Gino Borsoi nennt Hintergründe: Warum Jorge Martin der "stärkste Fahrer" ist

Gino Borsoi nennt die Hintergründe zur starken Formsteigerung von Jorge Martin - Der Pramac-Teammanager sieht in Martin den derzeit besten Fahrer im MotoGP-Feld

(Motorsport-Total.com) - Das Pramac-Team könnte Ende November den größten Erfolg der Teamgeschichte feiern. Die italienische Mannschaft steht nicht nur vor dem Gewinn der Wertung der Satellitenteams, sondern auch der Teamweltmeisterschaft. Und mit Jorge Martin könnte man auch Fahrerweltmeister werden.

Titel-Bild zur News: Jorge Martin

In den vergangenen Wochen zeigte Jorge Martin den besten Speed im Feld Zoom

Vor dem letzten Triple-Header hat der Spanier lediglich 13 WM-Punkte Rückstand auf Titelverteidiger Francesco Bagnaia. Ohne Sturz in Indonesien und falscher Reifenwahl in Australien könnte Martin schon deutlichen Vorsprung haben.

Für Pamac-Teammanager Gino Borsoi ist Martin "der stärkste Fahrer im MotoGP-Feld". Borsoi, der von 1997 bis 2004 in der 125er-Klasse gefahren ist, arbeitete in den vergangenen zehn Jahren im Aspar-Team von Jorge Martinez. Dabei hat er viel Erfahrung gesammelt.

In diesem Jahr übernahm Borsoi im Pramac-Team den Posten des Teammanagers, der nach dem Wechsel von Francesco Guidotti zu KTM vakant gewesen war. Laut Martin hat Borsoi mehr Struktur in den Rennstall gebracht.

"Als ich dieses Projekt mit Pramac begonnen habe, wusste ich, dass zwei großartige Fahrer dabei waren. Aber aus irgendwelchen Gründen konnte Jorge nicht sein volles Potenzial zeigen", blickt Borsoi im Gespräch mit der spanischen Edition von Motorsport.com auf den Winter zurück.

"In diesem Jahr waren die Umstände richtig, auch auf technischer Ebene. Aus dieser Sicht operiert das Team auf dem höchsten Level. Es fehlt absolut gar nichts. Ich bin also nicht überrascht davon, wie Martin fährt."

Gino Borsoi

Ex-Rennfahrer Gino Borsoi ist seit diesem Jahr Teammanager bei Pramac Zoom

"Aber ehrlich gesagt, ich hätte zu Saisonbeginn nicht erwartet, dass wir drei Rennen vor dem Ende noch eine Rolle im Titelkampf spielen", gibt Borsoi zu. Im Vorjahr hatte das Pramac-Duo Schwierigkeiten, weil man mit dem Ducati-Motor mit der Spezifikation 2022 gefahren ist.

Die gefühlte Verbindung zwischen Gasgriff und Motor war für Martin nicht optimal. Pramac gewann kein einziges Rennen. Das Werksteam hatte diese Spezifikation verworfen. Das war die richtige Entscheidung und erklärte im Vorjahr die Differenz zwischen Werk und Pramac.

Woran Pramac mit Martin gearbeitet hat

"Der wichtige Faktor ist das Motorrad. Ab dem ersten Moment beim Valencia-Test hat Martin gesagt, dass er das Motorrad viel mehr mag als sein altes von 2022", betont Borsoi. "Er hat sich auch als Fahrer und als Persönlichkeit stark weiterentwickelt."

"Wir haben uns die vergangenen Jahre angesehen und sind zu der Schlussfolgerung gekommen, dass sich Jorge besser für die langen Rennen am Sonntag vorbereiten sollte, und nicht so sehr für den Sprint oder das Qualifying am Samstag."

"Er war immer ein explosiver Fahrer, das ist bewiesen. Aber im Rennen hat ihm etwas gefehlt. Er war sehr schnell, aber er hat oft nicht das Ergebnis nach Hause gebracht. Ihm hat immer etwas Konstanz gefehlt. Darüber haben wir am Anfang des Jahres viel gesprochen."

Jorge Martin, Franceso Bagnaia

Jorge Martin stellte Bagnaia in den vergangenen Wochen oft in den Schatten Zoom

Borsoi erläutert weiter: "Die Idee war, dass wir uns nicht so sehr auf das Qualifying konzentrieren, sondern uns besser auf die Rennen vorbereiten. So war es dann auch. Schritt für Schritt wurde er besser und wurde im Rennen konstanter."

"Als er das geschafft hatte, haben wir dann daran gearbeitet, auch am Samstag stärker zu werden. Wir wollten eine Balance finden. Zwischen dem, was er am Samstag schon hatte, und dass es am Sonntag etwas besser wird. Jorge hat den Speed und die Fähigkeiten. Das sehen wir."

Das untermauern auch die Zahlen. Seit dem Europa-Auftakt in Jerez waren Martins Sonntagsergebnisse sehr konstant. Er wurde zweimal Zweiter und gewann auf dem Sachsenring. Sein schlechtestes Ergebnis war bisher Rang sieben in Spielberg.

In der zweiten Saisonhälfte drehte er dann auf. In Misano eroberte er seine erste Poleposition. In drei der vergangenen sechs Qualifyings war Martin Schnellster. Dazu hat er die letzten fünf Sprints allesamt gewonnen. Seit Misano kämpfte er auch am Sonntag immer um den Sieg.

Borsoi rechnet nicht mit einer Stallorder von Ducati

Pramac stellt das Ducati-Werksteam in den Schatten. "Wir machen jetzt etwas, das zu Saisonbeginn undenkbar war", meint Borsoi, dass man mit so vielen Erfolgen nicht gerechnet hat. Auch Johann Zarco hat zuletzt in Australien seinen ersten Grand Prix gewonnen.

"Wie es auch immer am Ende ausgeht, wir hatten eine großartige Saison. Deshalb denke ich, dass der Druck auf Bagnaia und dem Werksteam liegt. Er muss beweisen, dass er der Beste ist. Ich denke, wir üben auf ihn und auf Ducati mehr Druck aus, als sie auf uns", findet Borsoi.

Jorge Martin, Francesco Bagnaia

Bartin oder Bagnaia: Wer lacht in Valencia über den WM-Titel? Zoom

Stallorder ist bei Ducati auch in dieser Saison kein Thema. Martin wird als gleichberechtigter Fahrer behandelt, da er ein vom Werk bezahlter Fahrer ist. Die Zusammenarbeit mit Pramac ist eng. Es ist praktisch ein zweites Werksteam in anderen Farben.

"Wir haben darüber gesprochen und ich denke nicht, dass sich etwas ändern wird", sagt Borsoi zum Thema Stallorder. "Ich bin mir sicher, dass alles wie gewohnt weiterlaufen wird. Ich mache mir keine Sorgen. Ich sehe auch keinen Grund für irgendwelche Anweisungen."

"Außerdem ist es jetzt ein Jorge 3.0, denn er hat sich in jedem Aspekt verbessert. Selbst im Regen hat er Speed, obwohl das eine seiner Schwächen war. Wenn ich mir die vergangenen Rennen ansehe, dann würde ich sagen, dass Martin der stärkste Fahrer im MotoGP-Feld ist."

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