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Absage an Renault: Zweijahresvertrag für Esteban Ocon

Warum Esteban Ocon gegenüber Pascal Wehrlein vorgezogen wurde und er für 2017 die Qual der Wahl zwischen Force India und Renault hatte

(Motorsport-Total.com) - Während Pascal Wehrlein am Donnerstag in Sao Paulo ziemlich geknickt, aber geduldig seine Medientermine absolvierte, strahlte sein (scheidender) Manor-Teamkollege Esteban Ocon mit der brasilianischen Sonne um die Wette. Denn Wehrlein hatte sich allerspätestens seit Bekanntgabe des Hülkenberg-Wechsels zu Force India allerbeste Chancen ausgerechnet, 2017 zum derzeit viertplatzierten Team der Konstrukteurs-WM befördert zu werden. Doch dort wurde ihm Ocon vorgezogen.

Titel-Bild zur News: Esteban Ocon

Esteban Ocon hat am Mittwoch einen Vertrag bis Ende 2018 unterschrieben Zoom

Der 20-jährige Franzose hat am Mittwochabend einen Zweijahresvertrag unterschrieben, auf dem sich außer seiner auch noch die Unterschriften von Force India (mutmaßlich Vijay Mallya) und Mercedes (Toto Wolff) befinden. Bis Ende 2018 aus dem einfachen Grund, weil dann die Mercedes-Verträge von Lewis Hamilton und Nico Rosberg auslaufen. Sollte ein Nachfolger für einen der beiden benötigt werden, steht Ocon als möglicher Nachfolger parat.

Force India bekommt für den Mercedes-Junior einen Rabatt auf die Mercedes-Antriebe, angeblich in der Höhe von drei Millionen Euro. Aber die Entscheidung, ob Ocon oder Wehrlein, hat das Team selbstständig getroffen und wurde nicht von Wolff aufoktroyiert: "Mercedes hat meine Karriere gemanagt, aber Force India wollte mich haben. Mercedes kann nicht für Force India entscheiden", sagt Ocon, der für Wehrlein kein Mitleid empfindet: "Der Sport ist halt so."

Schon in der Formel 3 überzeugend

Ocon, der auf dem Weg zum Formel-3-EM-Titel 2014 einen gewissen Max Verstappen geschlagen hat, galt seit seinem gelungenen Formel-1-Einstieg als heißeste Aktie auf dem Nachwuchsfahrermarkt. Zwar meinte Wolff nach außen hin metaphorisch, er liebe als "Vater" beide Junioren gleich, aber hinter vorgehaltener Hand sickerte sowohl aus Force-India- als auch aus Mercedes-Kreisen durch, dass man Ocon die größere Zukunft zutraue.

"Ohne viel Erfahrung mitten in der Saison einzusteigen, ist sehr schwierig. Meine Fortschritte waren wahrscheinlich ein Argument", vermutet er. Ebenso wie seine Tests mit Force India und Mercedes in Barcelona und Spielberg. Der Force-India-Test sei "großartig" gewesen: "Ich erinnere mich noch, dass ich da Zweiter war, nur knapp hinter dem Mercedes. Es war ein schwieriger Tag, mal trocken, mal nass. Das Team hat mich da schon gut aufgenommen."


Fotostrecke: Formel-1-Strecken 2016: Interlagos

In der Woche nach Mexiko ging dann alles ganz schnell: Am Mittwoch traf sich das Force-India-Management zur Evaluierung aller möglichen Kandidaten, und die Entscheidung fiel einstimmig auf Ocon. Am Donnerstag stand er schon in Silverstone auf der Matte, um Vijay Mallya die Hand zu schütteln. Aber da war der Deal, zumindest aus seiner Sicht, "noch nicht sicher. Ich glaube solche Dinge immer erst, wenn ich den Vertrag vor mir sehe."

Am Saisonbeginn noch im DTM-Mercedes

"Sie glauben an mich und sie glauben, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Sie wollen einen starken Fahrer, der Nico ersetzen kann, was keine einfache Aufgabe ist. Ich werde mein Bestes geben", sagt Ocon. "Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dieses Jahr schon ein Formel-1-Cockpit zu bekommen. Wir hatten das erst für nächstes Jahr geplant. Darüber war ich schon happy. Und jetzt ist es fantastisch, eine sichere Zukunft bei Force India zu haben."

Und während Wehrlein nur das nehmen konnte, was am Ende übrig blieb, nämlich das Manor-Cockpit, hatte Ocon sogar noch die Qual der Wahl. Denn hätten er selbst und Mercedes gewollt, hätte er auch statt Jolyon Palmer im Renault sitzen können. "Es gab Möglichkeiten bei Renault", bestätigt der junge Franzose. "Für mich ist das Wichtigste, nächstes Jahr ein Cockpit zu haben, und ich bin mit Force India sehr glücklich."

Nachteil: Seinen Dienstwagen als Renault-Testfahrer, einen Clio, muss er nun am Jahresende zurückgeben. "Aber ich werde Renault nichts sagen, bis sie es von selbst merken", witzelt er - und tröstet sich mit dem AMG-Mercedes, den er behalten darf. Dafür, das Investment seiner Familie zurückzuzahlen, reicht das Gehalt bei Force India 2017 übrigens "noch nicht", sagt Ocon. Aber das ist wohl nur noch eine Frage der Zeit...