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West: Was bei Kawasaki schief lief
Ex-MotoGP-Pilot Anthony West spricht über seine wohl größte Chance, die er im Nachhinein nicht als Karriere-Highlight bezeichnet
(Motorsport-Total.com) - Die Karriere von Anthony West verlief nicht immer nach Plan. Der Australier kämpfte auf der Strecke meist mit unterlegenem Material. Lediglich bei schwierigen Bedingungen konnte er sich richtig in Szene setzen und wurde spätestens nach seinem Sieg bei der verregneten Dutch TT in der Saison 2003 als Regenspezialist gefeiert. Als die Grand-Prix-Karriere nach Unstimmigkeiten mit dem Team in der Saison 2007 bereits vorbei schien und ein spontaner Wechsel in die Supersport-WM folgte, kam es zur überraschenden Wende.

© Kawasaki
Anthony West erhielt 2007 die Chance im Kawasaki-Werksteam
West erhielt bei Kawasaki die Chance, in der MotoGP zu fahren. Doch wie kam es dazu? "Ich fuhr vorher eine 250er. Das Team versprach mir ein Werksmotorrad. Das Motorrad, das ich erhielt, entsprach dem aber nicht und nach einigen Streitigkeiten verließ ich das Team und wurde nicht bezahlt", berichtet er den Kollegen von 'Crash.net'. "Es deutete alles auf eine Rückkehr nach Australien hin, doch glücklicherweise rief mich Yamaha an und bot mir an, die 600er in der Supersport-WM zu fahren."
"Mit diesem Motorrad schlug ich mich sehr gut, wurde im ersten Rennen Dritter und gewann die beiden folgenden Rennen. Das machte Eindruck, weil ich direkt danach zu Kawasaki wechselte, um die Saison dort zu beenden", erinnert sich der Australier, der bereits einen guten Draht zum Kawasaki-Teamchef hatte: "Ich kannte Michael Bartholemy. Zu dieser Zeit gab es Probleme mit Olivier Jacques. Er bat mich, Tests in Barcelona zu bestreiten. Es war direkt nach dem Rennen. Ich saß im Wohnmobil und das Team meinte: 'Hey, willst du mit der Kawasaki ein paar Runden drehen?' Ich antwortete: 'Verdammt, ja! Das klingt nach einer Menge Spaß!' Ich sprang auf das Motorrad, sie waren zufrieden und ich erhielt den Platz im Team."
"Ich wurde von Rennen zu Rennen schneller und schneller, doch das Motorrad wurde für das neue Jahr verändert. Meiner Meinung nach wurde es schlechter. Zudem stieß John Hopkins ins Team und auf Grund seiner Erfahrung hörten die Leute nicht mehr auf mich und gingen mit dem Motorrad den falschen Weg. Das Handling war nicht besonders gut, doch die Elektronik war noch viel schlimmer. Wenn ich einer Yamaha folgte, konnte ich beobachten, wie das Motorrad sanft herausbeschleunigt und das Vorderrad am Boden bleibt. Die Kawasaki wollte immer rutschen und neigte stark zu Wheelies", erklärt West.

© Kawasaki
Die Zeit in der MotoGP war von vielen Enttäuschungen geprägt Zoom
Um die Situation zu verbessern, nahm West an einem Test in Japan teil. "Wir haben viel Leistung weggenommen und das Motorrad sanfter und fahrbarer gemacht. Als wir in Donington fuhren, waren die Kawasaki-Leute noch immer nicht von meinen Einstellungen überzeugt. Doch ich fuhr mein bestes Rennen. Danach hörten sie auf mich", blickt der spätere Moto2-Pilot zurück. "Doch zu diesem Zeitpunkt zog sich Kawasaki bereits langsam aus der MotoGP zurück."
In den eineinhalb Jahren bei Kawasaki sammelte West 109 WM-Punkte. Die Saison 2008 beendete er nur als WM-18. und blieb hinter den Erwartungen zurück. "Positiv war, dass es ein MotoGP-Bike war und ich bezahlt wurde. Vor der Zeit bei Kawasaki schuldete ich der Bank 6.000 Euro und war ziemlich am Ende. Bezahlt zu werden, war also ein gutes Zeichen. Es war auch toll, ein richtiges MotoGP-Motorrad zu fahren. Die Leute waren großartig."
"Der Grund, warum ich über diese Erfahrung ein bisschen enttäuscht bin, ist, weil ich nicht so gut war, wie ich hätte sein können. Auch das Motorrad entsprach nicht dem Standard der anderen Werksmaschinen im Feld. Unterm Strich fahre ich, weil ich in den Rennen konkurrenzfähig sein möchte. Aus diesem Grund kann ich diese Zeit nicht als Karriere-Hoch einstufen", bedauert der 32-Jährige, der in seiner Karriere nicht oft Glück hatte: "Ich hatte immer das Gefühl, dass die Umstände gegen mich waren und ich gegen etwas ankämpfen muss. Ich hatte oft großes Pech. Deswegen bin ich eine Weile mit der Startnummer 13 gefahren, weil jeder sagt, dass es eine Unglückszahl ist."

