• 21.06.2004 10:22

  • von Fabian Hust

Kritik an den Offiziellen in Indianapolis

In den Augen von Coulthard dauerte es zu lange, bis die Ärzte bei Ralf Schumacher waren - Theissen kritisiert Rennstewards

(Motorsport-Total.com) - Die Szene sorgte bei vielen Beobachtern für Gänsehaut. Ralf Schumacher rutschte nach seinem rückwärtigen Einschlag in die Betonmauer der Steilwandkurve noch einige Meter auf der Start- und Zielgeraden entlang. Der Einschlag war so heftig gewesen, dass das Visier seines Helms aufgewuchtet wurde. Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand der Beteiligten, warum der BMW-Williams-Pilot nicht ausstieg, der noch Glück hatte, dass die Nachfolgenden dem Wrack ausweichen konnten.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Für Juan-Pablo Montoya war es die zweite Disqualifikation nach Kanada

Es folgten Minuten des Bangens und der Ungewissheit. Renault-Teamchef Flavio Briatore stand nur wenige Meter vom Unfallauto entfernt an der Boxenmauer, gestikulierte hilflos und entsetzt und brachte damit zum Ausdruck, was in diesem Moment alle dachten: Warum dauert es so lange, bis die Rettungskräfte beim 28-Jährigen sind?#w1#

Das Ärzteteam brauchte ewig bis zu Ralf Schumacher

Das Problem ist, dass Ralf Schumacher an jener Stelle crashte, an der die Rettung am längsten dauert: Praktisch am Ende der Start- und Zielgeraden. Da das Medical Car mit Prof. Dr. Sid Watkins weder in der Box noch auf der Strecke gegen die Fahrtrichtung fahren darf, ist die Anfahrtszeit dementsprechend lang.

"So lange darf das nicht dauern. Wenn ein Fahrer verletzt ist, zählt jede Sekunde", kritisierte McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard. Dass ein Milliardensport wie die Formel 1 dieses Problem nicht umgeht, indem man ein zweites mobiles Ärzteteam in der Boxengasse im Einsatz hat, wundert viele Experten.

Disqualifikation ließ zu lange auf sich warten

Kritik ernteten die Offiziellen in Indianapolis aber auch wegen der sehr spät erfolgten Disqualifikation von Juan-Pablo Montoya. Dass der Kolumbianer aus dem Rennen genommen wurde, geht für das Team in Ordnung: "Die Regeln sind klar. Er hat die Startaufstellung nicht 15 Sekunden vor dem Beginn der Einführungsrunde verlassen, da gibt es nichts zu diskutieren", so BMW-Motorsportdirektor Dr. Mario Theissen. Rund 13 Sekunden lag das Williams-Team über diesem Limit.

Obwohl die regelwidrige Szene also noch vor dem eigentlichen Rennen stattfand, tauchte erst in der 41. Rennrunde der Hinweis der Rennleitung auf, dass der Zwischenfall mit Auto Nummer drei untersucht wird. 16 weitere Runden dauerte es, bis die endgültige Entscheidung der drei Rennstewards bekannt gegeben wurde, dass der 28-Jährige auf dem dritten Rang liegend das Rennen beenden muss. Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätte Montoya den Rennausgang zuvor maßgeblich beeinflusst.

War die Rennleitung überfordert?

Mario Theissen vermutet, dass die Rennleitung durch die beiden Safety-Car-Phasen und den Unfall von Ralf Schumacher genug beschäftigt war, sodass der Vorfall am Vorstart zunächst nicht untersucht wurde, denn der BMW-Mann empfindet die Arbeit der Stewards als inakzeptabel langsam: "Wir hätten es vorgezogen, sofort zu wissen, was Sache ist. Es ist vor der Installationsrunde passiert, es war also genügend Zeit vor dem Start und zu Beginn des Rennens, um zu erklären, dass das nicht korrekt war."

Kein guter Einstand für Sam Michael

Für das BMW-Williams-Team ist es die zweite Disqualifikation nach dem Kanada-Grand-Prix vor zwei Wochen, bei dem sogar beide Autos wegen illegaler Bremskühlöffnungen von der Rennleitung aus der Wertung genommen werden mussten. Kein guter Einstand also für Sam Michael, der zum Formel-1-Rennen in Montreal zum neuen Technischen Direktor des Teams befördert wurde, eigentlich, um das Team auf eine erfolgreichere Bahn zu lenken.

Während Michael die Disqualifikation in Kanada als Technischer Direktor ganz klar zu verantworten hat, waren die Vorkommnisse in den USA mit Schumachers Unfall und der Disqualifikation von Montoya eher in die Schublade Rennpech einzusortieren. Das Team konnte den Anlasser vor dem Start nicht mit dem Auto von Montoya verbinden, sodass der Motor nicht angelassen werden konnte, ein äußerst seltenes Problem.