Bauer: "Erhalten von BMW keine Unterstützung"

Gaststarter Martin Bauer spricht über das MotoGP-Projekt mit Suter und BMW und erklärt, warum man sich bisher nicht der Elektronik widmen wollte

(Motorsport-Total.com) - Ex-IDM-Champion Martin Bauer hat in der vergangenen Saison für eine Überraschung gesorgt: Im Alter von 37 Jahren wagte der Österreicher den Schritt in die MotoGP. Im Sommer testete er mit seinem Remus-Team in Brünn eine Suter-BMW und ging beim Grand Prix von Tschechien an den Start. Trotz der fehlenden Erfahrung hinterließ Bauer einen guten Eindruck und nahm im November auch noch am WM-Finale in Valencia teil.

Titel-Bild zur News: Martin Bauer

Martin Bauer möchte die Traktion seiner Suter-BMW verbessern Zoom

In der neuen Saison möchte Bauer erneut in der MotoGP starten. Basierend auf den Daten der Rennen in Brünn und Valencia wird die Suter-BMW über den Winter weiterentwickelt. Momentan konzentriert sich das Team auf die Geometrie der Maschine. Erst danach möchte man sich der komplexen Elektronik widmen. "Wir planen vier bis fünf Einsätze und sind gerade dabei, ein neues Motorrad aufzubauen", kündigt Bauer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' an.

"Den Motor verwenden wir weiter, doch beim Chassis gibt es umfassende Änderungen. Bei den beiden Einsätzen haben wir gesehen, wo wir Defizite haben und nachlegen müssen", bemerkt Bauer. "Das Motorrad war für uns völlig unbekannt. Wir hatten keinerlei Erfahrungswerte damit. Es war wichtig für uns, bei den Rennen zu erkennen, welche Bereiche wir verbessern müssen. Über den Winter haben wir Zeit, um in der neuen Saison schlagkräftiger aufzutreten."

Was ist in der neuen Saison möglich?

"Unsere Zielsetzung ändert sich nicht im Vergleich zum Vorjahr. Wir versuchen, das eine oder andere Team zu schlagen, was natürlich nicht einfach ist, weil wir nicht die Möglichkeiten und Erfahrungen der etablierten Teams haben. Diese Teams haben Jahre gebraucht, um dorthin zu kommen. Es wäre vermessen, zu behaupten, dass wir der Konkurrenz um die Nase fahren werden. Das ist Wunschdenken, aber nicht realistisch", unterstreicht der Österreicher, der bereits in der Saison 2013 die CRT-Konkurrenz ein bisschen ärgern konnte.

Martin Bauer

In der neuen Saison möchte Bauer bei bis zu fünf Rennen teilnehmen Zoom

"Das Ziel muss sein, das eine oder andere etablierte Team hinter sich zu lassen. Wenn man zwei oder drei Teams hinter sich lässt, wäre das schon sehr gut", schildert der IDM-Meister der Saison 2011, der das Projekt ohne Hilfen eines Herstellers bewerkstelligt. "Wir erhalten keine Hilfen und sind komplett auf uns alleine gestellt. Das macht die ganze Geschichte nicht einfacher. Wir sind beim Motor komplett auf uns alleine gestellt und erhalten von BMW überhaupt keine Unterstützung. Beim Chassis setzen wir auf Suter. Es fehlt uns momentan die Erfahrung. Ioda setzt mittlerweile nicht mehr auf Suter."

"Wir sind finanziell nicht in der Lage, uns einen Production-Racer zu kaufen. Das geht leider nicht", bedauert Bauer. Honda ruft für die RCV1000R etwas mehr als eine Million Euro auf. Das Aspar-Team sowie Karel Abrahams Cardion-Team und auch Gresini setzen in der Saison 2014 auf das Kunden-Angebot von Honda. Yamaha veranschlagt allein für das Motorenleasing pro Saison etwa 800.000 Euro. Lediglich das Forward-Team entschied sich für dieses Angebot. Bauers CRT-Maschine ist vergleichsweise günstig.

Elektronik bisher kaum erforscht

Potenzial sieht Bauer bei der Elektronik. "Wir verwenden kaum Elektronik beim Fahren. Ich benutze so gut wie keine elektronischen Fahrhilfen", erklärt er. "Es war uns wichtig, den mechanischen Grip des Motorrads zu steigern und die Neigung zu Wheelies zu reduzieren. Da geht es um geometrische Änderungen. Die Motorleistung ist eigentlich unser geringstes Übel. Wir haben genug Leistung, bekommen diese aber durch das Chassis nicht umgesetzt."

"Sobald es auf die Gerade geht, kann ich die Leistung nicht auf die Strecke bringen. Solange ich in Schräglage bin, geht es. Doch sobald ich richtig ans Gas gehe, steigt das Vorderrad auf. Da verlieren wir sehr viel Zeit. Wir haben schon weniger Leistung als die Konkurrenz, können diese aber noch nicht einmal auf den Boden bringen. Das ist unser Problem. Es gibt ein paar Ideen, dieses Problem zu lösen", berichtet Bauer.


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"Da wir so wenig Zeit hatten, hätte es keinen Sinn ergeben, wenn wir uns auf die Elektronik konzentriert hätten. Es war viel wichtiger, das Fahrwerk abzustimmen und das Chassis weiterzuentwickeln", begründet Bauer die Strategie des Teams. "Das bringt uns viel mehr, als mit der Elektronik zu arbeiten, die unsere mechanischen Probleme nicht löst. Die Elektronik nimmt im Grunde ja nur Leistung weg und macht nicht unbedingt schneller."

"Das erste Ziel muss immer sein, das Motorrad so hinzubekommen, dass man ordentlich fahren kann. Danach kann man mit der Elektronik am Feintuning arbeiten", schildert der Suter-BMW-Pilot, der in der neuen Saison mindestens drei Rennen fahren möchte. "Es ist noch nicht zu 100 Prozent fix, welche Rennen wir bestreiten, doch wir liebäugeln mit dem Sachsenring, Brünn und Assen. Sofern ein Werksteam nicht noch eine Wildcard beantragt, können wir mitfahren. Ich denke, wir können überall dort starten, wo wir möchten."