Magneti Marelli: Mit neuer Software bald auf Werks-Niveau?

Die Italiener haben eine neue Version der Open-Software entwickelt, die den Rückstand zu den Werksteams weiter verringern soll

(Motorsport-Total.com) - Die neue Open-Kategorie hat für viele Spannungen hinter den MotoGP-Kulissen gesorgt. Der Gedanke war, die Chancen der privaten Teams zu verbessern und die teure Entwicklungsarbeit auf dem Gebiet der Elektronik zu limitieren. Den Open-Teams wurden für die neue Saison einige Zugeständnisse gemacht. So können diese Fahrer in den Rennen mehr Sprit und pro Saison mehr Motoren verwenden. Zudem ist die Entwicklung der Motoren während der Saison nicht eingefroren. Weichere Hinterreifen dürften in den Trainings eine große Hilfe sein. Den einzigen Nachteil stellt bisher die Verwendung der Einheits-Software dar.

Titel-Bild zur News: Aleix Espargaro

Aleix Espargaro behauptet sich mit seiner Open-Yamaha in den Top 3 Zoom

Doch der Unterschied zwischen der Einheits-Software und den Versionen der Hersteller, die mit extrem hohen Entwicklungskosten verbunden sind, wird immer kleiner. Magneti Marelli arbeitet momentan intensiv an Verbesserungen der Open-Software. Beim zweiten Sepang-Test präsentierten die Italiener ein Update: "Wir haben hier eine umfangreiche neue Version", bemerkt Technikdirektor Corrado Cecchinelli gegenüber 'Crash.net'. "Man kann die alte Software aber noch nutzen, weil es sehr schwierig ist, alle Funktionen der neuen Software zu verstehen."

"Wir baten die Teams, die neue Software im Hintergrund laufen zu lassen, um mehr Erfahrungen zu sammeln und die Arbeitsabläufe zu überwachen, sie aber nicht richtig zu benutzen", schildert der Magneti-Marelli-Ingenieur. Neben dem Steuergerät und den Bedienelementen stellt Magneti Marelli einen Sensor zur Verfügung, der die Bewegungen des Motorrads genau erfasst und an das Steuergerät weiterleitet.


Fotos: MotoGP-Testfahrten in Sepang


"Die Inertia-Plattform ist eine spezielle Box, die als Gyroskop- und Beschleunigungsmesser dient und der ECU die Position der Maschine verglichen mit dem Untergrund mitteilt. Es geht um Parameter wie Schräglage, und Steigung der Maschine", erklärt Cecchinelli. "Die Box gehört zum Hardware-Paket. Wenn man sich entscheidet, ein Open-Fahrer zu sein, dann erhält man diesen Sensor. Wir haben hier eine neue Version gebracht, die besser ist."

Andrea Dovizioso

Ducati-Pilot Andrea Dovizioso testete am Donnerstag die Open-Software Zoom

"Es ist ein komplizierter Sensor, der sensibel auf Abweichungen und Vibrationen reagiert", fügt er hinzu. Doch ab wann kommt die neue Software zum Einsatz? "Das hängt von den Teams ab. Die Software ist bereit und kann aktiviert werden, doch sie ist kompliziert und muss mit mehr Daten gefüttert werden", warnt der Elektronik-Experte. "Wir geben sie in einer Art Standardkalibrierung raus. Es handelt sich aber um extrem hochentwickelte Software. Deswegen muss man exakte Werte für die jeweilige Maschine eingeben. Ansonsten erhält man keine Vorteile."

"Wir raten den Teams, die alte Software zu verwenden, wenn sie sich nicht sicher sind", so Cecchinelli, der über die Entwicklung der Open-Kategorie sehr erfreut ist. "Wir sind mit der allgemeinen Leistungsfähigkeit der Open-Kategorie sehr zufrieden, mit Aleix (Espargaro; Anm. d. Red.) natürlich besonders. Sie haben sehr gute Arbeit geleistet und haben einen sehr guten Fahrer. Es ist nicht auf die neue Software zurückzuführen, das muss ich ehrlich gestehen."

"Aleix gehört zu den Fahrern, bei denen die neue Software im Hintergrundmodus läuft. Er verwendet den Performance-Vorsprung noch nicht", erläutert der Magneti-Marelli-Technikdirektor, der sich von der neuen Software weitere Fortschritte erhofft: "Ich bin überzeugt, dass die neue Software besser ist, denke aber auch, dass wir bereits gut aufgestellt sind. Ich kann den Unterschied nicht in Zeit bemessen." Heute wird sich entscheiden, ob auch das Ducati-Werksteam auf die neue Open-Kategorie setzt. Cecchinelli hat bereits eine Vorahnung und bemerkt: "Ich denke schon."