Arai: Verpatztes Wochenende in den Ardennen

Toyotas Direktor für Technische Koordination, Noritoshi Arai, lässt das Rennwochenende in Spa-Francorchamps Revue passieren

(Motorsport-Total.com) - Das Toyota-Team ging am vergangenen Wochenende in Spa-Francorchamps leer aus und verpasste auch erstmals seit Silverstone mit beiden Autos den Einzug ins Top-10-Qualifying. Offenbar machten die niedrigen Temperaturen dem TF108 zu schaffen, aber auch sonst lief an den drei Tagen in den belgischen Ardennen nicht alles nach Wunsch.

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Das Toyota-Team brachte in Belgien nicht die erhofft starke Leistung

"Die Hauptschwierigkeit bestand in der Vorbereitung darin, ein effizientes Aeropaket zu kreieren, das den Luftwiderstand reduziert, ohne dadurch an Abtrieb einzubüßen", erklärte Noritoshi Arai, Direktor für Technische Koordination. "In der Folge unterschied sich das neue Aeropaket deutlich von dem, das im August verwendet wurde. Es besaß einen geänderten Frontflügel und Entenflügel auf dem Monocoque vor dem Cockpit."#w1#

Neuerungen für Spa-Francorchamps

"Beim Aeropaket für dieses Wochenende entfernten wir zunächst die Überrollbügelflügel zu beiden Seiten des Einlasskastens und ergänzten einen neuen Satz kleiner Chassis-Entenflügel auf dem Monocoque vor dem Cockpit. Die Überrollbügelflügel mussten gehen, um unter Beibehaltung des Abtriebs den Luftwiderstand reduzieren zu können. Auch der Frontflügel wurde verfeinert", gab der Japaner zu Protokoll.

Doch das Freie Training begann mit einem Rückschlag: "Kaum waren wir hier angekommen, stellte Jarno Trulli Probleme bei der elektrischen Anlage seines Wagens fest. Die Ursache war, dass beim Einsetzen von Ausrüstungen der Kabelbaum eingeklemmt worden war. Da elektrische Defekte mit bloßem Auge schwer zu erkennen sind, dauerte es unerwartet lange, bis der Defekt gefunden war", sagte Arai.

"Als das Qualifying begann, war offensichtlich, dass unsere Abtriebseinstellung die Spitzengeschwindigkeit auf den Geraden drosselte, wodurch sich eine Speedlücke zu den Rivalen auftat. Wir erwarteten, in Sektor zwei schnell zu sein, wo Abtrieb benötigt wurde. Es zeigte sich dann aber, dass wir in diesem Sektor Schwierigkeiten hatten, Hitze in die Reifen zu bekommen, so dass wir hier keine Zeit gutmachen konnten", so der Toyota-Mann.

Auch der Regen konnte nicht helfen

Timo Glock und Trulli waren also von Anfang an gehandicapt und mischten nie so weit vorne mit wie zuletzt in Budapest und Valencia. Die Aussicht auf ein Regenrennen kam da wie ein Geschenk des Himmels, denn im Trockenen hätte es wohl nicht allzu gut ausgesehen. Tatsächlich blieb der erhoffte Regen aber bis zwei Runden vor Schluss aus - und die Superstarts beider Fahrer wurden zunächst nicht wirklich belohnt.

"Jarno", schilderte Arai, "zog auf dem Weg in die erste Kurve an sechs Rivalen vorbei, beim Einbremsen fuhr ihm dann aber Bourdais aufs Heck. Jarnos Auto scheint dadurch an Abtrieb verloren zu haben, da sein Diffusor und andere Aeroteile beschädigt wurden. Dies bedeutete ein schwieriges Handling des Fahrzeugs praktisch vom Start des Rennens an. Die Kollision verursachte auch Verhaltensprobleme bei Jarnos Getriebe, was ihn daran hinderte, ein höheres Tempo anzuschlagen."


Fotos: Toyota, Großer Preis von Belgien


Lob für Glocks starke Leistung

"Auch Timo gelang ein eindrucksvoller Start", so der Japaner. "Er musste das Rennen aus Position 13 aufnehmen, lag beim Passieren der Kontrolllinie nach Ende von Runde eins aber bereits an neunter Stelle, wobei er mit einer Einstoppstrategie auf die Strecke gegangen war. Durch unsere Einstellungen waren wir auf den Geraden etwas langsamer, was Timo das Überholen erschwerte. Er fuhr aber ebenfalls ein entschlossenes Rennen."

Und weiter: "Als zwei Runden vor Schluss der Regen ernst machte, holten wir Timo umgehend an die Box, rüsteten ihn auf die Standardregenreifen um und schickten ihn auf die Strecke zurück, wo er in der letzten Runde noch einen Rivalen überholen konnte und an achter Stelle ins Ziel kam. Allerdings befand die Rennleitung, dass Timo in einer Überholverbotszone überholt hatte, und belegte ihn mit einer 25-Sekunden-Zeitstrafe, durch die er wieder aus den Punkten rutschte."

"Letztlich endete Spa für uns mit einer Enttäuschung", schloss Arai seine Wochenendbilanz ab. "Nach nur einer Woche folgt aber schon der Große Preis von Italien. Wir werden das Gewesene gewesen sein lassen und uns bemühen, auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke von Monza zum Abschluss der Europatournee wieder ein neues Glanzlicht zu setzen." Zumindest die Temperaturen sollten Toyota dort eher entgegenkommen...