West über die Magie der Australier

Ex-MotoGP-Pilot Anthony West spricht über die besonderen Qualitäten seiner Landsmänner und erklärt, warum der Weg zwangsläufig nach Europa führt

(Motorsport-Total.com) - Obwohl Australien mehr als 21 Mal größer ist als Deutschland, wohnen nur etwas mehr als 22 Millionen Menschen in dem Land. Das entspricht in etwa einem Viertel der Einwohnerzahl von Deutschland. Dennoch blickt Australien auf viele erfolgreiche Motorrad-Piloten zurück. Fahrer wie Jim Redman, Wayne Gardner, Mick Doohan oder auch Casey Stoner haben ihre Landsmänner stolz gemacht.

Titel-Bild zur News: Carmelo Eszpeleta, Casey Stoner, MotoGP-Legende

Ex-Champ Casey Stoner war das bisher letzte große Idol der Australier Zoom

Doch warum haben so viele Australier den Weg an die WM-Spitze geschafft? "Ich denke, das hat mit der Mentalität und dem Lebensstil der Australier zu tun", bemerkt Anthony West gegenüber 'Crash.net'. "In Australien ist alles hart und ungeschönt. Wenn man nicht gut ist, wird man als Trottel betitelt und aufgefordert, es besser zu machen. Das härtet einen ab und verhindert, dass man sich von irgendetwas verunsichern lässt. Man muss weitermachen und sich selbst beweisen."

"Um in Australien zu bestehen muss man hart sein. Wenn man dann nach Europa kommt, muss man sein komplettes Leben opfern. Wenn Australier nach Europa kommen, sind sie vollkommen entschlossen. Gleichzeitig fühlen sich Australier ein bisschen verloren - wie Hinterwäldler. Damit muss man klar kommen", erklärt West, der seit vielen Jahren in der Motorrad-WM an den Start geht.


Fotos: Casey Stoner testet die Honda RC213V


"Niemand möchte einen rumjammern hören. Ich erinnere mich, wie ich als Kind einige schwere Stürze hatte. Als ich auf dem Boden lag, kam mein Vater und meinte, dass er mich nicht heulen sehen will und ich wieder auf das Motorrad steigen soll. Man muss sich abhärten. Ich denke, das macht einen stärker", berichtet West, der 1998 erstmals in der Weltmeisterschaft an den Start ging.

Anthony West

Anthony West: "Europa ist der Ort, an dem man Karriere macht" Zoom

Der Weg der talentierten Australier führt zwangsläufig nach Europa. "Es gibt guten Rennsport in Australien, doch das ist in der Regel Motocross. Das Land ist so groß, weshalb es schwierig und teuer ist, Straßenrennen zu betreiben. Wenn man in der Australischen Meisterschaft fahren will, muss man von Brisbane nach Sydney und dann bis Perth reisen. Das sind tausende Kilometer, nur um zu einem Rennen zu kommen", begründet West.

"Europa ist der Ort, an dem man Karriere macht. Zudem findet man hier die richtig schnellen Jungs, vor allem in Spanien. Das ist ein weiterer Unterschied: Die Fahrer fangen bereits sehr zeitig an. Ich durfte nicht auf der Straße fahren, bis ich 16 Jahre alt war, aber die Spanier fahren bereits mit fünf oder sechs Jahren Pocket-Bikes. Wir liegen also zurück und müssen schnell aufholen", fordert West entschlossen. "Wenn Australier auch in der Zukunft konkurrenzfähig sein sollen, müssen wir das ändern."