• 02.04.2010 15:18

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

18-Zoll-Räder wären eine "riesige Umstellung"

Michelin wünscht sich für den Fall einer Rückkehr 18-Zoll-Räder, aber die Teams sind dagegen und auch Bridgestone hat ernsthafte Zweifel

(Motorsport-Total.com) - Im Fahrerlager von Sepang herrscht derzeit Aufregung über die Reifen, denn Monopolist Bridgestone wird sich bekanntlich am Jahresende zurückziehen. Doch den Diskussionsstoff liefert der mögliche Nachfolger Michelin, der sich dem Vernehmen nach für die Einführung von 18-Zoll-Rädern an der Hinterachse einsetzt.

Titel-Bild zur News: Michelin-Reifen

Solche 18-Zoll-Räder will Michelin auch in der Formel 1 einführen...

Um den Fans, die nun euphorisch aufschreien, gleich einmal zu bremsen: Es geht dabei nicht um die Reifenbreite, die laut aktuellem FIA-Reglement zwischen 365 und 380 Millimetern liegen muss, sondern um den Durchmesser der Felgen, der derzeit 13 Zoll beträgt. Michelin wünscht sich die Änderung wegen möglicher Synergien mit dem Sportwagenbereich, denn bei den 24 Stunden von Le Mans kommen in der Königsklasse LMP1 ebenfalls 18-Zoll-Räder zum Einsatz.#w1#

Annäherung an Le-Mans- oder DTM-Reifen

Umgelegt auf die Formel 1 würde das bedeuten, dass die Lauffläche der Reifen gleich breit bleiben, die Felge jedoch größer und das Volumen des Reifens kleiner werden würde. Von der Optik her wäre also eine Annäherung an den Sport- oder Tourenwagenbereich die logische Folge. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' ist die Mehrheit der Teams von dieser Idee absolut nicht begeistert - aber weniger aus optischen Gründen.

"Ich habe gemischte Gefühle", meint Lotus-Konstrukteur Mike Gascoyne, der der Idee noch relativ freundlich gesinnt ist, gegenüber 'Autosport'. "Einerseits gefallen dir große Regeländerungen als neues Team, weil große Regeländerungen alle auf den gleichen Stand bringen, aber andererseits hast du als neues Team nicht die Ressourcen und die Leute, um das auf die Reihe zu kriegen. Aber wir finden uns mit allem ab, was man uns vorschreibt."

Die Auswirkungen wären "riesig", glaubt der Brite: "Es wäre weniger Luft in den Reifen, also würde das Handhaben des Luftdrucks vielleicht einfacher werden. Mit den schmäleren Seitenwänden würde eine Variable aus dem Radaufhängungssystem wegfallen und zwischen den Querstreben wäre viel mehr Platz als bisher. Wir müssen das sorgfältig durchdenken, damit nicht enorme Kosten auf uns zukommen", fordert Gascoyne.

Bridgestone zweifelt an 18-Zollern

Bridgestone-Reifen

... und so sehen aktuelle Formel-1-Reifen mit breiteren Seitenwänden aus Zoom

Bei Aussteiger Bridgestone ist man sich indes nicht sicher, ob 18 Zoll überhaupt machbar wären: "Bei den gegenwärtigen Reifen sind 14 Zoll das absolute Maximum", erklärt Entwicklungschef Hirohide Hamashima, der zudem ein gewisses Sicherheitsrisiko sieht: "Wenn wir bei gleicher Reifengröße auf 18-Zoll-Felgen umstellen würden, müsste man den Luftdruck stark erhöhen, sonst wäre es sehr gefährlich."

Darüber hinaus hätte eine Umstellung Auswirkungen auf das Fahrverhalten: "Ich glaube, wenn mit diesen Autos 18-Zoll-Reifen eingeführt werden, wäre starkes Übersteuern eine Folge. Die Traktion würde auch sehr stark nachlassen", nimmt der Japaner an. "Außerdem müssten die Teams die Hinterradaufhängung komplett neu designen, ebenso die Aerodynamik. Es würde sicher viel Arbeit und Geld erfordern."

Noch hat sich kein Reifenhersteller offiziell bei der FIA beworben, doch man hört, dass es ab 2011 wieder einen Reifenkrieg geben könnte. Gascoyne sieht das nicht nur positiv: "Das ist toll, wenn du bei der richtigen Marke bist, aber ziemlich schlecht wenn nicht. Außerdem hat ein Reifenkrieg noch nie die Kosten verringert, sondern immer nur in die Höhe getrieben. Daher denke ich, wir sollten mit diesen Dingen vorsichtig umgehen."