• 14.05.2003 11:40

Vorschau auf den Großen Preis von Österreich

Auf dem in einer besinnlichen Gegend eingebetteten A1-Ring in Österreich finden oft packende Rennen statt

(Motorsport-Total.com) - Die Formel-1-Rennen in Österreich sind seit jeher von viel Dramatik und Spannung geprägt gewesen, vielleicht liegt das an der grotesken Lage der Strecke inmitten der steirischen Alpen, die das Wetter über dem Kurs maßgeblich mitbestimmen, das seine Launen in Form von Hitze, Nebel bis hin zu Gewittern oder kaltem Regen hin spielen lässt.

Titel-Bild zur News: A1-Ring

Rennaction auf dem A1-Ring - 2003 vorerst zum letzten Mal

Auf einem Militärflughafen in Zeltweg starteten die Autos anno 1964 zum ersten Großen Preis von Österreich. Der wellige Asphalt der 3,2 Kilometer langen L-förmigen Strecke nagte an der Gesundheit der Aufhängungen und viele Fahrer mussten vorzeitig aufgeben oder landeten in den Heuballen, die das riesige Asphaltareal abgrenzten. Der erste Sieger des Großen Preises von Österreich war nach 105 Runden und 336 Kilometern Ferrari-Pilot Lorenzo Bandini - sein einziger Formel-1-Sieg.

Der Österreichring trennte die Spreu vom Weizen

Ab 1970 fuhr die Formel 1 auf dem 5,942 Kilometer langen Österreichring, der 1969 gebaut worden war. Nach einigen spannenden Rennen, Hitzeschlachten und Überholmanövern schrieb der Kurs 1975 schwarze Schlagzeilen, als im Warm Up Mark Donohue verunglückte und wenige Tage später an einer Gehirnblutung verstarb. Ein geplatzter Vorderreifen machte den Amerikaner zum Passagier und als wolle der spätere Sieger des Rennens unfreiwillig an die Machtlosigkeit der Fahrer in ihren Geschossen erinnern, riss Vittorio Brambilla auf der Ziellinie beide Hände in die Höhe und landete prompt in der Begrenzungsmauer. Das Rennen wurde damals wegen starken Regens abgebrochen und der Italiener führte, als die Zielflagge fiel.

Über die Jahre hinweg wurde der Kurs seinem Ruf gerecht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Kurios war auch das Rennen von 1978, als das Rennen drei Mal neu gestartet werden musste, weil es nach dem Start zu Zwischenfällen kam. Im Qualifying kollidierte Stefan Johansson im McLaren mit einem Reh, das auf die Rennstrecke lief. Das Rotwild verirrt sicht übrigens auch heute noch auf die Strecke, wohingegen die zahlreichen Kühe auf den umliegenden Weiden von den Bauern vor dem Rennen wegen des Lärms in Sicherheit gebracht werden, sich also kaum auf die Strecke verirren dürften?

1987 ? das vorerst letzte Formel-1-Rennen in Österreich

1987 fand vorerst der letzte Formel-1-Lauf im Alpenland statt, da der Österreichring den damaligen Sicherheitsanforderungen nicht mehr gerecht werden konnte. Der heutige 4,326 Kilometer lange A1-Ring ? in neun Monaten Bauzeit entstanden und am 3. August 1996 eröffnet ? ist wesentlich langsamer und sicherer geworden, nach dem Umbau ist die alte Strecke nicht mehr wieder zu erkennen, aber dennoch scheint sie die Dramatik und Spannung weiterhin magisch anzuziehen. 1997 kehrte die Formel 1 nach einer zehnjährigen Pause nach Österreich, genauer gesagt nach Spielberg, zurück. Zur groben Orientierung: Spielberg liegt rund 90 km von Graz.

Der Asphalt ist glatt und belastet die Reifen nicht sehr stark, die Strecke wird mit zunehmendem Gummiabrieb bis zum Qualifying am Samstag deutlich schneller, zuvor kämpfen die Fahrer vermehrt mit Untersteuern. Der Streckenverlauf ist wegen der langen Geraden immer noch relativ schnell und deshalb fahren die Teams nicht mit voller Flügeleinstellung, im Qualifying aber mit mehr Abtrieb als im Rennen, wo man überholen möchte. Beansprucht werden auf dieser Strecke insbesondere die Bremsen wegen der harten Bremsmanöver vor den langsamen Kurven und der Motor wegen eines Vollgasanteils über eine Runde von rund 70 Prozent.

Michael Schumacher auf der Suche nach dem Erfolg in Österreich

Auf dem A1-Ring ist Michael Schumacher ausnahmsweise einmal nicht der erfolgreichste aktive Fahrer. David Coulthard schaffte es bisher auf 35 Punkte, Michael Schumacher liegt mit 21 Punkten klar dahinter. Es folgen Jacques Villeneuve und Rubens Barrichello mit jeweils 14 Punkten. Auf dem A1-Ring konnte Michael Schumacher nur ein einziges Mal siegen: Im letzten Jahr musste Rubens Barrichello, der das gesamte Wochenende dominierte, seinen deutschen Stallgefährten kurz vor dem Ziel den Sieg überlassen.

Auf der Suche nach ein wenig Unterhaltung

Zur Befriedigung der Freizeitbedürfnisse für die meist ausländischen Gäste stehen an der Rennstrecke wie in jedem Jahr zwei Großzelte zur Verfügung. Die dort angebotenen Genüsse beschränken sich weitgehend auf die Verabreichung von Gerstengetränken. Das Steiermarkzelt, mit eher volkstümlich angehauchter Musik mit Oktoberfestcharakter und das A1-Zelt für die Promis, hierfür sind dann auch besondere Einladungen notwendig.

Die nächste frequentierbare Diskothek befindet sich zwischen Zeltweg und Spielberg und heißt 'Die Burg'. Dies ist der einzige Ort, wo man früher Gerhard Berger bei heißen Flirts beobachten konnte. Wessen Ansprüche darüber hinausgehen, muss sich auf den Weg nach Graz machen, das dauert mit dem PKW rund eine Stunde. Nur aus Versehen würde sich jedoch einer der Jet-Set-Mitglieder dorthin verirren. An Lokalitäten erscheint nur das 'M1' am Färberplatz und zum Abrocken im Stadtteil Gösling die 'Nachtschicht' zu empfehlen. Alles andere wie das Musikcafe 'Jedermann' oder 'Parkhouse' erfüllen nur ganz bescheidene Ansprüche.

Ein bisschen urig?

Der Grand Prix von Österreich hat den Charme, dass die ansonsten in 5-Sterne Hotels logierenden Establishment Mitgliedern der Formel 1 beim Schlafen in einfache Federnbetten kriechen. Ganz naturnah ruht dann Niki Lauda beim Gasthof zum 'Goldenen Stern' in Melk. Ein anderer berühmter Fahrer wohnt beim 'Moselebauer' in Bad St. Leonhard. Bis vor einigen Jahren konnte man mit Glück noch ein Zimmer im 'Schlosshotel Göbelhofen' ergattern, doch heute sind alle bekannten Unterschlüpfe auf Generationen ausgebucht.

Eher hat man schon mal die Chance in einem der Restaurants einen der Fahrer oder andere Teammitglieder zu sehen. An der Rennstrecke in Zeltweg oder in Spielberg selbst ist dies ein weitgehend aussichtsloses Unterfangen. Wenn schon, dann in Knittelfeld beim 'Bachwirt', im 'Kaiserfeld' oder im 'Gaalerhof'. Wer unbedingt nach Spielberg zum Grand Prix von Österreich reisen will, sollte sich an Motorsport, saftigen grünen Auen und an jeder Menge Natur erfreuen können.

Historische Erinnerungen

Die Steiermark wurde 1180 zum Herzogtum erhoben und war das erste Bundesland des späteren Österreich. Die Hauptstadt Graz ist mit 355.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Österreichs. Die Steiermark bietet vom hochalpinen Gletscher bis zum Weinland viele Facetten. Im Laufe ihrer Geschichte standen die Steirer unter dem - nicht immer freundlichen - Einfluss der Römer, Ungarn, Türken und Slawen, zeitweise lebten sie auch unter bayerischer Herrschaft. Heute kommen die Besucher aus aller Welt, nicht mehr in kriegerischer Absicht, sondern als Touristen oder wegen der blühenden Wirtschaft. 2003 wird Graz den Titel Kulturhauptstadt Europas tragen. Die Steirer setzen auf Tradition, das ganze Jahr über finden zahlreiche Brauchtumsveranstaltungen im Land statt.

Spielberg ist die nächstgelegene Stadt an der Strecke, für Touristen lohnt sich aber mehr ein Abstecher in das 60 Kilometer entfernte Graz, die zweitgrößte Stadt Österreichs. Dort wird der Alpenrepublik-Tourist besonders kulturell fündig, hier findet man auch Restaurants, in denen man neben der ansonsten eher gut bürgerlichen Küche sich auch einmal kulinarisch hochwertig verwöhnen lassen kann. Auch ein Besuch der alten Schlossruine empfiehlt sich, auf die man sich bequem per Seilbahn chauffieren lassen kann. Die historische Waffensammlung im Grazer Zeughaus bildet mit 29.000 Exemplaren das weltweit größte mittelalterliche Arsenal. Die Altstadt von Graz ist eine der schönsten in Europa und wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt.

Traditionelle Getränke

Die Steiermark bietet eine Vielzahl kulinarischer Spezialitäten zum Vor-Ort-Genießen, aber auch zum Mitnehmen. Dazu gehört der Schilcher, ein rosa-farbener, frischer, fruchtiger Wein, der in vielen Weinbaubetrieben der Weststeiermark direkt ab Erzeuger zu kaufen ist. Edelbrände aus Obst, die es in zahlreichen Sorten und Qualitäten überall im Land zu kaufen gibt, sind eine weitere Köstlichkeit der Region. Für die gesunde Küche empfiehlt sich das Steirische Kürbiskernöl, eine europaweit geschützte Bezeichnung für Öle aus Kürbiskernen, die in der Steiermark und im südlichen Burgenland gepresst werden. Kürbiskernöl eignet sich für Salat, zu kaltem Rindfleisch oder zu Eierspeisen.

2002:
Ferrari-Pilot Rubens Barrichello dominierte das gesamte Wochenende auf dem A1-Ring. Zusammen mit Michael Schumacher ließ er der Konkurrenz keine Chance, doch am Ende gab es Pfiffe der Zuschauer, weil Schumacher mittels Stallregie an Rubens Barrichello vorbei ging. Aufregung auch im Rennen: Nick Heidfeld verlor seinen Sauber aus der Kontrolle und traf Takuma Sato im Jordan ? wie durch ein Wunder verließen beide ihre Wracks unverletzt. Die BMW-Williams belegten die Plätze drei und vier, die McLaren-Mercedes wurden schwer geschlagen: David Coulthard kam nur auf Rang sechs.

2001:
McLaren-Mercedes-Pilot David Coulthard siegt von Startplatz 7 aus ? sein bisher letzter Sieg. Beim Duell mit BMW-Williams-Fahrer Juan-Pablo Montoya verliert Ferrari-Pilot Michael Schumacher wertvolle Plätze und muss kurz vor dem Ziel auf Schützenhilfe von Rubens Barrichello bauen, um noch Zweiter zu werden, der sich zähneknirschend auf den dritten Platz zurückfallen lässt.

2000:
Mika Häkkinen holt sich die Pole Position und den Sieg vor McLaren-Mercedes-Teamkollege David Coulthard. Michael Schumacher scheidet nach dem Start schon in der ersten Kurve aus, als sein Ferrari vom BAR-Honda Ricardo Zontas von hinten angestoßen wird. Für Ferrari fährt Rubens Barrichello einen dritten Platz nach Hause. Nach dem Rennen wird am Auto von Mika Häkkinen entdeckt, dass an der Elektronikbox Sigel fehlten. Der Finne darf seine Punkte behalten, das Team bekommt zehn Zähler gestrichen. Weiteres negatives "Highlight" des Rennens ist eine Kollision zwischen den beiden Prost-Peugeot-Piloten Jean Alesi und Nick Heidfeld, die beide ins Aus befördert.

1999:
Ein Rennen mit vielen Überraschungen. Während Michael Schumacher nach seinem Unfall in Silverstone pausieren musste, holte Eddie Irvine für Ferrari den Sieg, nachdem ihm David Coulthard Schützenhilfe gegeben hatte, der bei einem Überholversuch Teamkollege Mika Häkkinen in der ersten Runde von der Strecke schickte. Häkkinen kommt vom letzten Platz noch auf Rang 3 nach vorne.

1998:
David Coulthard wird in der zweiten Kurve gedreht und zu allem Überfluss fährt ihm ein Gegner noch den Frontspoiler ab. Dennoch kommt der Schotte noch auf den zweiten Platz hinter Teamkollege Mika Häkkinen, der das Rennen gewinnt. Michael Schumacher rutscht mit dem Ferrari in der 'Jochen Rindt'-Kurve von der Strecke und muss sich eine neue Nase abholen. Der Deutsche kommt dennoch auf den dritten Platz, nachdem ihn Teamkollege Eddie Irvine wegen eines angeblichen Bremsproblems vorbeilässt.

1997:
Schon das Comeback-Rennen verspricht Spannung pur. Formel-1-Neuling Jarno Trulli liegt im Prost lange Zeit in Führung, bis er an die Box muss und Jacques Villeneuve im Williams-Renault in Führung geht. Später lässt Trulli der Motor im Stich. David Coulthard kommt im McLaren-Mercedes auf den zweiten Platz, Teamkollege Mika Häkkinen platzt in Führung liegend in der ersten Runde der Motor.