Aerodynamisches Reglement: Die Ruhe vor dem Sturm

2005 wird die Formel 1 kaum langsamer sein als 2004, doch ab 2008 will die FIA den Teams eine wahre technische Revolution aufzwingen

(Motorsport-Total.com) - Mit einer ganzen Reihe an Maßnahmen hat die FIA versucht, die Formel 1 einzubremsen, da sie laut Aussagen von Präsident Max Mosley zu schnell und damit gefährlich geworden ist. Doch während zunächst Einbußen von drei Sekunden erwartet worden waren, stellte sich bei den Wintertests heraus, dass die 2005er-Autos in Wahrheit annähernd so schnell sind wie ihre Vorgängermodelle.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley wünscht sich für 2008 eine Revolution der technischen Regeln

Aus vielen Ecken sind daher Vorwürfe zu vernehmen, dass die Regeländerungen gar nichts gebracht haben, doch diese lässt Mosley nicht gelten: "Wichtig ist, wie schnell die Autos gewesen wären, wenn wir nichts getan hätten", stellte er einen Denkanstoß in den Raum. "Wir achten nicht auf heute, sondern überlegen uns, wie sich die Geschwindigkeiten langfristig entwickeln. Das Maximum, was wir uns momentan erwarten können, ist eine Beibehaltung der Geschwindigkeiten."#w1#

Wahrscheinlichkeit von Verletzungen für Mosley "zu hoch"

"Je schneller die Autos sind, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand verletzt oder sogar ums Leben kommt", fuhr der Brite fort. "Unser Gefühl ist, dass diese Wahrscheinlichkeit zu hoch ist." Den Anstoß gegeben haben unter anderem die schweren Unfälle von Ralf Schumacher in Indianapolis und Jarno Trulli in Silverstone im vergangenen Jahr, die - angesichts ihrer Schwere - noch relativ glimpflich ausgegangen sind. Darüber hinaus spielte auch der Kostenfaktor eine Rolle in den Überlegungen.

Die FIA hat mit den Änderungen eine 25-prozentige Reduktion des aerodynamischen Abtriebs erreicht sowie eine Beschneidung des mechanischen Grips durch die nun notwendigen harten Reifenmischungen. Darüber hinaus wurde die Laufleistung der Motoren verdoppelt, was sich zwar nicht in einer Reduktion, aber immerhin in einer Stabilisierung der PS-Leistung niedergeschlagen hat. Unterm Strich sind die Autos dennoch genauso schnell wie vor einem Jahr.

"Glaube nicht, dass die Formel 1 langsamer sein wird als bisher"

"Ich glaube nicht, dass die Formel 1 langsamer sein wird als bisher", erklärte vor kurzem auch Ralf Schumacher. Und BAR-Honda-Testfahrer Anthony Davidson wunderte sich: "Honda hat mit dem Motor einen wirklich guten Job gemacht. Ich habe gedacht, dass das Defizit viel größer sein würde, aber das scheint überhaupt nicht der Fall zu sein. Das Beste, was sie durch Regeländerungen erreichen können, ist ein Ausgleich der Entwicklung. Man kann die Formel 1 kurzzeitig einbremsen, aber sie kommt immer wieder dahin zurück, wo sie einmal war."

Langfristig plant die FIA daher eine wahre technische Revolution, die vor der Saison 2008 in die Wege geleitet werden soll. 2008 ist dafür der ideale Zeitpunkt, weil Ende 2007 das bestehende Concorde Agreement ausläuft und man die Formel 1 theoretisch auf ein völlig neues Fundament stellen kann - natürlich nur in Übereinstimmung mit jenen Bestimmungen, auf die sich die FIA, Bernie Ecclestone und Ferrari schon jetzt geeinigt haben.

Geplant ist vor allem eine Aufstockung des mechanischen Grips, was unter anderem eine Rückkehr zu profillosen Slicks bedeuten könnte, sowie eine dramatische Einschränkung der Aerodynamik. Langfristiges Ziel: Eine Beschneidung des aerodynamischen Abtriebs um 90 Prozent. Dies würde die Autos um geschätzte zehn Sekunden langsamer machen, gleichzeitig aber Überholmanöver begünstigen und den Sport somit für den Fan interessanter machen.

Regeln ab 2008: FIA und Ferrari haben ähnliche Vorstellungen

"Eine Sache, die wir uns genau anschauen, ist eine riesige Reduktion in Sachen Abtrieb und ein sehr großer Zuwachs an mechanischem Grip", bestätigte Mosley. "Es besteht aus Studien Gewissheit, dass wir in diesen Bereichen extrem vorgehen müssen, denn dann werden wir wieder mehr Überholmanöver erleben. Das ist etwas, was wir uns durch den Kopf gehen lassen müssen. Mich freut auch, dass Ferrari diese Ansicht teilt, obwohl wir sie vorher nicht darauf angesprochen haben."

Noch ist allerdings unklar, wer die Regeln für die Zeit nach 2008 ausarbeiten wird, denn die restlichen neun Teams haben bisher alle Meetings boykottiert. Mosley wiederum forderte sie wiederholt zur Teilnahme auf - nach dem Motto: "Nur wer dabei ist, kann auch mitreden." Die Teams wiederum wollen mit dem 'GPWC'-Joker in der Hand pokern, um sich eine bessere Verhandlungsposition zu verschaffen, und haben daher das Concorde Agreement noch nicht unterschrieben.