Senna, Siege, Sensationen! Das Autodromo Jose Carlos Pace in Interlagos hat völlig zurecht seit vielen Jahren einen festen Platz im Kalender der Formel 1
Wer über Brasilien spricht, der spricht über Ayrton Senna. 41 Siege holte der dreimalige Weltmeister in seiner Karriere, und wohl kaum ein anderer ist so berühmt wie sein erster Triumph vor seinen heimischen Fans im Jahr 1991. Wir schauen uns den Ort seines vielleicht größten Sieges einmal ganz genau an.
"Brasilien ist wegen Ayrton Senna immer etwas Besonderes", erklärt Romain Grosjean. Auch mehr als 20 Jahre nach seinem Tod scheint Senna rund um das Autodromo Jose Carlos Pace in Interlagos an jeder Ecke zu sein. Die Fans verehren ihren Helden noch immer.
Doch auch unabhängig von Senna hat der Kurs seinen Platz im Kalender verdient. "Es ist ein sehr spezielles Layout. Es gibt einen Höhenunterschied, und man fährt gegen den Uhrzeigersinn", hebt Max Verstappen die beiden wichtigsten Eigenheiten hervor. Die Berg- und Talfahrt sorgt im TV für spektakuläre Aufnahmen.
Für die Fahrer ist es allerdings gar nicht so einfach. "Physisch gehört die Strecke nicht zu den anspruchsvollsten Kursen, aber für den Nacken ist es ziemlich anstrengend. Das kommt auch daher, dass gegen den Uhrzeigersinn gefahren wird", erklärt Esteban Gutierrez. Wer hier gewinnen will, der muss fit sein!
"In meiner Kindheit war es immer das letzte Saisonrennen", erinnert sich Kevin Magnussen zurück und Teamkollege Jolyon Palmer ergänzt: "Es gab hier in der Vergangenheit einige interessante Rennen. Ich erinnere mich daran, als Hamilton den Titel (2008; Anm. d. Red.) in der letzten Kurve gewann."
Tatsächlich wurden in der Vergangenheit in Interlagos bereits mehrere Piloten zum Weltmeister gekrönt. Mit Nico Rosberg könnte in diesem Jahr ein weiterer hinzukommen. Bei einem Sieg wäre der Mercedes-Pilot bereits ein Rennen vor Saisonende Weltmeister - und nach seinen Siegen 2014 und 2015 ist er sogar der Favorit!
"Es ist eine kurze Runde mit wenigen Kurven. Aber es ist schwierig, eine sehr gute Rundenzeit hinzubekommen", verrät Kimi Räikkönen. Mit gerade einmal 4,309 Kilometern ist Interlagos eine der kürzesten Strecken im Kalender. Die Folge: "Wenn du hier ein Zehntel verlierst, dann verlierst du direkt mehrere Positionen."
"Für so eine kurze Runde hat die Strecke einen fantastischen Fluss", lobt Fernando Alonso, der hier 2003 einen schweren Unfall hatte. Der Spanier berichtet: "Am Ende jeder Runde willst du direkt wieder angreifen!" Der Vollgasanteil beträgt satte 70 Prozent.
"Die Strecke ist so kurz. Es fühlt sich an, als würde man ein Formel-1-Auto auf einer Kartstrecke fahren", lacht Sergio Perez. Insgesamt warten zehn Links- und fünf Rechtskurven auf die Piloten, und tatsächlich ist fast die gesamte Start- und Zielgerade eine einzige lange Kurve...
"Vor ein paar Jahren wurde neuer Asphalt verlegt. Seitdem gibt es hier sehr viel Grip", erklärt Valtteri Bottas. Doch nicht nur auf, sondern auch neben der Strecke wurde in den vergangenen Jahren kräftig asphaltiert. Die Strecke verfügt mittlerweile - wie fast alle Kurse im Kalender - über großzügige Auslaufzonen.
Auch abseits der Rennstrecke hat die Region einiges zu bieten. "Ich fühle mich sehr wohl in Sao Paulo", verrät Nico Hülkenberg und erklärt: "Der Lifestyle der Brasilianer zieht mich an. Die Stadt hat hat eine großartige Atmosphäre, und das Essen liebe ich auch!"
"Im vergangenen Jahr waren wir im Fogo De Chao, einem wirklich netten und authentischen brasilianischen Steakhaus. Da will ich in diesem Jahr auf jeden Fall wieder hin", lacht Max Verstappen. Mit rund zwölf Millionen Einwohnern ist Sao Paulo die größte Stadt Brasiliens.
Dass es dort nicht nur schöne Ecken gibt, musste Jenson Button 2010 erfahren, als seine Limousine von einer bewaffneten Gruppe angegriffen wurde. Dem Ex-Champion gelang glücklicherweise die Flucht, doch leider war es in der Vergangenheit nicht der einzige Vorfall dieser Art...
Die Fans an der Strecke wollen zum Glück einfach nur feiern. "Brasilien ist das eine Rennen, in dem du nicht der Teamkollege von Felipe Massa sein willst", lacht Daniel Ricciardo, der davon ausgeht, dass Valtteri Bottas von den brasilianischen Fans gnadenlos ausgepfiffen wird. Aber keine Sorge: "Das ist alles nur Spaß!"
Für Massa selbst wird es übrigens der letzte Auftritt vor seinem heimischen Publikum. Der 35-Jährige wird seine Formel-1-Karriere nach dieser Saison beenden. Weil auch Felipe Nasr noch kein Cockpit für 2017 hat, droht der Königsklasse eine Saison ohne Brasilianer. Das Warten auf den nächsten Ayrton Senna geht weiter...