• 02.04.2010 15:21

  • von Fabian Hust

Fernandes: "Man dachte, ich drehe komplett durch"

Der Teamchef des Lotus-Rennstalls über die kurze aber dennoch lange Reise in die Formel 1 und warum er froh ist, beim Heimrennen zu sein

(Motorsport-Total.com) - Es ist erst das dritte Formel-1-Rennen für das Lotus-Team, doch es ist für den Rennstall wohl beinahe wichtiger als das erste Rennen, schließlich startet man auf heimischen Boden in Malaysia: "Für mich ist das eine sehr besondere Angelegenheit", so Teamchef Tony Fernandes.

Titel-Bild zur News: Tony Fernandes

Tony Fernandes wurde schon des Öfteren für "verrückt" erklärt...

"Es ist das erste Mal, dass Lotus in Malaysia fährt, was unsere Heimat ist, und wir haben in den vergangenen Wochen unglaubliche Unterstützung erfahren. Es war aus diesem Grund heute ein besonderer Moment, die Autos auf die Strecke zu schicken und auch Fairuz im Auto sitzen zu haben. Alles in allem kann ich mein Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht bekommen. Es war ein guter Tag."#w1#

Zielankünft als Ziel

Hinter dem Teamchef liegt eine harte Zeit: "Wir haben zwei Wochen später begonnen als alle anderen. Wir haben uns stetig verbessert. Zu Beginn hatten wir ein paar Probleme mit der Hydraulik und so weiter, aber das Auto wurde besser und besser. Wir haben ein paar Dinge aus der Welt geschafft, aber nichts größeres."

"Unser Ziel bleibt dasselbe, wir wollen die Rennen beenden und versuchen, das beste der neuen Teams zu werden und kleinere Verbesserungen zu installieren, wann wir dies auch immer tun können. Unser großes Upgrade wird in Barcelona kommen."

"Schritt für Schritt fühlen sich unsere Fahrer im Auto wohler. Wir lernen über es eine Menge. Wir haben es etwas abgespeckt und freuen uns wirklich auf Barcelona. Zwischen jetzt und Barcelona werden wir einfach schauen, was wir aus dem Auto herausholen können."

Sechs-Monate-Countdown

"Es war jedoch ein guter Start. Man muss sich wirklich daran erinnern, dass wir nur sechs Monate Zeit hatten, um das alles aufzubauen. Mike (Gascoyne, Technischer Direktor des Teams; Anm. d. Redaktion) erinnert mich immer wieder daran, dass es 8.500 Teile sind. Es war ein schweres Auto, da wir eine konservative Herangehensweise eingeschlagen haben, um ein zuverlässigeres Auto zu haben, und ich denke, dass sich dies bezahlt gemacht hat."

Mit einem Schmunzeln erinnert sich Fernandes an jene Zeit, als er seine Pläne bekannt gab: "Da dachten wohl die meisten Leute, dass ich komplett durchgedreht bin. Aber das war den Großteil meines Lebens über der Fall. Als ich mit der Air Asia begann, da dachten die Leute ebenfalls, dass ich komplett durchgedreht bin."

Malaysia steht immer mehr hinter dem Projekt

"Ich denke, dass wir während den vergangenen sechs Monaten die Nation mehr und mehr an dieses Projekt haben glauben lassen. Wir erhalten auch von unseren Nachbarn aus Singapur, Thailand und Indonesien eine Menge Unterstützung. Als ich hier durch die Straßen lief, da sagten alle 'Viel Glück, Gratulation, wir sind für Lotus hier'. Das war wirklich überwältigend."

"Ich wusste, dass wir Unterstützung genießen würden, aber ich hatte nicht realisiert, wie groß diese sein würde. Ich sagte immer wieder zu Bernie Ecclestone und Max Mosley, dass die Formel 1 viel größer sein wird, wenn man Unterstützung aus der Heimat hat. Sie wird wirklich zu einem globalen Sport. Im Moment ist sie vorwiegend europäisch."

"Auf der Basis der Rückmeldungen, die wir erhalten, und auf Basis der Ticket-Verkäufe, von denen wir hören, läuft es sehr gut. Den Empfang, den Heikki und Jarno genossen haben, hat meiner Meinung nach alle überwältigt, das war so positiv. Es ist einfach fantastisch."


Fotos: Lotus, Großer Preis von Malaysia


Mangel an Testfahrten ist immer ein Problem

Das Team hatte wie alle Neulinge einen schweren Einstand, schließlich sind die Testfahrten stark limitiert. Dass im ersten Rennen beide Autos die Zielflagge sahen, war extrem erstaunlich: "Wir hätten sowieso kaum mehr Zeit für Testfahrten gehabt", so Fernandes. "Wenn man die FIA gefragt hätte, ob wir mehr testen können, so denke ich, hätten sie es erlaubt. Aber in unserem Fall war es einfach so gewesen, dass die Zeit gegen uns gearbeitet hat."

"Ob ich glaube, dass es neuen Teams im Vergleich zu etablierten erlaubt sein sollte, mehr zu testen? Um ehrlich zu sein denke ich, dass es keine schlechte Idee ist, denn wir treten gegen Teams an, die seit 50 oder 60 Jahren dabei sind. Ich habe mich darüber mit jemandem bei Virgin unterhalten. Ich denke, das wäre eine gute Idee, wenn dies ein neues Team nachen dürfte, das im kommenden Jahr in den Sport kommt."

Fernandes kritisiert Todts Pläne

Dass FIA-Präsident Jean Todt wieder eine Maximalzeit einführen möchte, die ein Pilot im Qualifying nicht überschreiten darf, will er am Rennen teilnehmen, erachtet der Teamchef als unsinnig: "Das ist natürlich Sache der FIA. Wenn sie ihm eine Superlizenz erteilen, dann sollte es ihm erlaubt sein, am Rennen teilzunehmen."

"Wenn die Fahrer andere ausbremsen, so ist dies meiner Meinung nach Teil des Rennsports. Man muss überholen, man muss überrunden, darum dreht es sich doch. Meiner Meinung liegt das Hauptaugenmerk zu sehr auf den hinteren Fahrern, die im Zusammenhang mit Sicherheitsproblemen gebracht werden. Meiner Meinung nach gibt es überhaupt keine Probleme. Das sind alles konkurrenzfähige Jungs, sie werden keinerlei Sicherheitsprobleme verursachen."

Fernandes fiebert Indien-Grand-Prix entgegen

Nicht zuletzt aufgrund seiner indischen Wurzeln fiebert Fernandes schon dem Großen Preis von Indien im kommenden Jahr entgegen: "Das ist großartig. Aus diesem Grund hofft Bernie, dass es einen indischen Fahrer in der Formel 1 gibt, und meiner Meinung nach ist es großartig, Force India zu haben. Dort leben eine Milliarde Menschen."

¿pbvin|512|2465|lotus|0|1pb¿"Ich sage immer zu Bernie, dass man wegen der asiatischen Zuschauer ein Rennen abends oder ein Rennen morgens in Silverstone haben sollte, denn dann weiß man, dass man einen globalen Sport hat. Wir müssen unser Rennen nicht um vier Uhr am Nachmittag starten."

"Das ist für die FOM, die FIA und alle Teams eine Herausforderung. Wir müssen es wirklich zu einem globalen Sport machen. Es reicht nicht, Strecken zu bauen, diese kann man überall bauen. Man benötigt die Karun Chandhoks, die Fairuz Fauzys dieser Welt, Teams wie Force India und Lotus, dann hat man echte Teilnehmer."

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