Aktive Flügel vereinen Aerodynamik und Abtrieb: Bimota erster Ducati-Verfolger?
Die noch sehr junge Bimota KB998 überrascht beim WSBK-Test in Jerez, aber auch die in die Jahre gekommene Kawasaki ZX-10RR behauptet sich in den Top 5
(Motorsport-Total.com) - Totgesagte leben länger: Diese Aussage könnte auf den in die Jahre gekommenen Kawasaki-Motor zutreffen, der in der Superbike-WM 2025 sowohl die ZX-10RR als auch die neue Bimota KB998 antreibt. Beim WSBK-Test in Jerez behaupteten sich sowohl Kawasaki-Speerspitze Garrett Gerloff als auch Bimota-Werkspilot Axel Bassani in den Top 5. Nur die drei Ducatis an der Spitze waren schneller (zum Testbericht vom trockenen ersten Tag).

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Neues Feature: Die äußeren Elemente der Winglets lassen sich beim Fahren verstellen Zoom
Bemerkenswert ist, wie schnell die noch ziemlich junge Bimota bereits ist. Die Stammpiloten Axel Bassani und Alex Lowes hatten bisher nicht allzu viel Zeit, um sich mit der KB998 vertraut zu machen.
Das Team ging sehr sparsam mit den Testtage um und investierte auch beim jüngsten Test nur halbe Tage, um von den gestatteten zehn Testtagen noch möglicht viele übrig zu haben für weitere Tests.

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Crewchief Pere Riba mit der neuen Bimota KB998 Zoom
Das von Kawasaki auf die Beine gestellte Team nutzte neben den Werkspiloten eine Reihe von Testpiloten. Xavi Fores, Florian Marini und Xavi Artigas sammelten bereits vor dem eigentlichen WSBK-Test einige Erfahrungen und unterstützten das Team zum Teil während der beiden Testtage.
Revolutioniert Bimota die Aerodynamik moderner Superbikes?
Das wohl interessanteste Detail der neuen Bimota ist die aktive Aerodynamik. Wie alle anderen modernen Superbikes verfügt auch die Bimota über Flügel an der Front. Die Endplatten lassen sich verdrehen, um einen besseren Kompromiss aus Abtrieb und Windschlüpfrigkeit zu erreichen. Da dieses Feature auch am Serienbike verbaut ist, entspricht es laut aktuellem Stand dem Reglement.

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Die Bimota KB998 bringt eine Innovation in die Superbike-WM Zoom
Die aktive Aerodynamik könnte sich als Joker erweisen, denn auf den Geraden hat die Bimota mit ihrem Kawasaki-Motor einen deutlichen Nachteil zu den potenteren Superbikes von Ducati, BMW und Honda. Ein geringerer Luftwiderstand hilft dabei, die vorhandene Leistung in Topspeed umzuwandeln.
Aber auch das neue Reglement dürfte Kawasaki in die Karten spielen. Der japanische Hersteller könnte einer der großen Nutznießer des neuen Fuel-Flow-Limits sein, das die Spitzenleistung auf Grund der limitierten Spritflussmenge beschneidet und so vor allem leistungsstärkere Superbikes zurückwirft.
Welche Verbesserungen sich Axel Bassani erhofft
Mit der fünftschnellsten Zeit deutete Bassani erneut das Potenzial der neuen Bimota an. Während der Großteil seiner Rivalen den kompletten Mittwoch testete, fuhr Bassani nur einen halben Tag. "Wir sind nicht viele Runden gefahren, aber wir haben viele Daten gesammelt, und das ist wichtig", bemerkt der Italiener.

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Kann Axel Bassani in der WSBK 2025 für Überraschungen sorgen? Zoom
"Der erste Tag im Trockenen war gut, obwohl es durch den starken Wind teilweise schwierig war", berichtet Bassani. "Die Basis des Motorrads war nicht schlecht und die Rundenzeit war nicht so schnell, aber auch nicht langsam. Für uns ist jeder Tag wichtig, damit wir verstehen, was wir tun müssen und was wir verbessern müssen."
Bassani erkennt noch Luft für deutliche Verbesserungen: "Am Heck habe ich noch nicht das Gefühl, das ich mir wünsche, deshalb arbeiten wir daran, in diesem Bereich Verbesserungen zu finden. Das Team hat jetzt einige Daten, mit denen es den nächsten Test in Portimao vorbereiten kann", so Bassani.
Noch keine Fabelzeiten: Alex Lowes hält sich zurück
Teamkollege Alex Lowes war im Vorjahr überlegen, musste sich bei den bisherigen Tests mit der Bimota aber stark anstrengen, um mit Bassani mitzuhalten. Andererseits sollte man die Rundenzeiten der WSBK-Wintertests mit Vorsicht genießen, da jede Crew ein anderes Programm abspult und die Zeitenunterschiede zwischen den unterschiedlichen Reifenmischungen von Pirelli immens sind.

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Alex Lowes beendete den Jerez-Test auf P10 der Wertung Zoom
"Ich habe mich auf dem Motorrad ziemlich gut gefühlt", berichtet Lowes nach dem Jerez-Test. Der Brite erhielt neue Teile, um die Ergonomie anzupassen. "Ich habe mich daran gewöhnt, sodass wir den neuen Tank, den Sitz und die Sitzposition bestätigt haben", verrät er.
"Wir haben zwei oder drei gute Schritte gemacht. Wir mussten auch einige Dinge am Motorrad selbst erledigen, da neue Teile eintrafen. Aufgrund der windigen Bedingungen beschlossen wir, am ersten Tag nur vier Stunden lang zu testen", verteidigt er die strategische Entscheidung, Testtage zu sparen. Auf Runden im Nassen verzichtete der WSBK-Routinier.
Überraschung: Kawasaki-Pilot Garrett Gerloff erster Ducati-Verfolger
Neben der neuen Bimota KB998 hinterließ auch die bewährte Kawasaki ZX-10RR einen positiven Eindruck. Kawasaki-Speerspitze Garrett Gerloff war als Vierter erster Ducati-Verfolger. Es war der dritte Kawasaki-Test des US-Amerikaners, der offensichtlich sehr gut mit seinem neuen Arbeitsgerät harmoniert.

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Starke Vorstellung: Garrett Gerloff landete auf P4 der Wertung Zoom
Am Mittwoch kam Gerloff auf 62 Runden. Er testete neue Showa-Federgabeln und verschiedene Abstimmungen. Große Neuerungen sind bei Kawasaki nicht mehr zu erwarten. Das Superbike hat das Ende seiner Entwicklung erreicht.
"Tag eins war wirklich positiv, obwohl wir aufgrund des starken Windes nicht die besten Fahrbedingungen hatten", kommentiert Gerloff. "Wir haben einige gute Tests absolviert und konnten einige starke Rundenzeiten erzielen. Ich denke, es ist positiv, Jerez mit diesem Ergebnis zu verlassen."

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Garrett Gerloff verletzt sich die Hüfte: Ein Highsider sorgte für das vorzeitige Ende Zoom
"Das Wetter am zweiten Tag war nicht so toll, aber wir sind trotzdem ein paar Runden im Regen gefahren", schildert Gerloff, der nach elf Runden via Highsider abflog. Dabei schlug er hart auf die Hüfte aus und beschloss mit dem Team, den Test vorzeitig abzubrechen.
Kommende Woche folgt ein weiterer Test im portugiesischen Portimao, bevor das Material die Reise in Richtung Australien antritt. Auf Phillip Island können die Teams in der Woche vor dem Saisonauftakt noch einmal testen. Das erste Rennen der Saison wird am 22. Februar gestartet.


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