• 21.06.2004 01:48

Barrichello: "Bin ein wenig enttäuscht"

Rubens Barrichello kämpfte verbissen um den Sieg beim US-Grand-Prix, doch Michael Schumacher stahl ihm wieder die Show

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In der Anfangsphase hatte ihr eure Boxenstopps schon hinter euch, die BAR-Hondas aber noch nicht. Dabei warst du zeitgleich mit Michael an der Box."
Rubens Barrichello: "Das war etwas verwirrend. Zu dieser Zeit fuhr ich direkt hinter Michael und wollte unbedingt vorbei. Er hat mich etwas unglücklich beim Restart überholt. Ich hatte stark durchdrehende Räder, das hat es ihm sicher ermöglicht, sich in meinen Windschatten zu hängen und vorbeizugehen. Ich hatte selbst in der überhöhten Kurve Schwierigkeiten, weil durch den niedrigen Luftdruck in den Reifen mein Auto aufsetzte. Ich hatte nicht einmal die Chance, ihm die Tür zuzuwerfen. Dann fuhren wir eng beieinander und es kam die Meldung vom Safety Car. Sie sagten mir, dass ich reinkommen solle. Das hat geklappt, denn als ich an die Box kam, fuhr Michael gerade wieder weg. Ich habe also nicht viel Zeit verloren. Aber ich habe dort natürlich Positionen und Zeit, und damit wohl auch das Rennen verloren."#w1#

Titel-Bild zur News: Rubens Barrichello

Rubens Barrichello war enttäuscht, nicht gewonnen zu haben

Frage: "Aber am Ende war es dennoch ein gutes Rennen für dich."
Barrichello: "Es war schon etwas unglücklich. Es ist schön, wieder einen Doppelsieg erreicht zu haben, aber ich bin schon etwas enttäuscht. Ich dachte wirklich, und mehr noch als in Kanada, dass ich den Sieg in meinen Händen halten würde. Ich hatte ein schnelles Auto, bin gut gefahren und habe immer angegriffen. Aber dann lag da dieses weiße Teil auf der Fahrbahn, direkt vor der vierten Kurve. Ich habe eineinhalb Sekunden verloren und es waren ja nur noch zwei Runden bis zu meinem Boxenstopp. Ich wusste nicht, ob das Auto Schaden genommen hat, denn der Aufprall an das Rad war schon heftig. Das ist vielleicht die Sekunde gewesen, die Michael zurückgewonnen hat."

Frage: "Wie war den Start?"
Barrichello: "Der eigentliche Start war sehr gut. Als das Safety Car kam, hatte ich eine Sekunde Vorsprung. Mein Auto hat an diesem Nachmittag exzellent funktioniert. Leider hatte wir keine Informationen, dass das Safety Car wieder in die Box einbog. Auf einmal gingen die Lichter aus und der Reifendruck sank zu tief ab. Das hätte auch anders herum sein können. Man könnte argumentieren, dass Michael seine Reifen besser vorbereitete. Ich fuhr in Kurve 13 und hatte ein Übersteuern, Michael scheint dagegen gut durchgekommen zu sein und überholte mich. Aber das hätte auch umgedreht passieren können. Da hatte ich jedenfalls keine Chance, aber später. Ich habe alles versucht. Ich hatte heute wirklich ein Siegerauto, daher bin ich vom guten Ergebnis auch etwas enttäuscht."

Frage: "Hätte es einen Unterschied gemacht, wenn du nicht sechs Runden hinter Kimi Räikkönen gehangen hättest?"
Barrichello: "Vielleicht. Aber auch das Teil, das Fisichella auf die Piste gebracht haben könnte, störte. Es lag mitten auf der Fahrbahn. Der Ausgang der Kurve ist blind, ich fuhr voll und auf einmal hörte ich einen Knall. Da dachte ich, das wäre es gewesen, denn der Aufprall war schon hart. Das Auto wurde nach links versetzt. Ich brauchte eine halbe Runde, um zu überprüfen, ob das Auto okay ist. Dabei fuhr ich eine Zeit in 1:12,5 Minuten, genauso schnell wie Michael. Wenn ich weiter meine mittleren 10er-Zeiten gefahren wäre, dann hätte ich vielleicht vorne liegen können."

Frage: "Aber später hast du Michael noch angegriffen."
Barrichello: "Da hatte ich neue Reifen, er schon gebrauchte. Aber ich kam nicht vorbei. Er hat mir fair die Tür zugeschlagen. Ich habe in Kanada und den USA zusammen 16 Punkte geholt, aber beide Rennen hätte ich gewinnen können. Ich reise dennoch glücklich hier ab, aber nun möchte ich den Sieg noch umso mehr."

Frage: "Warum passierten heute so viele Zwischenfälle, dass das Safety-Car gleich zweimal rauskommen musste?
Barrichello: "Nach der ersten Runde sahen die Autos (in Kurve zwei; d. Red.) schon ziemlich durcheinander aus. Sie waren zu eng beisammen. Es war schwierig, die Autos zu bewegen. Bei Ralf weiß ich nicht genau, was passiert ist, aber es lagen viele Trümmer auf der Fahrbahn, sehr viele. Das war das Safety Car auf jeden Fall notwendig."

Frage: "Als du die Führung von Michael zurückerobern wolltest, ging es in Kurve vier richtig eng zu."
Barrichello: "Ich habe 100 Prozent gegeben, aber dann dachte ich plötzlich, dass er mich gar nicht gesehen hat. Er hätte die Kurve weiter außen anfahren können und wäre dennoch vorne geblieben. Es war sehr eng. Ich musste auf das Gras ausweichen. Ich wusste, dass ich es auf neuen Reifen mehrmals probieren konnte. Aber dann waren da Flaggen, woanders war Öl. Es hat einfach nicht gereicht."

Frage: "Michael Schumacher dominiert die Saison. Wie stehst du dem als Teamkollege gegenüber?"
Barrichello: "Es war aufregend. Die letzten beiden Rennen waren eine gute Show. Beide hätte ich gewinnen können. Wir haben ein großartiges Auto und treiben uns gegenseitig an. Das bringt uns wohl auch selbst in eine bessere Ausgangslage. Wir habe Freude daran zu kämpfen. Ich hatte heute gehofft, Indianapolis mit einem Rückstand von 14 Punkten zu verlassen, nun sind es 18. Aber ich habe nun 62 Punkte, im letzten Jahr hatte ich in der gesamten Saison 65. Ich habe also noch eine Chance in diesem Jahr."