Großer Preis von Österreich: Renault-Vorschau

Bei Renault ist man sich darüber im Klaren, dass man am A1-Ring nicht so gut aussehen wird wie zuletzt in Barcelona

(Motorsport-Total.com) - Für das Renault-Team könnte das bevorstehende Rennen am A1-Ring das bisher schwierigste dieser Saison werden, weil der R23 zwar aerodynamisch exzellent ist, die High-Speed-Strecke in der Steiermark aber eher Motorleistung forciert. Dementsprechend zurückhaltend äußerten sich Fahrer und Verantwortliche hinsichtlich des sechsten WM-Laufs.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Renault wird in Österreich nicht so stark sein wie zuletzt in Barcelona

Fernando Alonso ist zwar "optimistisch für die Zukunft", lehnte sich aber ansonsten nicht weit aus dem Fenster, was seine Erwartungen angeht: "Ich mag die Strecke, aber sie gehört nicht zu meinen absoluten Favoriten. Der Fahrer ist hier nicht so wichtig wie zum Beispiel in Suzuka. Andererseits kommen wir mit einigen guten Resultaten im Rücken nach Österreich und ich glaube, wir können gut abschneiden. Zeltweg passt halbwegs zu meinem Fahrstil, obwohl der fahrerische Einfluss nicht so groß ist wie auf anderen Strecken."

"Mit jedem Rennen lerne ich das Team und das Auto besser kennen", fuhr er fort. "Heute fühle ich mich stärker, wenn ich gegen andere Fahrer antreten muss, denn letztes Jahr habe ich zwar unzählige Testkilometer abgespult, aber ich konnte mich nie mit jemandem messen. In den ersten paar Rennen habe ich viel über Boxenstopps gelernt, darüber, wie die Reifen abbauen, wie man sich ein Rennen einteilen muss. Ich kann das Potenzial des Autos immer besser ausschöpfen."

A1-Ring auch für Trulli "nicht sehr kompliziert"

Teamkollege Jarno Trulli betrachtet den A1-Ring als "nicht sehr komplizierten" Kurs: "Man kann nicht sagen, dass hier besondere fahrerische Fähigkeiten notwendig sind." Immerhin schätzt der bisher in dieser Saison so glücklose Italiener aber die malerische Landschaft rund um die Strecke und es ist ihm "eine wirkliche Freude, durch eine so spektakuläre Gegend zu fahren."

"In Zeltweg ist die Fahrbahn oft schmutzig und rutschig und der Grip ist recht gering", schilderte er seine bisherigen Erfahrungen in den vergangenen sechs Jahren. "Trotzdem geht mir in Österreich meistens alles leicht von der Hand und ich war dort auch immer schnell. Ich hoffe, das bleibt so." Seine bisher beeindruckendste Vorstellung am A1-Ring lieferte er 1997 ab, als er als Panis-Ersatz bei Prost lange führte, ehe sein Mugen-Motor bei der Gösser-Kurve verrauchte.

Beim Test in Le Castellet wurden primär verschiedene Michelin-Reifentypen getestet, aber es wurde auch der neuen Motorenspezifikation der letzte Feinschliff verpasst. Renault-Heimkehrer Bernard Dudot hat bekanntlich die Benzineinspritzung und die Schmierung verbessert und so angeblich 30 PS gefunden, die am A1-Ring bitter nötig sein werden, wenn Renault auch nur annähernd im Spitzenfeld mitmischen möchte. Die Regionen, in denen man sich in Barcelona bewegte, werden diesmal wohl kaum zu erreichen sein.

Setup wird auf Stop-and-Go-Charakteristik ausgelegt

Chefingenieur Pat Symonds erklärte indes die abstimmungstechnischen Aspekte für Österreich: "Wir müssen uns auf die langsamen Sektionen der Strecke konzentrieren und darauf, wie wir schnell abbremsen und schnell wieder beschleunigen können. Gleichzeitig darf man aber den Top-Speed am Ende der Geraden nicht aus den Augen verlieren, denn es gibt nur zwei Stellen, wo man problemlos überholen kann."

"Am Freitag", erklärte er weiter, "ist der Asphalt normalerweise sehr schmutzig, was das Austüfteln eines Setups sehr schwierig gestaltet. Abgesehen von den langsamen Kurven gibt es ja auch noch eine schnelle Passage, die besonders heimtückisch ist, weil die Außenkanten der Reifen bis dorthin nicht auf Betriebstemperatur kommen. Außerdem spielt noch die Höhenlage eine Rolle, wegen der die Aerodynamik- und Motorleistung nicht voll abgerufen werden kann."

Definitiv muss "ein ganz anderes Setup als in Barcelona" verwendet werden, ließ der Brite durchblicken. Und welche Rolle spielen die Reifen, Pat? "Es ist schwierig, die richtigen Reifen auszuwählen", antwortete er. "Manche Abschnitte erfordern eine weiche Mischung, während andere wieder einen hohen Verschleiß verursachen, speziell beim Beschleunigen. Außerdem verändert sich die Strecke dauernd, weshalb wir uns wohl erst kurz vor dem Qualifying festlegen werden."

Freitagstests größerer Vorteil als in Barcelona?

Einen größeren Vorteil als in Barcelona verspricht sich das französisch-britische Team von den Zusatztests am Freitag, obwohl zu dem Zeitpunkt wohl noch jede Menge Schmutz auf der Fahrbahn liegen wird. Gerade jetzt, wo Österreich von einer massiven Blütenstaub-Plage heimgesucht wird, könnte dies zu einem Handicap werden. Andererseits kann man auf dem den Teams ansonsten eher unbekannten Kurs wertvolle Daten sammeln.

"Wir haben nicht viel Erfahrung auf dieser Strecke", erklärte Testfahrer Allan McNish, "also sollten die zwei Stunden am Freitag schon einen Vorteil gegenüber der Konkurrenz darstellen, weil wir unseren R23 an die Gegebenheiten anpassen können. Außerdem können wir an der Weiterentwicklung der neuen Motorenspezifikation arbeiten und die Ingenieure werden sich auch gleich mit dem Feintuning des Motors beschäftigen."

Für den Schotten selbst steht wieder das übliche Programm auf der Tagesordnung: "Was meinen persönlichen Plan für diesen Test angeht, werde ich wohl wieder hauptsächlich Reifen ausprobieren und entwickeln, denn wir müssen ganz sicher sein, dass die ausgewählten Mischungen in jeder Hinsicht die richtigen für den A1-Ring sind."