründen für die 500 Meilen von Indianapolis eingerichtet wurde. Weil die Formel 1 gegen die Indy-Fahrtrichtung unterwegs ist, reichen die 'SAFER'-Barrieren nicht bis zum Ausgang der Steilkurve.

Michael Schumacher empfindet Betonmauer als richtig

Michael Schumacher hat den Veranstalter diesbezüglich aber gleich nach dem Rennen in Schutz genommen: "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass man jetzt diskutieren muss, ob etwas anders gemacht werden soll. Es ist besser, die Mauer zu lassen, damit wir wie die IndyCars an ihr entlang schlittern können. Reifenstapel hätten vielleicht einen verkehrten Effekt." Abhängig vom Einschlagwinkel können jedoch beide Varianten richtig oder falsch sein.

Besonders laut beschwerte sich dann auch noch Juan-Pablo Montoya über die Rennleitung, allerdings aus anderem Grund: "Fragt die Stewards, was sie gemacht hätten, wenn es mich wie Ralf erwischt hätte", tobte der Kolumbianer nach seiner späten Disqualifikation. "Ich könnte jetzt auch in einem Krankenhaus sitzen. Alles passierte schon vor der Aufwärmrunde, da hätte man uns durchaus viel früher informieren können."