Toprak Razgatlioglu wurde am 16. Oktober 1996 in Alanya (Türkei) geboren. Als Sohn des bekannten türkischen Stuntmotorradfahrers Arif Razgatlioglu kam er schon früh mit dem Motorrad in Berührung. Zunächst begann er mit Motocross, ehe er 2009 in den Straßenrennsport wechselte – ein Schritt, der maßgeblich durch seinen Mentor, den mehrfachen Supersport-Weltmeister Kenan Sofuoglu, unterstützt wurde.
Werdegang vor MotoGP
Zwischen 2010 und 2012 startete Toprak in verschiedenen Klassen der türkischen Straßenmeisterschaften, wo er mit seinem aggressiven, aber kontrollierten Fahrstil schnell auf sich aufmerksam machte. 2012 dominierte er die nationale 600er-Klasse, gewann fast jedes Rennen und wurde türkischer Meister – eine Leistung, die ihn über Nacht zum Nachwuchstalent Nummer eins machte.
Red Bull MotoGP Rookies Cup (2013–2014)
2013 folgte sein Einstieg in den Red Bull MotoGP Rookies Cup, eine der wichtigsten internationalen Nachwuchsserien im Motorradrennsport. In seiner ersten Saison fuhr er konstant in die Punkteränge und beendete die Serie auf Rang zehn. Bereits im darauffolgenden Jahr zeigte er deutliche Fortschritte, gewann sein erstes Rennen im Rahmen des Grand Prix von Deutschland am Sachsenring und belegte in der Gesamtwertung Platz sechs. Mit dieser Leistung bewies Razgatlioglu, dass er nicht nur national, sondern auch international mit den besten Talenten seiner Generation mithalten konnte – ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zu einer Profi-Karriere.
Superstock-Cups (2014–2017)
Nach seiner erfolgreichen Zeit im Nachwuchsbereich gelang Razgatlioglu 2014 ein bemerkenswerter Einstieg in die Superstock-600-Klasse, in der er bereits sein Debütrennen in Magny-Cours gewann. Im Folgejahr sicherte er sich auf einer Kawasaki ZX-6R den Europameistertitel, wobei er fünf der sieben Rennen für sich entschied. In den Jahren 2016 und 2017 stieg er in die Superstock-1000-Klasse auf und wurde dort 2017 Vizemeister.
Superbike-WM (2018–2025)
Der Schritt in die Superbike-Weltmeisterschaft erfolgte 2018 mit dem Team Puccetti Kawasaki. Dort sammelte er erste Erfahrungen auf höchstem Niveau, ehe er 2019 mit zwei Siegen und elf Podiumsplätzen sein Potenzial deutlich unter Beweis stellte. Der eigentliche Durchbruch folgte mit dem Wechsel zum Pata-Yamaha-Werksteam. In der Saison 2021 holte er auf der Yamaha R1 seinen ersten Superbike-Weltmeistertitel und brach damit die langjährige Vorherrschaft von Jonathan Rea. In den Folgejahren 2022 und 2023 wurde er jeweils Vizeweltmeister und gewann insgesamt 37 Rennen für Yamaha.
2024 wechselte er zu BMW und bescherte dem Hersteller mit einer Serie von 13 Siegen in Folge den ersten WM-Titel – für ihn selbst war es der zweite. Ein historischer Erfolg, der seine Vielseitigkeit und Ausnahmestellung im Sport unterstreicht.
Werdegang in der MotoGP
Pramac-Yamaha (ab 2026)
Im Jahr 2026 beginnt für Toprak Razgatlioglu ein neues Kapitel: Er steigt in die MotoGP ein und wird für das Team Pramac-Yamaha an den Start gehen. Der Wechsel war lange spekuliert worden und wurde schließlich im Juni 2025 offiziell bestätigt.
Die Yamaha-Führung sieht in ihm nicht nur einen sportlichen Hoffnungsträger, sondern auch einen Botschafter für eine neue Zielgruppe und Märkte wie die Türkei. Razgatlioglu selbst hatte mehrfach betont, dass die MotoGP sein großes Ziel sei. Sein Einstieg erfolgt über das Pramac-Satellitenteam, das eng mit dem Yamaha-Werk verbunden ist und ihm somit bestmögliche Bedingungen für eine erfolgreiche Umstellung auf die Prototypenmaschinen bieten soll. Der Vertrag läuft zunächst über zwei Jahre.
Einfluss im Motorsport außerhalb von MotoGP
Toprak Razgatlioglu gilt nicht nur als einer der erfolgreichsten Superbike-Piloten seiner Generation, sondern auch als Pionier des türkischen Motorsports. Er war der erste Türke, der einen Weltmeistertitel in der Superbike-WM gewann, und gilt heute als Symbolfigur für eine neue Motorsportgeneration in seinem Heimatland.
Seine internationale Strahlkraft hat den Fokus vieler Nachwuchsfahrer in der Türkei und angrenzenden Regionen auf den Rennsport gelenkt. Sein Erfolg hat dem Sport dort größere Sichtbarkeit verschafft und Talenten gezeigt, dass ein Aufstieg in die Weltspitze möglich ist – selbst aus Ländern ohne ausgeprägte Motorsporttradition.
Stärken & Schwächen
Stärken:
- Herausragende Konstanz und Siegeswille, siehe 13 Siege in Folge.
- Vielseitig: Erfolgreich auf diversen Bikes in Superstock und Superbike.
- Mentale Stärke: Hohe Belastbarkeit, inspiriert vom Vater sowie von Mentor Sofuoglu.
Schwächen / Herausforderungen:
- MotoGP-Prototypen sind eine neue Herausforderung im Vergleich zu Serien-Bikes.
- Anpassung in einem Satellitenteam nötig, braucht Geduld und Lernbereitschaft.
Engagement außerhalb des Motorsports
Abseits der Rennstrecke engagiert sich Razgatlioglu besonders in der Förderung junger Talente. Als prominente Persönlichkeit im türkischen Motorsport dient er vielen als Vorbild und setzt sich aktiv dafür ein, dass mehr junge Menschen Zugang zum Rennsport erhalten. Darüber hinaus ist er Markenbotschafter für international tätige Unternehmen wie Red Bull und Dainese.
Sein Image als bodenständiger, disziplinierter und fokussierter Sportler macht ihn nicht nur im Motorsport, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit zu einer respektierten Figur. Über seinen sportlichen Erfolg hinaus trägt er maßgeblich zur Wiederbelebung des Motorsportinteresses in der Türkei bei.