Pavesio betont bezüglich Razgatlioglu: "Toprak ist kein Marketingprojekt"

Yamaha-Direktor Paolo Pavesio spricht über die Beweggründe für Toprak Razgatlioglu und die realistischen Ziele - Zweiter Pramac-Fahrer soll bis Sommer feststehen

(Motorsport-Total.com) - Yamaha-Direktor Paolo Pavesio zählt zu den Architekten des Wechsels von Toprak Razgatlioglu von der Superbike-WM in die MotoGP. Die beiden kennen sich seit Jahren sehr gut. Pavesio bezeichnete den WM-Titel im Jahr 2021 als "größten Erfolg", den er in seiner Laufbahn hautnah miterlebt hat.

Titel-Bild zur News: Toprak Razgatlioglu, Paolo Pavesio

Toprak Razgatlioglu und Yamaha-Direktor Paolo Pavesio Zoom

Im Rahmen des Superbike-Wochenendes in Misano sprach Pavesio über die künftige MotoGP-Zusammenarbeit. "Meiner Meinung nach hat er es verdient, sein Talent zu zeigen", wird der Italiener von GPOne.com zitiert. "Wir haben ihn über Jahre hinweg gesehen und wissen, wozu er fähig ist."

"Wir wollten Toprak diese Chance geben, weil wir an seine Qualitäten glauben und weil wir die interne Zusammenarbeit bei Yamaha - zwischen MotoGP, Superbike und darüber hinaus - weiter intensivieren wollen."

Razgatlioglu bezeichnet den MotoGP-Wechsel als Erfüllung eines Traums. "Toprak hat erkannt, wie groß das Engagement von Yamaha in der MotoGP ist. Die einzige Frage war seine Motivation - und uns allen ist das Risiko eines solchen Schritts bewusst", so Pavesio, "aber wir glauben daran."

"Toprak ist keine Marketingmaßnahme, denn er ist ein talentierter Fahrer, und wir wollen, dass er auf der M1 Leistung zeigt. Natürlich ist es interessant, neue Märkte wie die Türkei zu erschließen, aber es geht um mehr als nur kommerzielle Aspekte."

Es ist klar, dass Razgatlioglu vor einer großen Herausforderung steht. Auch Yamaha muss das Motorrad an seine Bedürfnisse anpassen. Das war bei ersten Testfahrten mit der M1 vor wenigen Jahren nicht der Fall, was bei Razgatlioglu damals für Enttäuschung sorgte.

Pavesio versucht, die künftige Perspektive objektiv einzuordnen: "Es ist unrealistisch, vom Gewinnen zu sprechen. Das Wichtigste ist sein Entwicklungsweg - Schritt für Schritt voranzukommen und sich immer schneller an die M1 anzupassen."

"Er darf nicht in Eile verfallen - das ist der entscheidende Punkt. Ich denke nicht, dass er seinen Stil für die MotoGP grundlegend ändern muss. Ich bin überzeugt, dass Toprak ein Naturtalent ist, das sich an die M1 anpassen kann - und genau das ist das Spannende an dieser Entscheidung."


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"Alle sind neugierig auf Toprak - wir als Erste. Natürlich muss er sich an die MotoGP gewöhnen - an das Fahrerlager, an den Rhythmus der Meisterschaft, an das Motorrad und auch an die Arbeitsweise."

"2027 wird das Motorrad jedoch ein anderes sein, und 2026 gibt ihm die Möglichkeit, sich gezielt darauf vorzubereiten", so Pavesio. Ob Razgatlioglu im kommenden Jahr auch intensiv in die Testarbeit mit Pirelli-Reifen für 2027 eingebunden wird, wurde noch nicht im Detail besprochen.

Wann wird Razgatlioglu erstmals die aktuelle M1 testen?

Offen ist auch noch, wann der 28-Jährige das erste Mal die MotoGP-Yamaha testen wird. In den kommenden Monaten liegt Razgatlioglus Fokus darauf, seinen Weltmeistertitel mit BMW zu verteidigen und sich als Champion aus der Superbike-WM zu verabschieden.

Das Saisonfinale findet am 19. Oktober in Jerez statt. Anschließend könnte es theoretisch die Möglichkeit geben, private Testfahrten zu absolvieren, um den Nachsaisontest nach dem MotoGP-Finale in Valencia Mitte November vorzubereiten.

Als Razgatlioglu im Winter 2023/24 von Yamaha zu BMW wechselte, blockierte Yamaha vorzeitige Testmöglichkeiten. Nun sind die Vorzeichen umgedreht. BMW müsste es erlauben, Razgatlioglu so früh wie möglich nach dem Superbike-Saisonfinale testen zu lassen.

Paolo Campinoti, Gino Borsoi

Die Pramac-Manager Paolo Campinoti und Gino Borsoi erhalten einen neuen Fahrer Zoom

"Ich habe mit Sven Blusch darüber gesprochen", sagt Pavesio, "und würde mich sehr darüber freuen - auch, weil Toprak die Meisterschaft wechselt und es nützlich wäre, die Verbindung zwischen beiden Unternehmen zu stärken."

In den kommenden Wochen muss Yamaha eine weitere wichtige Entscheidung treffen. Wer künftig an Razgatlioglus Seite im Pramac-Team fahren wird, ist noch offen. Entweder erhält Jack Miller einen neuen Vertrag, oder der Zweijahresvertrag von Miguel Oliveira wird aufgelöst.

Bislang hält sich Yamaha diesbezüglich bedeckt. Pavesio sagt nur so viel: "Wir werden alle nötigen Bewertungen vornehmen, um die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Vor der Sommerpause werden Sie den Namen erfahren."