Anders als in der MotoGP: Flag-to-Flag-Rennen in der Superbike-WM erklärt

Die Teams müssen in den beiden Hauptrennen beim Saisonauftakt der Superbike-WM auf Phillip Island die Räder wechseln: Welche Unterschiede es zur MotoGP gibt

(Motorsport-Total.com) - Auf Grund des aggressiven neuen Asphalts haben die WSBK-Verantwortlichen am Donnerstag entschieden, die beiden Hauptrennen von 22 auf 20 Runden zu verkürzen und Pflicht-Boxenstopps vorgeschrieben (wie es dazu kam). Pirelli bestätigte nach der Analyse der Datenaufzeichnungen vom Test, dass die linke Flanke der Hinterreifen zu stark belastet wird. Durch die Anpassung des Rennformats sollen Reifenschäden verhindert werden.

Titel-Bild zur News: Jonathan Rea

In der WSBK werden die Räder und nicht die Motorräder gewechselt Zoom

Die Änderung des Formats hatte zur Folge, dass sich die Teams ab dem ersten Training am Freitag vorbereiten mussten, um die Herausforderung am Samstag und Sonntag bestmöglich zu meistern (zum FT2-Bericht).

Da es in der Superbike-WM pro Fahrer nur ein Motorrad gibt, müssen bei einem Flag-to-Flag-Rennen die Vorder- und Hinterräder gewechselt werden. Ein Motorradtausch wie in der MotoGP ist nicht möglich.

Warum es in der Superbike-WM eine Mindestzeit für Boxenstopps gibt

Um den Mechanikern den Druck zu nehmen und Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden, schreibt das Reglement eine Mindestzeit für den Boxenstopp vor. Präziser gesagt gibt es eine Mindestzeit zwischen dem Einbiegen in die Boxengasse und der Rückkehr auf die Strecke. Im Fall von Phillip Island liegt dieses Zeitfenster bei 63 Sekunden.

Diese 63 Sekunden ergeben sich aus der Zeit, die der Fahrer benötigt, wenn er mit 60 km/h durch die etwa 550 Meter lange Boxengasse fährt, und einer Standzeit von 30 Sekunden für den eigentlichen Boxenstopp. Bei Rennstrecken mit längerer oder kürzerer Anfahrt ist die Mindestzeit entsprechend länger oder kürzer.

Drastische Strafen beim Unterschreiten der Mindestzeit

Wenn der Transponder des jeweiligen Fahrers die Boxenausgangslinie früher als 63 Sekunden überquert, erhält der Fahrer eine Strafe. Das Reglement schreibt vor, dass für jede Sekunde unterhalb der Mindestmarke eine Strafe von fünf Sekunden ausgesprochen wird. Benötigt ein Fahrer länger als 63 Sekunden, dann verliert er diese Zeit.

Dominique Aegerter

Kehrt ein Fahrer zu zeitig auf die Strecke zurück, dann folgt eine Strafe Zoom

Yamaha-Crewchief Andrew Pitt, der sich in der WSBK-Saison 2024 um die R1 von Rekord-Weltmeister Jonathan Rea kümmert, begrüßt das vorgeschriebene Zeitfenster, weil es den Mechanikern den Druck nimmt, so schnell wie möglich die Räder zu wechseln.

Jonathan Rea; Andrew Pitt

Yamaha-Crewchief Andrew Pitt mit Jonathan Rea Zoom

"Natürlich ist die Geschwindigkeit immer noch wichtig, aber wenn wir den Fahrer zu früh loslassen, werden wir bestraft. Für den eigentlichen Boxenstopp haben wir 30 Sekunden Zeit. Normalerweise schaffen wir es, ihn in weniger als 20 Sekunden zu absolvieren. So bleiben uns 10 Sekunden, um zu prüfen, ob alles in Ordnung ist, bevor wir den Fahrer auf die Strecke schicken", kommentiert Andrew Pitt.

Klare Rollenverteilung sorgt für geregelte Abläufe

Um sicherzustellen, dass ein Boxenstopp so effizient wie möglich abläuft, haben alle Teammitglieder klare Aufgaben. Sogar die Crewchiefs und manchmal auch die Dateningenieure werden in die Arbeit mit den Werkzeugen einbezogen, um einen reibungslosen und effektiven Boxenstopp ohne Fehler zu gewährleisten.

Boxenstopp

Klare Aufgabenteilung: Jeder Handgriff muss sitzen Zoom

Neben dem Wechsel der Räder kann beim Boxenstopp auch eine Anpassung der Federvorspannung oder Dämpfung vorgenommen werden. Diese Maßnahme wird aber in der Regel nur bei wechselnden Bedingungen notwendig. So wird bei einem Wechsel von Slicks auf Regenreifen in der Regel die Federvorspannung reduziert.

Das richtige Timing für den Boxenstopp kann über Sieg und Niederlage entscheiden. Im Fall von Phillip Island bewegt sich das mögliche Fenster für den Boxenstopp zwischen Runde neun und Runde elf.


Fotos: WSBK 2024: Saisonauftakt auf Phillip Island (Australien)


"Wir können zwar im Vorfeld verschiedene Szenarien besprechen, aber letztendlich ist es die Entscheidung des Fahrers, wann er an die Box kommt", schildert Andrew Pitt. "Es hängt alles davon ab, wo der Fahrer im Rennen steht, mit mit wem er kämpft, wie dicht er dran ist und was der konkurrierende Fahrer macht. Wir als Team müssen darauf vorbereitet sein, dass der Fahrer an die Box kommt, wenn er sich dafür entscheidet."

Das erste Rennen der Superbike-WM 2024 wird am Samstag um 6:00 Uhr (MEZ) gestartet (zur TV-Übersicht).

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