A1-Ring wegen Höhenlage eine Herausforderung
Fahrerisch mag der A1-Ring keine große Herausforderung sein, aber die Ingenieure haben durch seine Höhenlage viel zu tun
(Motorsport-Total.com) - Der A1-Ring besteht im Prinzip nur aus langen Geraden, die durch enge Kurven miteinander verbunden sind, was ihn aus Fahrersicht nicht besonders attraktiv macht. Für die Ingenieure jedoch ist die Rennstrecke in Spielberg eine der kniffligsten im Kalender.

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Die Höhenlage des A1-Rings in der Steiermark spielt eine bedeutende Rolle
Faktoren, die zur technischen Schwierigkeit des A1-Rings beitragen, sind unter anderem die sich ständig wechselnden Bedingungen, weil der Asphalt anfangs meist überaus rutschig ist und erst mit etwas Gummiabrieb von den Reifen Grip aufbaut, das nicht ebene Profil mit bergauf und bergab führenden Passagen, die Setup-Gratwanderung zwischen viel Downforce im Qualifying und wenig im Rennen sowie vor allem die Höhenlage.
Die High-Speed-Strecke inmitten mehrerer kleiner steirischer Ortschaften liegt auf etwa 700 Meter Meereshöhe, was zwar bei weitem nicht dem Niveau von Mexico City entspricht, wo bis 1992 gefahren wurde, aber doch deutlich höher ist als die meisten anderen aktuellen Austragungsorte der Formel 1. Auswirkungen für die Autos ergeben sich durch den geringeren Luftdruck, der zu recht gravierenden Leistungseinbußen führt.
Der atmosphärische Druck auf Meereshöhe liegt bei 1.000 Millibar, am A1-Ring jedoch nur bei deren 930. In Sachen Motorleistung ergibt sich daraus ein Leistungsverlust von rund sieben Prozent, wie Renault-Ingenieur Denis Chevrier erklärte: "Je mehr Sauerstoff man in den Motor bekommt, desto mehr Leistung setzt er frei. In Höhenlage ist die Luft weniger dicht, was bedeutet, dass mit demselben Luftvolumen weniger Sauerstoff in die Brennkammern kommt."
Die Anpassung an diese speziellen Bedingungen übernimmt laut dem Franzosen die Elektronik: "Sie analysiert die Daten und nimmt ein paar Korrekturen vor, damit der Motor trotzdem zufriedenstellend läuft. Aber obwohl die Höhenlage die Leistung reduziert, ist der A1-Ring für die Motoren keine einfache Strecke, sondern eine der zwei schwierigsten im gesamten Kalender."
Während sich die Meereshöhe in Sachen Motorleistung aber auf alle Teams mehr oder weniger gleichmäßig auswirkt, ist der Einfluss auf die Aerodynamik wesentlich komplexer: Wegen der geringeren Luftdichte werden flachere Flügeleinstellungen begünstigt, was den Vorteil der in allen Bereichen konkurrenzfähigen Autos wie dem F2003-GA von Ferrari oder dem MP4-17D von McLaren gegenüber dem Renault leicht reduzieren könnte.
Renault-Chefdesigner Pat Symonds erklärte dieses Phänomen: Das "niedrige aerodynamische Profil" der Strecke bedeute konkret, "man wird für eine flache Flügeleinstellung nicht so sehr bestraft wie auf den meisten anderen Kursen. Das heißt, wenn man fünf km/h zusätzlichen Top-Speed benötigt, kann man ohne weiteres die Flügel etwas flacher stellen und die Auswirkungen auf den Rest der Runde sind nicht so hoch wie woanders."
Darüber hinaus tritt natürlich auch bei der Aerodynamik ein vergleichbarer Effekt wie beim Motor auf, weil durch die geringere Luftdichte etwas weniger Abtrieb generiert werden kann. Dies spielt auch eine kleine Rolle bei der Vielzahl der Überholmanöver am A1-Ring, da sich die verwirbelte Luft hinter einem gegnerischen Fahrzeug weniger drastisch auswirkt. Ähnliches ist ja auch Jahr für Jahr in Brasilien zu beobachten, weil Interlagos ebenfalls höher liegt als die restlichen Strecken.


