• 23.05.2008 13:01

Alonso: "Haben die Position, die wir verdienen"

Fernando Alonso über die Aussichten für das Monaco-Wochenende und den aktuellen Leistungsstand des Renault R28

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonso hat die Besonderheit von Monaco bereits zu spüren bekommen. Im Freien Training am Donnerstag landete der Spanier - genau wie sein Teamkollege Nelson Piquet Jr. - in der Sainte Devote in der Leitplanke und beschädigte sich sein Auto. Dennoch war der zweifache Weltmeister schnell unterwegs, war auf Rang sieben nur einen Hauch langsamer als Robert Kubica im BMW Sauber F1.08. Im Rahmen eines Pressemeetings erklärte Alonso seine Herangehensweise an den besonderen Grand Prix im Fürstentum.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso rechnet sich in Monaco Punkte aus

Frage: "Fernando, wie verlief für dich der Donnerstag?"
Fernando Alonso: "Ich denke, wir sind in etwa dort, wo wir in den vergangenen beiden Rennen auch schon waren - also hinter den Topteams. Wir kämpfen mit anderen Gegnern. In der Türkei war es Red Bull und hier scheint Williams etwas schneller zu sein als erwartet. Ich glaube, wir werden gegen sie kämpfen müssen."#w1#

Renault schwierig zu bändigen

Frage: "Wie einfach ist es hier, in der Mauer zu landen?"
Alonso: "Es gibt gar keinen Platz für Fehler. Wir haben es ja erneut bewiesen. Ich habe zu spät die erste Kurve angebremst und dann das Heck verloren. Ich konnte es nicht mehr auffangen. Eine kleine Berührung mit den Leitplanken reicht und schon ist dein Auto kaputt."

Fernando Alonso

Typisch Leitplankenkanal Monaco: Zu schnell ums Eck, Heckflügel weg Zoom

Frage: "Ist der Renault hier schwierig zu fahren?"
Alonso: "Ja, er ist schwierig. Nelson war im ersten Training auf Platz 18 und im zweiten Durchgang auf Rang 15. Ich hatte auch meine Probleme. Wir hatten mehr Probleme als viele andere. Aber ich glaube, wir haben noch viel Raum für Verbesserungen. Wir haben auch schon einige Ideen, wie wir das Auto für das Qualifying am Samstag verändern müssen. Das ist absolut am wichtigsten hier. Das Rennen ist nicht so entscheidend. Das Qualifying ist an diesem Wochenende das große Ziel."

Frage: "Was ist das Geheimnis einer schnellen Runde in Monaco?"
Alonso: "Glück! Alle Fahrer geben 100 Prozent. Manchmal kommt du ganz nah an die Leitplanke und holst eine Zehntelsekunde. Wenn du die Runde dann wiederholen willst, kommst du plötzlich nicht mehr so perfekt auf die Linie und verlierst dieses Zehntel wieder. Ein großer Glücksfaktor spielt hier mit, ohne Zweifel."

Frage: "Ist Selbstbewusstsein hier ein größerer Faktor als auf anderen Strecken?"
Alonso: "Das Selbstbewusstsein kommt, wenn du ein schnelles und gut balanciertes Auto hast. Das gilt auf allen anderen Strecken genauso. Wenn du ein gutes Auto hast, kannst du schnell sein. Hier ist es so: Wenn du ein gutes Auto hast, dann bekommst du Selbstvertrauen und dann bist du schnell."

Strategiespiele kaum möglich

Frage: "Es scheint so zu sein, dass der harte Reifen hier die bessere Wahl für das Rennen ist. Was ist mit dem weichen Pneu?"
Alonso: "Kann ich nicht sagen. Im ersten Run damit hatte ich den Crash. Beim zweiten Versuch bin ich zwei runden gefahren und habe meine Zeit nicht verbessert. Ich habe kein gutes Gefühl mit dem Reifen. Der harte reifen wird wohl unser bevorzugter Rennreifen sein. Im Qualifying werden wir wohl den weichen nehmen. Allerdings greifen wir da auf die Informationen der anderen Teams zurück, denn wir selbst haben kaum Erfahrungen damit machen können."

"Man kann hier in Monaco keine großen Strategie-Spielchen spielen." Fernando Alonso

Frage: "Du bist in Barcelona eine sehr aggressive Strategie gefahren. Ist das hier nicht ein klassische Ort für eine ebensolche Strategie?"
Alonso: "Ich weiß nicht, für welche Strategie wir uns am Samstag entscheiden. Ich glaube, der Gewichtsfaktor ist hier zu gering, als dass man etwas erreichen könnte. Auf einigen Strecken können dich zehn Kilo weniger mal direkt in die ersten beiden Startreihen bringen. Hier holst du vielleicht eine Zehntelsekunde, vielleicht auch eineinhalb. Man müsste also schon 20 oder 30 Kilo weniger an Bord haben. Dann fährst du aber 20 Runden kürzer als die anderen. Das wäre nicht gut."

"Man kann hier in Monaco keine großen Strategie-Spielchen spielen. Auch wenn es vielleicht verlockend ist, mit wenig Sprint nach vorne zu fahren, oder mit viel Sprit für das Rennen vorzubauen - du entscheidest dich am Ende sowieso wieder für eine Zweistopp-Strategie für den Grand Prix. Die Teams werden sich da kaum unterscheiden."

Frage: "Ist die siebte Position in etwa das, was du für euch erwartest hast?"
Alonso: "Ich denke, wir sind in der Position, die wir verdient haben. Wir haben uns in den vergangenen drei Rennen in unseren Ansprüchen etwas verändert. Wenn man nach Monaco kommt, hofft man immer, dass es vielleicht wegen der ganz anderen Streckencharakteristik mal ganz anders laufen könnte. Aber das ist nur eine Hoffnung, die Realität sehen wir morgen."

Frage: "Wie verändert sich das Fahren in Monaco nach Abschaffung der elektronischen Fahrhilfen?"
Alonso: "Nicht viel. Ich hatte größere Unterschiede erwartet. Ich hatte gedacht, dass wir häufig einen höheren Gang fahren werden, um durchdrehende Räder zu verhindern. Aber wir benutzen ganz normal den ersten gang in den engen Ecken und haben gar nicht so viel Wheelspin."

Rücksicht im dichten Stadtverkehr

Frage: "Muss man auf einer solchen Strecke härter arbeiten?"
Alonso: "Nicht so sehr. In den ersten paar Runden war es etwas härter, weil man einfach noch aufmerksamer sein muss. Aber daran gewöhnt man sich schnell. Dann fährst du einfach ganz normal und hast das Gefühl, dass es genauso ist wie in all den Jahren zuvor. Es macht keinen großen Unterschied."

"Wir wollen uns gegenseitig helfen, also in den langsamen Runden immer schön in den Rückspiegel schauen." Fernando Alonso

Frage: "Habt ihr mit eurem Auto auf dieser Strecke besondere Probleme?"
Alonso: "Wir haben ohne Zweifel zu wenig Grip, aber kein wirklich spezielles Problem. Wir hatten bei den ersten Saisonrennen Traktionsprobleme, aber das ist hier gar nicht so schlimm. Wir haben zwar ein wenig Traktionsprobleme, aber auch nicht mehr als andere auch. Es ist einfach der grip, wo wir nicht den notwendigen Level erreichen."

Frage: "Ihr habt jetzt im Vergleich zum Vorjahr weniger Zeit im dritten Qualifying-Segment. Ist das ein Problem wegen des dichten Verkehrs?"
Alonso: "Man wird sehen. Im ersten Teil der Qualifikation könnte es schwierig werden, weil alle Autos auf der Bahn sind. Wir haben jetzt zwei Autos weniger, also vielleicht etwas mehr Platz. Wir wissen aber wohl, dass es ein Problem sein könnte und haben deshalb auch im Fahrermeeting darüber gesprochen. Wir wollen uns gegenseitig helfen, also in den langsamen Runden immer schön in den Rückspiegel schauen. Das Team soll den Piloten immer darüber informieren, wenn ein schnelles Auto kommt, damit es vorbeifahren kann. Ich denke, dass wir da am Samstag kaum Zwischenfälle sehen werden."

Frage: "Und im dritten Segment?"
Alonso: "Das wird ganz normal laufen. Zwei Sätze Reifen und sonst nichts weiter. Vielleicht kann man drei Versuche fahren. Ich weiß nicht genau, ob das möglich sein wird."