WSBK-Test Jerez (Tag 1): Ducati-Bestzeit, BMW ohne Razgatlioglu mit Rückstand!

Drei Ducatis in den Top 3: Nicolo Bulega holt sich beim Testauftakt am Mittwoch die Bestzeit, Scott Redding zeigt starkes Ducati-Comeback - BMW nicht in den Top 10

(Motorsport-Total.com) - Die Winterpause der Superbike-WM ist vorbei. Beim zweitägigen Test im spanischen Jerez nahmen die Fahrer und Teams heute die Arbeit für die WSBK 2025 auf und legten den Grundstein für den Start der neuen Saison.

Titel-Bild zur News: Nicolo Bulega

Starke Vorstellung: Nicolo Bulega fuhr als einziger Fahrer eine 1:38er-Runde Zoom

Bereits in gut vier Wochen findet auf Phillip Island (Australien) das erste von zwölf Rennwochenenden statt. Vizeweltmeister Nicolo Bulega (Ducati) holte sich am Mittwoch die Tages-Bestzeit und führte ein Ducati-Trio an der Spitze an.

Bei Sonnenschein und milden Temperaturen nahmen die Fahrer pünktlich um 10:00 Uhr den ersten Test des neuen Jahres in Angriff. BMW-Werkspilot Michael van der Mark war der erste Fahrer, der auf die Strecke fuhr.

Van der Mark muss in Jerez vorrangig um die Entwicklungsarbeit bei BMW kümmern, denn Teamkollege und Weltmeister Toprak Razgatlioglu fällt nach seinem Enduro-Sturz verletzungsbedingt aus. Razgatlioglu brach sich beim Training den Zeigefinger der rechten Hand.

Toprak Razgatlioglu

Gebrochener Finger: Toprak Razgatlioglu verletzte sich beim Training die rechte Hand Zoom

Ob der Türke kommende Woche am Test in Portimao (Portugal) teilnehmen kann, ist aktuell noch ungewiss. BMW befürchtet, dass der Titelverteidiger erst beim Saisonstart wieder auf seine M1000RR steigen kann. Alles andere als optimal, um gut für die neue Saison vorbereitet zu sein.

Rahmen legal oder nicht? BMW bereitet sich auf alle Szenarios vor

Komplett auf sich alleine gestellt war Michael van der Mark am Mittwoch aber nicht. BMW sendete das WSBK-Testteam mit Markus Reiterberger und Sylvain Guintoli nach Andalusien, um zusätzliche Erfahrungen mit der neuen M1000RR zu sammeln. Ein wichtiger Punkt der Entwicklung ist die Arbeit am Chassis.

BMW muss sich auf das drohende Verbot des Super-Concession-Rahmens vorbereiten. Hinter den Kulissen brodelt es und viele Experten sind sich sicher, dass noch vor dem Saisonstart bekanntgegeben wird, dass BMW mit dem Serien-Rahmen teilnehmen muss.

Michael van der Mark

BMW-Werkspilot Michael van der Mark trägt eine große Verantwortung Zoom

Im Vorjahr nutzte BMW die Zugeständnisse im Reglement, um ein Bauteil zu modifizieren. Die Münchner wählten den Rahmen aus und holten mit einem in der Steifigkeit abgeänderten Bauteil den WM-Titel. Einige Mitbewerber beanstanden, dass das nicht im Sinne einer seriennahen Meisterschaft ist.

Neben der Arbeit am Fahrwerk gibt es noch einige ungeklärte Fragen bei der Abstimmung der M1000RR für 2025, die im Vergleich zum Weltmeister-Bike aus dem Vorjahr über einige technische Neuerungen verfügt. Ein Sturz in Kurve 8 brachte Van der Mark zwischenzeitlich vom Kurs ab. Der Rückstand auf die Tages-Bestzeit war groß. Van der Mark beendete den Tag außerhalb der Top 10.

Starker Auftakt: Fuel-Flow-Regel für Ducati kein Problem?

Im Lager von BMW rechnet man damit, dass Ducati auch in diesem Jahr der größte Herausforderer sein wird. Dieser Rolle wurden die "Roten" gerecht, denn Vizeweltmeister Nicolo Bulega machte beim Testauftakt da weiter, wo er beim Saisonfinale im Oktober aufgehört hat.

Bulega setzte sich am Mittwoch klar an die Spitze der Wertung. Mit seiner 1:37.731er-Runde war der Italiener nicht weit von seinem Pole-Rekord aus dem Vorjahr (1:37.596 Minuten) entfernt. Die schnellste Rennrunde aus dem Vorjahr (1:38.528 Minuten) unterbot Bulega locker. Auch Andrea Iannone war stark unterwegs und reihte sich auf P2 ein.

Im Winter war unklar, wie sich das Fuel-Flow-Limit auf die Konkurrenzfähigkeit der Ducati Panigale V4R auswirken wird. Im Feld der Superbike-WM nimmt die Ducati mit ihrem hoch drehenden V4-Motor eine Sonderrolle ein.

Offensichtlich haben sich die 2025er-Regeln aber nicht allzu stark ausgewirkt, sofern sich Ducati beim Test an das vorgeschriebene Limit von 47 kg/h hält. Andererseits muss man im Hinterkopf behalten, dass Jerez keine Strecke ist, auf der maximale Leistung im Vordergrund steht.

Nicolo Bulega war am Mittwoch nicht der einzige schnelle Ducati-Pilot. Auch seine Landsmänner Andrea Iannone (GoEleven) und Danilo Petrucci (Barni) fuhren starke Rundenzeiten. Ex-Champion Alvaro Bautista war nie einer der Fahrer, die im Winter mit Bestzeiten glänzen konnten. Der mittlerweile 40-jährige Spanier verzichtete auf eine Zeitenjagd.

Scott Redding bereits beim Ducati-Debüt in den Top 3!

Für Scott Redding und das MGM-Bonovo-Team begann heute ein neues Kapitel. Redding sitzt nach drei durchwachsenen Jahren mit BMW wieder auf einer Ducati, bleibt dem Team von Michael Galinski aber erhalten.

Scott Redding

Scott Redding schob sich in der Schlussphase auf die dritte Position Zoom

Die norddeutsche Mannschaft hat sich für die WSBK-Saison 2025 neu aufgestellt und peilt mit Redding den Sieg der Independent-Wertung an. In der finalen Stunde schob sich Redding in die Top 3 und deutete damit an, dass er seinen Speed nicht verloren hat.

Das Barni-Team rund um Marco Barnabo schickt in diesem Jahr zwei Piloten an den Start. Neben Danilo Petrucci, der im Vorjahr die Independent-Wertung gewann, geht mit Yari Montella ein Rookie an den Start. Der Jerez-Test war für Montella die erste Chance, das Ducati-Superbike zu testen.

Erste Ducati-Verfolger: Kawasaki und Bimota in den Top 5 vertreten

Bemerkenswert war die Entwicklung der Abstände. Zur Mittagszeit noch lag das Feld dicht beisammen. Zwischenzeitlich wurden die Top 8 von weniger als einer Zehntelsekunde voneinander getrennt.

Am Nachmittag vergrößerten sich die Abstände, als die ersten Fahrer frische Reifen verwendeten. Auf Grund der stark unterschiedlichen Reifenmischungen von Pirelli sind die Rundenzeiten bei Wintertests immer mit Vorsicht zu genießen.

Axel Bassani

Axel Bassani harmoniert gut mit dem neuen Bimota-Superbike Zoom

Einen positiven Eindruck hinterließ die neue Bimota KB998. Axel Bassani behauptete sich den ganzen Tag im vorderen Feld und führte die Wertung zwischenzeitlich an. Nach einer schwierigen Kawasaki-Debütsaison im Vorjahr wirkt Bassani seit dem Wechsel zum Bimota-Superbike deutlich konkurrenzfähiger. Er beendete den Tag auf der fünften Position und lag gut sieben Zehntelsekunden zurück.

Garrett Gerloff

Kawasaki überraschend stark: Garrett Gerloff war bester Nicht-Ducati-Pilot Zoom

Erstaunlich stark unterwegs war aber auch Garrett Gerloff, der in diesem Jahr die einzige Kawasaki pilotiert. Mit der für 2025 praktisch unveränderten Kawasaki ZX-10RR reihte sich Gerloff auf P4 der Tageswertung ein und war erster Verfolger der drei Ducatis an der Spitze.

Neue Schwinge bei Yamaha, Honda wechselt zu Öhlins

Die Basis-Motorräder von Yamaha und Honda sind für 2025 unverändert. Yamaha präsentierte in der WSBK-Saison 2024 ein mildes Update, das der R1 auffällige Winglets verpasste. Im Winter wurde weiter an der neuen Schwinge getüftelt, die bereits beim Nachsaison-Test zum Einsatz kam. Yamaha strebt an, die Traktion der R1 zu verbessern, um bei der Beschleunigung auf Augenhöhe zur Konkurrenz zu sein.

Jonathan Rea

Yamaha noch nicht schnell genug: Jonathan Rea lag weit zurück Zoom

Die auffälligste Änderung an der Honda CBR1000RR-R Fireblade waren die neuen Federelemente. Die Honda-Rennabteilung traf die Entscheidung, das Experiment mit Showa zu beenden und zu Branchenprimus Öhlins zu wechseln. Nicht mit dabei war Iker Lecuona, der sich beim Training verletzte und durch HRC-Testpilot Tetsuta Nagashima ersetzt wurde.


Fotos: WSBK 2025: Vorsaisontest in Jerez


"Ich hatte beim Training einen leichten Sturz, brach mir eine Rippe und verletzte zudem meine Schulter", verrät Lecuona gegenüber WorldSBK.com. "Die Ärzte haben mir nahegelegt, noch etwas zu warten, da meine Verfassung noch nicht gut genug ist."

Iker Lecuona

HRC-Pilot Iker Lecuona verpasst den Test, weil er sich eine Rippe brach Zoom

Besonders ärgerlich für Lecuona war der verpasste Test mit den neuen Federelementen. "Der Wechsel der Federelemente ist eine große Veränderung. Deshalb ärgere ich mich umso mehr, nicht fahren zu können", kommentiert der Spanier.

Xavi Vierge beendete den Testtag auf der siebten Position und lag etwas mehr als eine Sekunde zurück. Damit war der spanische HRC-Pilot schneller als alle vier Werks-Yamahas. Zudem ließ er auch BMW-Pilot Michael van der Mark klar hinter sich. Ein positives Signal von Honda, während Yamaha weiter nach Verbesserungen sucht.

Vielversprechender WSSP-Test von Philipp Öttl

In der Superbike-WM gibt es in diesem Jahr keinen deutschen Stammfahrer. Philipp Öttls Weg führt nach drei Jahren in der höchsten seriennahen Meisterschaft zurück in die Supersport-WM, in der er beim Weltmeister-Team Feel Racing eine Ducati Panigale V2 pilotiert. Ebenfalls auf einer Ducati Panigale V2 unterwegs sein wird Landsmann Marcel Schrötter.

Öttl absolvierte in Jerez nur einen Testtag und fuhr am Dienstag unter dem Rundenrekord von Weltmeister Adrian Huertas. Ein vielversprechender Auftakt für Öttl, der im Winter bereits intensiv mit der V2-Panigale testete und in der Supersport-WM 2025 einer der Favoriten ist. Landsmann Marcel Schrötter holte sich am Mittwoch die Bestzeit der anwesenden Supersport-Piloten.

Am Donnerstag haben die WSBK-Piloten erneut von 10:00 bis 18:00 Uhr die Chance, Erfahrungen zu sammeln. Eine Woche später folgt ein zweitägiger Test in Portimao, bevor das Material nach Australien gesendet wird.

Die Rundenzeiten vom WSBK-Test in Jerez (Mittwoch):

1. Nicolo Bulega (Ducati) - 1:38.731 Minuten
2. Andrea Iannone (GoEleven-Ducati) +0,450 Sekunden
3. Scott Redding (MGM-Ducati) +0,549
4. Garrett Gerloff (Puccetti-Kawasaki) +0,601
5. Axel Bassani (Bimota) +0,732
6. Danilo Petrucci (Barni-Ducati) +0,817
7. Xavi Vierge (Honda) +1,185
8. Alvaro Bautista (Ducati) +1,404
9. Sam Lowes (Marc-VDS-Ducati) +1,476
10. Alex Lowes (Bimota) +1,539
11. Michael van der Mark (BMW) +1,554
12. Remy Gardner (GRT-Yamaha) +1,562
13. Jonathan Rea (Yamaha) +1,637
14. Ryan Vickers (Motocorsa-Ducati) +1,855
15. Andrea Locatelli (Yamaha) +2,258
16. Markus Reiterberger (BMW-Testteam) +2,545
17. Bahattin Sofuoglu (Motoxracing-Yamaha) +2,565
18. Yari Montella (Barni-Ducati) +2,577
19. Dominique Aegerter (GRT-Yamaha) +2,757
20. Tetsuta Nagashima (Honda) +2,767
21. Borja Gomez (Honda) +2,794
22. Tito Rabat (Motoxracing-Yamaha) +2,860
23. Tarran Mackenzie (MIE-Honda)
24. Xavi Fores (Bimota) +3,195
25. Sylvain Guintoli (BMW-Testteam) +4,056

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