Todt zitterte beim Duell seiner Ferrari-Stars
Als Barrichello und Schumacher um den Sieg fighteten, wurde ihrem Teamchef ganz anders - Todt über den US-Grand-Prix
(Motorsport-Total.com) - Es sei ein "sehr aufregendes und umkämpftes" Rennen gewesen, erklärte Ferrari-Teamchef Jean Todt gestern nach dem Grand Prix der USA, und speziell während des Zweikampfs seiner beiden Piloten blieb ihm einige Male das Herz stehen.

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Jean Todt kann sich über einen weiteren Doppelsieg für Ferrari freuen
Ferrari behauptete im Nachhinein, es habe keine Stallorder zu Gunsten von Michael Schumacher gegeben, Technikdirektor Ross Brawn gab aber zu, dass nach der herzhaften Attacke von Barrichello in der vierten Kurve, die beinahe in die Hose gegangen wäre, die Fahrer per Funk zu mehr Vorsicht angehalten wurden - was immer das bedeuten mag. Barrichello begnügte sich anschließend mit Platz zwei und ließ sich zurückfallen.#w1#
Todt bangte am Kommandostand mit den Fahrern
Bevor die Luft aus dem Duell draußen war, erlebte Jean Todt einige zittrige Minuten: "Das ist immer eine bewegende Situation, aber zum Glück sind unsere Fahrer sehr professionell. Sie haben nie die Kontrolle aus den Augen verloren - so soll es sein. Es ist immer ein Risiko, wenn deine beiden Fahrer gegeneinander kämpfen, beide Autos zu verlieren, demnach waren das für mich klarerweise Momente von sehr großer Anspannung."
Immerhin besserte Ferrari durch den rundenlangen Fight zwischen Schumacher und Barrichello das eigene Image in Journalistenkreisen massiv auf, denn während bisher stets nur behauptet wurde, dass nicht nur Schumacher Rennen gewinnen darf, folgte gestern erstmals ein echter Beweis. Pech für Barrichello war letztendlich, dass er sich beim Stopp während der Safety-Car-Phase hinter Schumacher anstellen musste, was wohl gegen ihn entschieden hat.
Selbst wenn sich die beiden WM-Führenden aber offen beharken und bekämpfen dürfen, stehen "immer die Interessen Ferraris im Vordergrund", betonte Todt: "Ich kümmere mich diesbezüglich nicht wirklich um Michael oder Rubens. Ich liebe sie, aber das ist eine andere Geschichte. Wir müssen professionell sein, aber wenn sie weiterhin ihre Autos heil ins Ziel bringen, ist mir egal, was sie auf der Rennstrecke aufführen."
Der Doppelsieg gestern war aus seiner Sicht besonders wichtig: "Hier in Indianapolis zu gewinnen, ist großartig, denn die Vereinigten Staaten sind unser wichtigster Markt auf der ganzen Welt. Wir sind sehr glücklich über das Resultat, aber ich möchte diesen großen Erfolg auch unseren technischen Partnern Bridgestone und Shell widmen, die uns mit ihrer fantastischen Arbeit weiterhin ganz außergewöhnlich unterstützen."
"Würde uns überraschen, keine starken Gegner zu haben"
"Die meisten Rennen bisher waren umkämpft", fuhr er fort. "Es ist klar, dass wir hier in Indianapolis und auch davor in Montreal hart kämpfen mussten, aber das verwundert uns nicht. Es würde uns eher überraschen, keine starken Gegner zu haben. In der Formel 1 sind so starke Firmen, so starke Teams, die alle vor uns sein wollen und alles dafür geben. Es liegt an uns, dies zu verhindern, was nicht gerade einfach ist."
Während beispielsweise BMW-Williams mit drei Disqualifikationen und einem schweren Unfall in zwei Rennen eine ganz bittere Schlappe einstecken musste, verlief für Ferrari das Nordamerika-Double in Kanada und den USA nach Wunsch. Schumacher und Barrichello feierten zwei Doppelsiege, holten das Punktemaximum von 36 Zählern und führen damit zumindest in der Konstrukteurswertung mit fast schon uneinholbarem Vorsprung.
"Je mehr Punkte man mitnehmen kann, desto besser fühlt man sich", lächelte Todt zufrieden. "36 von 36 Punkten nach Hause mitnehmen zu können, ist sehr gut, aber seit Saisonbeginn haben wir 142 von 162 möglichen Punkten geholt. Das ist ein außergewöhnliches Resultat. Wir haben genau 90 Prozent jener Punkte geholt, die theoretisch machbar gewesen wären." Nur Schumachers Ausfall in Monaco wirkt sich auf diese Statistik negativ aus.

